International
Skandinavien

Chemie-Nobelpreis geht an die Entwicklerinnen der Genschere

Chemie-Nobelpreis geht an die Entwicklerinnen der Genschere

07.10.2020, 11:5907.10.2020, 14:25
Mehr «International»

Der Nobelpreis für Chemie geht in diesem Jahr an die Biochemikerinnen Emmanuelle Charpentier aus Frankreich und Jennifer A. Doudna aus den USA. Die Auszeichnung würdigt ihre Entwicklung einer Methode zur Erbgutveränderung. Das teilte die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften am Mittwoch in Stockholm mit.

Das Frauen-Duo hat massgeblich eines der schärfsten Werkzeuge der Gentechnologie mitentwickelt: CRISPR/Cas9. Mit der Genschere lässt sich das Erbgut von Tieren, Pflanzen und Mikroorganismen mit höchster Präzision verändern.

«In diesem genetischen Werkzeug steckt eine enorme Kraft, die uns alle betrifft. Es hat nicht nur die Grundlagenwissenschaft revolutioniert, sondern hat auch zu innovativen Nutzpflanzen geführt und wird zu bahnbrechenden neuen medizinischen Behandlungen führen», erklärte Claes Gustafsson, Vorsitzender des Nobelkomitees für Chemie.

Der diesjährige Chemie-Nobelpreis gleicht das Geschlechtsungleichgewicht ein bisschen aus: Charpentier und Doudna sind Chemie-Nobelpreisträgerinnen Nummer sechs und sieben, insgesamt wurden bisher 186 Forschende in Chemie geehrt. Damit stieg der Frauenanteil der Preisträger in diesem Jahr von 2,7 auf 3,8 Prozent.

«Heureka-Moment»

Charpentier, Direktorin am Berliner Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie, meinte einst, sie habe einen «Heureka-Moment» in ihrem damaligen Labor in Wien gehabt, wie die Genschere funktioniere. Sie beschrieb bereits 2011, dass CRISPR/Cas9 im Bakterium Streptococcus pyogenes wie ein Präzisionsskalpell arbeitet.

Im selben Jahr spannte sie mit Doudna von der University of California in Berkeley (USA) zusammen. Im Labor von Doudna arbeitete damals auch der Biochemiker Martin Jinek von der Universität Zürich. Er trug massgeblich zur Entwicklung der Genschere bei und wurde einst gar als Nobelpreiskandidat gehandelt.

Den Forschenden gelang es schliesslich, die Genschere der Bakterien in einem Reagenzglas nachzubauen und die molekularen Bestandteile der Schere zu vereinfachen. Die Anleitung für den Schneidemechanismus präsentierten sie 2012 im Fachjournal «Science», Jinek war der Erstautor der Studie.

Kurz darauf stellte der Bioingenieur Feng Zhang vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) im gleichen Magazin eine Arbeit zur universellen Einsetzbarkeit der Methode vor.

Der Traum: Die Heilung von Erbkrankheiten

Das Werkzeug habe zu vielen wichtigen Entdeckungen in der Grundlagenforschung beigetragen, so das Nobelkomitee. Forscher seien in der Lage, Nutzpflanzen zu entwickeln, die Schimmel, Schädlingen und Dürre widerstehen. In der Medizin würden klinische Versuche mit neuen Krebstherapien laufen, und der Traum, Erbkrankheiten heilen zu können, stehe kurz vor seiner Erfüllung.

Im vergangenen Jahr ging der Nobelpreis für Chemie an John B. Goodenough, M. Stanley Whittingham und Akira Yoshino für die Entwicklung von Lithium-Ionen-Batterien.

Die Nobelpreise sind pro Kategorie mit zehn Millionen schwedischen Kronen (rund 1'030'000 Franken) dotiert. Offiziell geehrt werden die Preisträgerinnen und Preisträger am 10. Dezember, dem Todestag des Preisstifters und Dynamit-Erfinders Alfred Nobel. Sie erhalten dann neben dem Preisgeld die berühmte Medaille sowie eine Nobelurkunde. (sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
19 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Dario4Play
07.10.2020 14:05registriert Dezember 2014
Über einen tweet von trump könnt ihr 10 artikel schreiben, aber über menschen die ihr ganzes leben, diesen moment gewidmet haben schreibt ihr 5 sätze? Lol
1074
Melden
Zum Kommentar
avatar
Hendricks Malz&Hopfen
07.10.2020 13:08registriert September 2020
Der Wirtschaftsnobelpreis ist kein Nobelpreis.
3611
Melden
Zum Kommentar
19
    In Italien sind Schiedsrichter nun per Gesetz mit Polizisten gleichgestellt

    In Italien sind Schiedsrichter in allen Fussball-Ligen immer wieder mit Gewalt konfrontiert. Um das Problem unter Kontrolle zu bekommen, hat die italienische Regierung am Freitagabend eine spezielle Regelung zum Schutz der Schiedsrichter gebilligt. Laut der Verordnung werden nun Angriffe auf einen Schiedsrichter mit jenen auf Polizeibeamte gleichgestellt und dementsprechend streng bestraft. Es drohen Haftstrafen zwischen drei und fünf Jahren.

    Zur Story