Die Statements, welche die US-Turnerinnen Simone Biles, Alexandra Raisman und McKayla Maroney am Mittwoch vor dem Justizausschuss des US-Senats gemacht haben, gehen unter die Haut. Sie klagen an: den ehemaligen Team-Arzt Lawrence «Larry» G. Nassar wegen sexuellen Missbrauchs – und das FBI wegen Fehlverhaltens.
«Was bringt es, Missbrauch anzuzeigen?», fragt Maroney und erzählte, wie sie im Sommer 2015 dem FBI am Telefon in den kleinsten Einzelheiten geschildert habe, wie Nassar sie bereits als Kind missbrauchte.
Maroney spricht z.B. davon, wie der ehemalige Teamarzt sie angewiesen habe ohne Unterwäsche zu trainieren, damit er sie besser korrigieren könne bei Fehlern. Und fügt an: «Seine Finger waren nur Minuten später in meiner Vagina» – Maroney war damals 13 Jahre alt.
"What is the point of reporting abuse if our own FBI agents are going to take it upon themselves to bury that report in a drawer," McKayla Maroney says on the FBI's handling of the Larry Nassar investigation.
— MSNBC (@MSNBC) September 15, 2021
"They had legal, legitimate evidence of child abuse and did nothing." pic.twitter.com/0sDHdLMj4E
Maroney wirft den FBI-Beamten vor, sie hätten ihre Erlebnisse heruntergespielt. So seien ihrer Aussagen kommentiert worden mit: «Das ist alles?» Weiter sagte sie, dass ihre Aussagen erst 17 Monate später dokumentiert worden seien – und zwar «völlig falsch». Das FBI und die zuständigen Verantwortlichen bei den Sportverbänden hätten «sich entschieden, über das, was ich sagte, zu lügen und einen Serien-Missbraucher zu schützen, anstatt mich und vor allem unzählige andere zu schützen.»
Simone Biles fragt in ihrer Aussage unter Tränen: «Wie viel ist ein kleines Mädchen wert?» Denn aufgrund der heruntergespielten Aussagen hatte Nassar die Gelegenheit, 17 Monate lang dutzende weitere Mädchen zu missbrauchen, wie die «New York Times» unter Berufung auf den Untersuchungsbericht des Generalinspektors der Staatsanwaltschaft bereits im Februar 2018 schrieb.
Just vor den olympischen Spielen in Tokyo 2021 veröffentlichte das Büro des Generalinspektorats im US-Justizministerium einen Bericht aus dem hervorgeht, dass das FBI Hinweise auf den sexuellen Missbrauch durch Nassar nicht korrekt behandelt habe: Die FBI-Beamten hätten nicht mit der nötigen «Ernsthaftigkeit und Dringlichkeit» reagiert.
Rachael Denhollander, Anwältin und ehemalige Turnerin, sagte nach der Veröffentlichung des Berichts gegenüber der New York Times: «Warum sagen Missbrauchsopfer nie aus? Genau darum!»
In einer bemerkenswerten Aussage räumte der FBI-Direktor, Christopher A. Wray, am Mittwoch vor dem Justizausschuss des US-Senats ein, dass es ein Fehlverhalten seitens der Behörde gegeben habe – und entschuldigte sich bei den Opfern: «Es tut mir leid, dass so viele Menschen euch immer und immer wieder enttäuscht haben.» Und weiter: «Es tut mir besonders leid, dass es Leute beim FBI gab, die 2015 die Chance gehabt hätten, dieses Monster zu stoppen. Aber sie haben versagt. Und das ist unentschuldbar. Wir tun alles, was in unserer Macht steht, um sicherzustellen, dass so etwas nie wieder passiert.»
Wray versicherte, dass beim FBI in Folge des Nassar-Falles neue Richtlinien, Verfahren und Schulungen eingeführt wurden. Zudem würden FBI-Beamte nun verpflichtet sein, Missbrauchsfälle an die staatliche und lokale Strafverfolgung zu melden. Er versprach, dass die Schritte bei künftigen Ermittlungen «vierfach überprüft» würden, damit es nie mehr zu einem solchen «Versagen» komme.
Nassar wurde in den letzten Jahren insgesamt drei Mal zu Gefängnisstrafen bis zu 175 Jahren verurteilt. Er hatte sich in den Verfahren schuldig bekannt, Mädchen sexuell misshandelt zu haben. Hunderte Turnerinnen und ihre Eltern hatten gegen ihn geklagt.
(yam)
Finde bei uns sind die Strafen dafür viel zu niedrig und auch die "Vertuscher" sollten hart bestraft werden- egal ob Angehörige, Polizisten, Kirchenleute etc.
Glaubt endlich den Opfern!
Und bevor die kommen, die "falsche Beschuldigung" rufen.. es ist eine sehr geringe Zahl! Und diese rechtfertigt nicht, dass man einfach standardmässig keinem Opfer glaubt!