Russland wird in Belarus taktischen Atomwaffen aufstellen – an der Grenze zu Polen. Das kündigte Moskaus Botschafter in Minsk, Boris Gryslow, am Sonntag an. Bis zum 1. Juli sollten die benötigten Bunker für die Lagerung der Waffen fertiggestellt sein.
Gryslow, der auch ehemaliger russischer Innenminister und Vorsitzender der Duma war, sprach in der Botschaft auch die Reaktionen des Westens auf die angekündigten Pläne an:
Er bewertete es sogar als positiv, dass die beabsichtigte Stationierung der Atomwaffen in Belarus bereits «eine Menge Lärm» in westlichen Medien verursache. «Endlich wird beachtet, dass es eine gewisse Parität geben sollte», sagte Gryslow.
Dass die Atomwaffen an die Grenze zu Polen gebracht werden, begründete Gyslow so:
Denn im Gegensatz zu den Territorien der Länder, in denen die USA ihre Atomwaffen stationierten, sei der Unionsstaat Russland und Weissrussland ein legalisiertes Territorium. «Für sie sind diese Länder nur Marionetten, aber wir haben einen gemeinsamen Raum», sagte Boris Gryslow.
Kremlchef Wladimir Putin hatte zuletzt vor dem Hintergrund starker Spannungen mit dem Westen infolge des Ukraine-Kriegs angekündigt, taktische Atomwaffen in der benachbarten Ex-Sowjetrepublik Belarus zu stationieren. Er begründete die Stationierung damit, dass die USA seit Jahren Ähnliches in Europa täten.
In einer Analyse des US-Instituts für Kriegsstudien (ISW) hiess es vor einer Woche, Putin wolle im Westen Ängste vor einer atomaren Eskalation schüren, um so die Unterstützung für die Ukraine etwa bei der Lieferung schwerer Waffen zu brechen. Nach ISW-Einschätzung ist es weiter «sehr unwahrscheinlich, dass Russland nukleare Waffen in der Ukraine oder anderswo einsetzt». Putins Schritt habe sich bereits vor dem Krieg in der Ukraine angekündigt, teilte das ISW mit. Russland zementiere mit der Stationierung nuklearer Waffen in Belarus vor allem seinen Einfluss in der Ex-Sowjetrepublik.
(mit Material der dpa)