International
Saudi-Arabien

UN-Berichterstatterin: Wegen Khashoggi-Ermittlungen mit Tod bedroht

Agnes Callamard, U.N. Special Rapporteur on Extra-Judicial Summary or Arbitrary Executions, talking to reporters in Baghdad, Iraq, Thursday, Nov. 23, 2017. Callamard called on the Iraqi government to  ...
UN-Sonderberichterstatterin Agnès Callamard.Bild: AP/AP

UN-Berichterstatterin: Saudis drohten wegen Khashoggi-Ermittlungen mit Tod

24.03.2021, 05:01
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Im Mordfall Khashoggi belastete sie das saudische Königshaus schwer – nun hat UN-Sonderberichterstatterin Agnès Callamard die rüde Reaktion darauf öffentlich gemacht. Ein ranghoher Vertreter der saudischen Regierung habe bei einem Treffen im Januar 2020 in Genf gleich zwei Mal damit gedroht, sie erledigen zu lassen, wenn sie nicht von den Vereinten Nationen zurückgehalten werde, sagte Callamard dem «Guardian» (Dienstag).

Das habe ihr ein damals anwesender UN-Kollege erzählt. Auf die Frage, wie ihre in Genf ansässigen Kollegen die Bemerkung damals verstanden hätten, antwortete Callamard: «Eine Todesdrohung. So wurde es verstanden.»

Khashoggi war am 2. Oktober 2018 im saudischen Konsulat in Istanbul von einem Spezialkommando aus Riad getötet worden. Die Führung des islamisch-konservativen Königreichs war danach scharfer Kritik ausgesetzt. Die saudische Regierung räumte den Mord erst auf internationalen Druck hin ein.

ARCHIV - Der Prozess im Khashoggi-Mord wird in der T�rkei fortgesetzt. Foto: Hasan Jamali/AP/dpa
Jamal Khashoggi.Bild: sda

Die Spuren führten damals bis in das engste Umfeld des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman, dem eigentlich starken Mann des Landes. UN-Sonderberichterstatterin Callamard kam in einem Untersuchungsbericht zu dem Schluss, dass es glaubwürdige Hinweise auf eine mögliche persönliche Verantwortung des Thronfolgers und anderer ranghoher Vertreter Saudi-Arabiens gebe. Mohammed bin Salman bestritt jedoch, die Ermordung Khashoggis angeordnet zu haben.

Callamard sagte dem «Guardian», die mutmasslichen Drohungen seien bei einem hochrangigen Treffen von saudi-arabischen Diplomaten und Vertretern der UN in Genf gefallen. Ihre Ermittlungsarbeit zu dem Mordfall sei kritisiert worden. Ein hochrangiger saudischer Vertreter habe gesagt, er habe Anrufe bekommen von Personen, die gesagt hätten, sie seien bereit, sich um Callamard zu kümmern. Später habe er die mutmassliche Drohung wiederholt. Er kenne Leute, die angeboten hätten, «sich um die Angelegenheit zu kümmern, wenn Sie es nicht tun».

Drohungen funktionierten bei ihr nicht, sagte Callamard, die demnächst für Amnesty International arbeiten will. «Es hat mich nicht davon abgehalten, so zu handeln, wie ich es für richtig halte.» (sda/dpa)

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Die Chronologie des Falls Khashoggi
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2. Oktober: Der saudische Journalist Jamal Khashoggi besucht das saudische Konsulat in Istanbul. Er benötigt Papiere, um seine türkische Verlobte heiraten zu können. Seitdem fehlt von ihm jede Spur.
quelle: ap/trt world
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19 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Joe Hill
24.03.2021 09:23registriert Dezember 2015
Meine Damen und Herren, unsere engsten Verbündeten im Nahen Osten. Darum gibt es auch keinerlei Sanktionen, egal wie viele Journalisten ermordet, Regimekritiker hingerichtet, Frauen ausgepeitscht und UN-Personal bedroht wird...
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CaptainLonestarr
24.03.2021 05:25registriert Dezember 2016
Öl und Gier regieren die Welt. Die Saudis lassen morden und unterdrücken ihre Frauen, sie führen unrechtmässige Kriege. Die ganze Welt weiss das und trotzdem wird mit ihnrn geschäftet. Auch die Schweiz macht da mit, das ist beschämend.
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Heinzbond
24.03.2021 09:29registriert Dezember 2018
Und mit was lernen wir daraus, manche sind in ihrem ethischen (Ethik nicht Ethnie!) Mittelalter gefangen egal ob sie Smartphones benutzen und Ferrari fahren oder auf Tieren Reiten...
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