Der russische Oppositionspolitiker Alexej Nawalny ging auf Konfrontationskurs mit Wladimir Putin und muss dafür einen hohen Preis bezahlen. Den Mordanschlag hat er zwar überlebt. Aber er wurde in diversen Prozessen zu mehreren Jahren Straflager verurteilt. Auch heute sitzt er in russischer Gefangenschaft.
Jetzt kann Nawalny zumindest einen kleinen Erfolg feiern: Die Dokumentation über seinen Kampf gegen die Macht Putins und seine Leidenszeit in den vergangenen Jahren hat einen Oscar gewonnen.
Im Nawalny-Lager war die Freude gross. Seine Familie nahm den Filmpreis persönlich in Los Angeles entgegen. Die erwachsenen Kinder des Putin-Gegners zeigten sich erfreut:
Hollywood und die US-Filmindustrie feiern Putins Feind. «Er ist im Gefängnis, weil er die Wahrheit gesagt hat und weil er für unsere Freiheit kämpft», sagte Maria Pevchik, die für Nawalny arbeitet und Teil der Nawalny-Entourage auf dem roten Teppich war, triumphal.
Friede, Freude, Eierkuchen unter den Putin-Gegnern also? Weit gefehlt. Denn die Ukrainer schäumen vor Wut ob der Lobhudelei für Nawalny. Sie sehen in ihm alles andere als einen Verbündeten im Kampf gegen die Russen. Und dies hat seine Gründe.
Denn Nawalny hat zwar in den letzten Monaten den Krieg in der Ukraine verurteilt. Aber er hat laut den Ukrainern nie den russischen Imperialismus und die damit einhergehenden Ansprüche auf ukrainisches Territorium angeprangert.
Im Gegenteil: Er hat nach der Annexion der Krim im Jahr 2014 die Meinung geäussert, dass die Halbinsel russisches Staatsgebiet bleiben soll. Und er hat sich gegen einen NATO-Beitritt der Ukraine ausgesprochen.
Als Freund eignet sich Nawalny damit für die Ukrainer nicht. Und sie machen daraus auch keinen Hehl.
The first photo is the fight for freedom. The second photo is the fight for power. Do not confuse them. pic.twitter.com/am3K1eweAt
— Taras Mishchenko (@tarasmi) March 13, 2023
«Das erste Bild zeigt den Kampf für Freiheit, das zweite den Kampf für Macht. Verwechsle sie nicht», schreibt beispielsweise Taras Mischenko auf Twitter. Er ist Chefredaktor der ukrainischen Publikation Mezha.Media.
First photo: ukrainian family suffered from Putin
— naumenko (@naumenkocv) March 13, 2023
Second photo: russian family suffered from Putin pic.twitter.com/hLCbWpkUxn
Andriy Sadovyi, Bürgermeister der westukrainischen Stadt Lwiw, fasste es so zusammen:
Навальний — це бутерброд, який запаковували в ланчбокс і возять по світу як приклад того, що в росії ще залишилась опозиція. Обговорюють його рецептуру, черствий хліб, зіпсутий сир і специфічний запах російської пропаганди, якою тепер тхне Оскарівська статуетка.
— Андрій Садовий (@AndriySadovyi) March 13, 2023
Im Februar dieses Jahres haben Nawalny und sein Team ihre Tonart gegenüber der Ukraine zwar deutlich angepasst. Nawalny sprach dabei vom «unprovozierten Angriff russischer Truppen auf die Ukraine»:
On the eve of the anniversary of the full-scale and unprovoked invasion of Ukraine by Russian troops, I have summarized the political platform of mine and, hopefully, of many other decent people.
— Alexey Navalny (@navalny) February 20, 2023
15 theses of a Russian citizen who desires the best for their country.
Zum Freund der Ukraine macht ihn dies aber noch lange nicht. Zumal ihm Liberale auch seine wiederholt rassistischen und fremdenfeindlichen Äusserungen in der Vergangenheit vorwerfen. Auch gegen Ukrainer gerichtet.
Using ethnic or racial slurs does not appear to be a problem for Navalny either. He called Ukrainians by the ethnic slur “khokhols” (that tweet is still available btw) and used derogatory names towards non-Slavic ethnicities in Russia as well. pic.twitter.com/IJ876ndwZX
— Ostap Yarysh (@OstapYarysh) January 27, 2023
Am besten beschrieb die Abneigung gegenüber Nawalny wohl der ukrainische Journalist Ostap Yarisch. Er schrieb:
(aeg)
Dass man Ihm einen Oscar dafür gibt und somit weiter Oel ins Feuer giesst, finde ich dann wiederum schlecht.