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Sudan

Sudans Armee verliert gegen Rebellen – schwere Gräueltaten befürchtet

FILE - Sudanese soldiers from the Rapid Support Forces unit, led by Gen. Mohammed Hamdan Dagalo, the deputy head of the military council, secure the area where Dagalo attends a military-backed tribe&# ...
RSF-Kämpfer haben die Grossstadt El Fascher erobert – sie sind für ihr brutales Vorgehene gegen Zivilisten bekannt.Bild: keystone

Sudans Armee verliert gegen Rebellen – schwere Gräueltaten befürchtet

Nach der Einnahme der letzten von der sudanesischen Regierung kontrollierten Grossstadt in der Region Darfur durch eine Miliz warnen die Vereinten Nationen vor einer weiteren militärischen Eskalation.
28.10.2025, 07:0728.10.2025, 07:07

UN-Generalsekretär António Guterres forderte die RSF-Miliz und die sudanesischen Streitkräfte zu Verhandlungen auf. Die UN beschreiben die Lage in dem Land als die grösste humanitäre Krise der Welt.

Die sudanesische Armee hatte am Montag bestätigt, sich aus El Fascher, der Hauptstadt des Bundesstaats Nord Darfur, zurückgezogen zu haben. In der Stadt leben nach UN-Schätzungen noch bis zu 300'000 Menschen. Es wird befürchtet, dass den Menschen in der Stadt durch die RSF schwere Gewalttaten, Tötungen, Folter und Vergewaltigungen sowie ethnische motivierte Vertreibung drohen. El Fascher war seit anderthalb Jahren von der Miliz belagert worden.

Guterres zutiefst besorgt

Guterres sagte nach Angaben seines Sprechers Stéphane Dujarric, die sudanesischen Streitkräfte und die RSF-Miliz müssten unverzüglich mit seinem persönlichen Gesandten für den Sudan, Ramtane Lamamra, in Kontakt treten und rasche Schritte in Richtung einer Verhandlungslösung unternehmen. Er sei zutiefst besorgt über die jüngste militärische Eskalation im Sudan und verurteile berichtete Verstösse gegen das humanitäre Völkerrecht.

Guterres sei zudem zutiefst alarmiert darüber, dass weiterhin Waffen und Kämpfer in den Sudan gelangten und damit die ohnehin schon verzweifelte Lage im Land weiter verschärften, sagte Dujarric weiter. Dies müsse unverzüglich beendet werden. Humanitäre Hilfe für die bedürftigen Zivilisten müsse schnell und ungehindert geliefert werden können. Seit mehr als achtzehn Monaten seien El Fascher und die umliegenden Gebiete in Darfur ein Epizentrum des Leids. Täglich forderten Unterernährung, Krankheiten und Gewalt Menschenleben.

Auswärtiges Amt erschüttert

Das Auswärtige Amt Deutschlands teilte auf der Plattform X mit: «Wir sind erschüttert über die Berichte aus El Fasher, Sudan.» Kämpfer der RSF seien tief in die Stadt vorgedrungen und töteten wahllos Zivilisten.

«Das muss sofort aufhören», hiess es weiter. Die RSF hätten öffentlich zugesagt, Zivilisten schützen wollen. «Sie werden sich für diese Taten verantworten müssen.»

UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk sagte:

«Das Risiko weiterer gross angelegter, ethnisch motivierter Verstösse und Gräueltaten in El Fascher steigt von Tag zu Tag.»

Es müssten dringend konkrete Massnahmen ergriffen werden, um den Schutz der Zivilbevölkerung zu gewährleisten.

Berichte über willkürliche Hinrichtungen mehren sich

Die Paramiliz hatte bereits am Sonntag zuerst die Einnahme des Armeepostens und dann der gesamten Stadt verkündet. Dem UN-Menschenrechtsrat zufolge mehren sich die Berichte, wonach die Miliz willkürliche Hinrichtungen in El Fascher durchführt. Die Kämpfe hatten in den vergangenen Wochen zu erhöhten Flüchtlingsströmen geführt. Tausende Vertriebene waren nach Angaben von Hilfsorganisationen aus der Stadt in umliegende Gebiete geflohen.

Im Sudan herrscht seit April 2023 ein brutaler Machtkampf zwischen De-facto-Machthaber Abdel-Fattah al-Burhan und seinem einstigen Stellvertreter Mohamed Hamdan Daglo, der die RSF kommandiert. Während die Armee zwischenzeitlich die Hauptstadt Khartum zurückerobern konnte, hat die RSF-Miliz ihre Kontrolle über die Region Darfur an der Grenze zum Tschad verfestigt. Beobachter fürchten eine dauerhafte Spaltung des Landes.

Die RSF ist aus arabischen Reitermilizen hervorgegangen, denen vorgeworfen wird, vor gut 20 Jahren für einen Genozid an nichtarabischen Bevölkerungsgruppen in Darfur mit bis zu 300'000 Toten verantwortlich zu sein. Damals kämpften sie noch gemeinsam mit der sudanesischen Armee.

Für den aktuellen Bürgerkrieg seit 2023 gibt es keine belastbaren Opferzahlen, nach einer von den USA zitierten Schätzung könnten aber bis zu 150'000 Menschen ums Leben gekommen sein. Mehr als zwölf Millionen Menschen sind auf der Flucht. Mehr als 26 Millionen Menschen, etwa die Hälfte der Bevölkerung, sind von Hunger bedroht. (sda/dpa)

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10 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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stronghelga
28.10.2025 07:36registriert März 2021
Wieder zeigt sich die Hilflosigkeit der UNO. Wenn der Generalsekretär „besorgt“ ist, steht das Schlimmste meist bevor.
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Heinz666
28.10.2025 08:28registriert Dezember 2020
Bin gerade das Buch vom UNO-General damals in Ruanda am Lesen. Mir wird schlecht, wenn ich nun auf den Sudan blicke 😔
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Gitarrenmensch
28.10.2025 09:08registriert Mai 2021
Die grösste humanitäre Katastrophe momentan und die Welt schaut weg.
Ein paar Worte des Bedauerns, zahnlose Statements der UNO und hie und da ein Artikel wie dieser, mehr passiert offensichtlich nicht.
Warum sind die Sudanesen den Menschen hier so egal? Warum setzt die offizielle Schweiz sich nicht mehr ein?
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