Nach einer weitgehend eingehaltenen 24-stündigen Waffenruhe sind in Sudans Hauptstadt Khartum erneut Gefechte ausgebrochen. Das berichteten Augenzeugen und mehrere Medien am Sonntag. Demnach soll die sudanesische Armee bereits kurz nach Ende der Feuerpause um 6.00 Uhr Ortszeit unter anderem erneut Luftangriffe gegen Stellungen der gegnerischen Paramilitärs RSF in Khartums Vororten Bahri und Omdurman durchgeführt haben. Auch Artillerie und Luftabwehrraketen seien zu hören gewesen.
Die Feuerpause war - wie bereits zuvor - von den USA und Saudi-Arabien vermittelt worden war. Ziel war es, humanitäre Versorgung zu ermöglichen. Medien und Augenzeugen zufolge blieb es in Khartum tatsächlich ruhig. Die Situation an anderen Orten im Land, vor allem in der teils von schwerer Gewalt betroffenen Region Darfur, war schwer zu überprüfen. Nachdem vorherige Feuerpausen wiederholt gescheitert waren, hatten die Vermittler gewarnt, ein Verstoss könne den Abbruch der Verhandlungen mit den Parteien im saudischen Dschidda bedeuten. Wann Gespräche fortgesetzt werden, war zunächst offen.
Im Sudan kämpfen seit Mitte April die Rapid Support Forces (RSF) des früheren Vize-Machthabers Mohammed Hamdan Daglo, eine aus Milizen hervorgegangene Quasi-Armee mit Zehntausenden Kämpfern, gegen die Streitkräfte unter der Führung von De-facto-Staatschef Abdel Fattah al-Burhan. Die beiden Generäle hatten sich 2019 und 2021 gemeinsam an die Macht geputscht, später aber zerstritten. Ein von der Zivilbevölkerung geforderter Übergang zur Demokratie in dem rund 46 Millionen Einwohner zählenden Land im Nordosten Afrikas blieb aus.
Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen berichtete am Samstag, dass ihre Mitarbeiter zu einem Propagandavideo zugunsten der RSF genötigt worden seien. Ihr Konvoi sei beim Verlassen eines Lagerhauses gestoppt worden. «Die RSF forderte uns auf, vor der Kamera eine Erklärung über die Vorgehensweise der RSF in diesem Fall abzugeben und wir waren dazu verpflichtet, damit unser Konvoi seine Reise fortsetzen konnte.»
Die RSF hatten am Freitag ein Video veröffentlicht, das einen Uniformierten mit einer Gruppe von MSF-Mitarbeitern zeigt. «Wurden Sie Gegenstand illegaler Handlungen, Erpressungen, Drohungen oder Gewalt durch RSF-Personal?», fragt der Mann laut Untertiteln. Ein Mitarbeiter antwortet unter anderem, dass humanitäre Gesetze eingehalten würden und man ohne Einflussnahme jeglicher Partei arbeiten könne.
MSF und andere Helfer haben seit Ausbruch des Konflikts immer wieder Plünderungen und Angriffe beklagt. «Die MSF-Teams beantworteten die Fragen unter Bestätigung der humanitären Grundsätze von MSF: Wir sind mit keiner der Konfliktparteien verbündet und unser einziges Ziel ist es, die vom Konflikt betroffene Bevölkerung zu unterstützen, die medizinische Hilfe benötigt», teilten MSF mit. «Lebensnotwendige humanitäre Hilfe darf nicht instrumentalisiert werden.»
Die Weltgesundheitsorganisation zählte bis Anfang Juni 48 bestätigte Angriffe auf Gesundheitspersonal. Nach Angaben des UN-Nothilfebüros OCHA unter Verweis auf Zahlen des Gesundheitsministeriums sind im Konflikt bis Anfang Juni mindestens 780 Menschen getötet und 5800 verletzt worden. Rund 1.6 Millionen Menschen sind auf der Flucht. (saw/sda/dpa)