Inmitten der laufenden ukrainischen Gegenoffensive hat Präsident Wolodymyr Selenskyj sich bei westlichen Partnern für die anhaltende Militärhilfe bedankt. In seiner abendlichen Videoansprache erwähnte Selenskyj am Samstag auch explizit Deutschland, das gerade erst die Lieferung von 64 weiteren Lenkflugkörpern für Luftverteidigungssysteme vom Typ Patriot an das angegriffene Land angekündigt hatte.
Im schwer überfluteten südukrainischen Gebiet Cherson stieg die Zahl der Toten auch anderthalb Wochen nach der verheerenden Staudamm-Zerstörung weiter an. Im russischen St. Petersburg traf sich eine afrikanische Delegation mit Kremlchef Wladimir Putin, um ihre – von nicht besonders grosser Hoffnung begleitete – Friedensinitiative für die Ukraine zu präsentieren.
«Deutschland, danke (...) für die unveränderte Stärke beim Schutz von Leben vor dem russischen Raketenterror», sagte Selenskyj. Zuvor hatte allerdings der ukrainische Botschafter in Deutschland, Oleksii Makeiev, auch darauf hingewiesen, dass sein Land mehr westliche Unterstützung zur Verteidigung gegen Russland brauche: «Die Unterstützung durch den Westen ist überlebensnotwendig für uns. Aber sie genügt nicht: Sie können sich vorstellen, wir haben zwei Iris-T-Systeme, ein paar Patrioten», sagte Makeiev der «Berliner Zeitung» mit Blick auf die beiden Luftverteidigungssysteme.
Kiew sei damit zwar gut geschützt, anderswo würden aber mehr Flugabwehrsysteme, gepanzerte Fahrzeuge und Panzer gebraucht. Der Diplomat bekräftigte die ukrainische Forderung nach Kampfjets und Langstreckenmunition.
Auch rund anderthalb Wochen nach der Zerstörung des wichtigen Kachowka-Staudamms stieg unterdessen die Zahl der Todesopfer im südukrainischen Gebiet Cherson weiter. Die ukrainischen Behörden melden infolge der verheerenden Hochwasser inzwischen 16 Tote, die russischen Besatzer auf der anderen Seite des Flusses Dnipro 29. Dutzende Anwohner werden noch vermisst. Die Ukraine wirft Russland vor, den Staudamm absichtlich gesprengt zu haben, auch viele internationale Experten halten das für wahrscheinlich. Moskau dementiert das.
Bei einem Besuch im russischen St. Petersburg riefen die Vertreter mehrerer afrikanischer Staaten Russland zu Verhandlungen mit der Ukraine auf. «Wir möchten Sie ermutigen, Verhandlungen mit der Ukraine aufzunehmen», sagte der Vorsitzende der Afrikanischen Union und Präsident der Komoren, Azali Assoumani, laut Agentur Interfax bei einem Treffen mit Kremlchef Putin. Der südafrikanische Staatschef Cyril Ramaphosa erklärte demnach: «Wir sind davon überzeugt, dass für beide Seiten die Zeit gekommen ist, um Verhandlungen aufzunehmen und diesen Krieg zu beenden.»
Die Delegation, der auch Vertreter aus Ägypten, dem Senegal, Sambia, der Republik Kongo und Uganda angehören, erarbeitete im Zuge ihrer Friedensinitiative eigenen Angaben zufolge einen Zehn-Punkte-Plan. Putin sprach der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zufolge von einem «ausbalancierten Ansatz der afrikanischen Freunde in der Ukraine-Krise». Die Hoffnung auf Erfolg ist nach fast 16 Monaten russischem Angriffskrieg aber äusserst gering. Vor ihrem Besuch in St. Petersburg war die Delegation am Freitag beim ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Kiew.
US-Aussenminister Antony Blinken traf an diesem Sonntag zu einem zweitägigen Besuch in China ein – seine erste Reise in die Volksrepublik. Für Streit zwischen den beiden Ländern sorgt unter anderem Chinas Unterstützung für Russlands Krieg in der Ukraine. (con/sda/dpa)