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Russland-Ukraine: Was der Verlust der «Moskwa» für den Krieg bedeutet

Ukraine: Was der Verlust der «Moskwa» für den Krieg bedeutet

Russland muss den Krieg gegen die Ukraine ohne das Flaggschiff seiner Schwarzmeerflotte fortführen. Der Verlust der «Moskwa» dürfte den Ukrainern vor allem im Luftkampf helfen.
14.04.2022, 11:4214.04.2022, 12:40
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Ein Artikel von
t-online

Noch ist unklar, wer oder was die «Moskwa» ausgeschaltet hat: Die Ukrainer sprechen von einem erfolgreichen Raketenangriff, der Kreml von einer Explosion nach einem Munitionsbrand. Fest steht: Das Schiff mit einer Besatzung von 510 Mann ist kampfuntauglich. Aber welcher Vorteil könnte sich aus dem Angriff für die Ukraine ergeben?

Eigentlich soll die «Moskwa» vor allem feindliche Flugzeugträger bedrohen, die sie mit ihren 16 Antischiffsraketen vom Typ «P-1000 Vulkan» versenken kann. Da es im Schwarzen Meer aber keine Flugzeugträger oder andere Ziele von vergleichbarem Wert gibt, dient die «Moskwa» im Krieg gegen die Ukraine wohl vor allem als mobile Abschussrampe für Flugabwehrraketen.

FILE - The Russian missile cruiser Moskva, the flagship of Russia's Black Sea Fleet is seen anchored in the Black Sea port of Sevastopol, on Sept. 11, 2008. The Russian Defense Ministry confirmed ...
Die «Moskwa» im Hafen von Sewastopol, 11. September 2008.Bild: keystone

Ziele an Land kann die «Moskwa» nicht attackieren

Das 1982 gebaute Schiff verfügt über 64 Raketen vom Typ «S-300F» mit einer Reichweite von 90 Kilometern. «Diese Langstreckenwaffen erlauben es der Moskwa, von ihren Patrouillen aus den grössten Teil des nördlichen Schwarzmeers abzudecken», schreibt der Marineexperte HI Sutton im Magazin «Naval News».

Für Angriffe auf Ziele an Land sei das Schiff dagegen nicht in der Lage, weil es keine entsprechenden Marschflugkörper tragen könne, so Sutton. Auch eine Beteiligung der «Moskwa» an gelegentlichen Angriffen auf ukrainische Schiffe im Schwarzen Meer sei nicht zu erkennen, so Sutton. Bislang habe sich das Schiff eher im Hintergrund und fern der Küste gehalten, wohl auch aus Furcht vor Seeminen.

Haben ihre Bewegungsmuster die «Moskwa» verraten?

Dokumentiert seien aber zwei Scheinangriffe am 15. und am 30. März, bei denen die «Moskwa» im Verbund mit anderen Schiffen auf Odessa zufuhr – und dann kurz vorher wieder abdrehte. Solche Angriffe sollen die Kräfte des Gegners ablenken und binden. 

Verraten haben könnten die «Moskwa» jetzt ihre Bewegungsmuster. Diese hätten sich seit Kriegsbeginn nicht verändert, so Sutton, das Schiff sei in den üblichen Abständen in den Heimathafen Sewastopol eingelaufen. Nach Einschätzung des Experten habe sich die russische Marine zu sehr auf die Luftabwehr auf der Krim verlassen.

Die «Moskwa» könnte Geschichte schreiben

Es ist nicht das erste Kriegsschiff , das Russland im Krieg gegen die Ukraine verliert. Grosses Aufsehen erregte der erfolgreiche ukrainische Angriff auf das Landungsschiff «Saratow» im russisch besetzten Hafen von Berdjansk am 24. März , bei dem auch ein zweites Landungsschiff beschädigt wurde. Ausserdem hat die russische Marine ein Patrouillenboot vom Typ «Raptor» verloren. 

Bei dem angeblichen Angriff auf die «Moskwa» hat die ukrainische Armee nach eigenen Angaben die selbstentwickelte Antischiffsrakete «Neptun» eingesetzt. Diese wurde erst 2018 zum ersten Mal getestet und kann von einer mobilen Abschussrampe abgefeuert werden. Das Geschoss fliegt dann in geringer Höhe bis zu 280 Kilometer weit. Der Militärexperte Rob Lee berichtet unter Berufung auf russische Quellen, dass die Ukrainer zur Ablenkung eine türkische Drohne vom Typ Bayraktar-2 in Richtung der «Moskwa» fliegen liessen.

Bekannt geworden ist die «Moskwa» zu Beginn des Krieges durch die Einnahme der Schlangeninsel, an der sie beteiligt war. Einer der ukrainischen Verteidiger rief das Kriegsschiff auf, sich «zu verpissen» – und wurde dafür später ausgezeichnet. Sollte sich herausstellen, dass die 187 Meter lange und mehr als 11'000 Tonnen schwere «Moskwa» versenkt wurde, würde sie Geschichte schreiben: Seit dem Zweiten Weltkrieg ist kein Schiff mehr von dieser Grösse durch eine feindliche Armee zerstört worden.

((mk,t-online ))

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114 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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G. Laube
14.04.2022 11:51registriert April 2020
Schön, ein ‚Todbringer‘ weniger.
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Influenzer
14.04.2022 12:05registriert Januar 2018
Die Ukraine produziert fleissig russisches Altmetall. Ein schwacher Trost zwar, aber immerhin macht es Hoffnung.
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Hallwilerseecruiser
14.04.2022 12:17registriert Juli 2019
Gemäss neuesten Meldungen ist die Moskva nicht nur kampfunfähig, sondern mittlerweile sogar abgesoffen.
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