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Schweden

Türkei nun doch für einen Nato-Beitritt Schwedens – unter einer Bedingung

Erdogan nun doch für einen Nato-Beitritt Schwedens – unter einer Bedingung

10.07.2023, 13:0710.07.2023, 23:05
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Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat eine Zustimmung zur Aufnahme Schwedens in die Nato überraschend von einer neuen Bedingung abhängig gemacht – der Belebung der vor Jahren auf Eis gelegten Beitrittsgespräche der Türkei zur EU.

epa10733306 Turkey's President Recep Tayyip Erdogan attends a joint press conference with Ukraine's President Zelensky following their meeting in Istanbul, Turkey, 07 July 2023. EPA/TOLGA BO ...
Recep Tayyip Erdogan hat seine Meinung zu einem schwedischen Nato-Beitritt geändert.Bild: keystone

Vor dem Abflug zum Nato-Gipfel sagte Erdogan am Montag in Istanbul an die EU-Länder gerichtet: «Ebnet zunächst den Weg der Türkei in die Europäische Union, danach ebnen wir den Weg für Schweden, so wie wir ihn für Finnland geebnet haben.»

Die Äusserung kommt überraschend. Bislang hatte Erdogan als Hauptgrund für die Blockadehaltung der Türkei zum Nato-Beitritt vor allem Schwedens aus türkischer Sicht unzureichendes Vorgehen gegen «Terrororganisationen» genannt. Er bezieht sich damit vor allem auf die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK, die in der Türkei, EU und den USA auf der Terrorliste steht.

Angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hatte Schweden im Mai 2022 gemeinsam mit Finnland die Nato-Mitgliedschaft beantragt. Finnland wurde Anfang April als 31. Mitglied im Bündnis willkommen geheissen, Schweden fehlte dagegen weiterhin die Zustimmung aus der Türkei und auch aus Ungarn.

epa10686921 Finland's President Sauli Niinisto (C) looks on as Commander of the Finnish Defense Forces, General Timo Kivinen (R) and NATO's Supreme Allied Commander Transformation General Ph ...
Finnlands Präsident Sauli Niinistö bei der Unterschrift des Nato-Vertrags.Bild: keystone

Die Türkei, Finnland und Schweden waren sich eigentlich bereits auf dem Nato-Gipfel im vergangenen Sommer in Madrid einig geworden. In der spanischen Hauptstadt hatten sie damals ein Memorandum unterzeichnet, in dem die beiden nordischen Länder auf die von Beginn an vorgebrachten Bedenken der Türkei eingingen.

Erdogan betonte aber nun erneut, dass Schweden die Bedingungen im Memorandum aus seiner Sicht weiter erfüllen müsse, um in Sachen Nato-Beitritt voranzukommen.

Die EU hatte bereits 2005 mit der Türkei Beitrittsgespräche begonnen. Diese wurden allerdings vor einigen Jahren wieder auf Eis gelegt, weil Brüssel inakzeptable Entwicklungen im Bereich der Rechtsstaatlichkeit sah.

Erdogan war Ende Mai nach 20 Jahren an der Macht erneut zum Präsidenten gewählt worden. Der Wahlkampf galt als unfair, unter anderem weil die Medien zum grossen Teil unter Kontrolle der Regierung stehen und politische Gegner im Gefängnis sitzen. (sda/dpa)

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77 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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dega
10.07.2023 13:21registriert Mai 2021
1. Gespräche aufnehmen
2. Beitritt Schwedens
3. Gespräche abbrechen mit der Begründung, dass EU und NATO zwei verschiedene Bündnisse sind.

Haben die wohl die Eier nicht dazu in Brüssel...
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Bert Stein
10.07.2023 13:29registriert November 2020
Klar doch - mit Erpressung schafft die Türkei sicher den nötigen Goodwill!
Andererseits könnte die EU schon die Türe einen Spaltbreit öffnen, um den schwedischen NATO-Beitritt zu ermöglichen. Solange die Türkei Nordzypern besetzt hält, wird Zypern sowieso das Veto einlegen.
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Wusu
10.07.2023 13:44registriert Juli 2022
Und so wie er die NATO zu erpressen versucht - so wird er versuchen die EU zu erpressen - na Danke für Backobst.
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