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Selenskyj bei Nato-Gipfel - aber kein schneller Ukraine-Beitritt

Ukrainian President Volodymyr Zelensky and Secretary General of NATO Jens Stoltenberg L hold a joint press conference on April 20, 2023 in Kyiv, Ukraine. NATO Secretary-General makes for the first tim ...
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Selenskyj bei Nato-Gipfel – aber kein schneller Ukraine-Beitritt

21.04.2023, 16:4221.04.2023, 17:14
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Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wird laut Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg im Juli am Gipfeltreffen des Verteidigungsbündnisses in Litauen teilnehmen.

Dass dabei schon der Weg für eine Aufnahme des von Russland angegriffenen Landes in das westliche Militärbündnis freigemacht werden könnte, wie dies die Ukraine fordert, galt jedoch als sehr unwahrscheinlich.

«Ich habe ihn eingeladen, und ich freue mich, dass er die Einladung angenommen hat und am Nato-Gipfel in Vilnius teilnehmen wird», sagte Stoltenberg am Freitag am Rande eines Treffens der internationalen Kontaktgruppe zur Koordinierung von Militärhilfe für die Ukraine auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein im südwestdeutschen Bundesland Rheinland-Pfalz.

Aus Russland kam am Freitag erneut Kritik an der Nato. «Die Nato setzt offensichtlich ihren Kurs fort, die Ukraine zu verschlingen und in das Bündnis zu ziehen», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow laut Nachrichtenagentur Interfax. Mit Blick auf den vom russischen Präsidenten Wladimir Putin vor 14 Monaten angeordneten Einmarsch in die Ukraine sagte Peskow weiter: «All das zeigt einmal mehr jedem, der zumindest ein wenig Denkvermögen hat, die Richtigkeit der Entscheidung des Präsidenten über den Anfang dieser Operation.»

Ein offizielles Kriegsziel des Kremls lautet, eine Nato-Mitgliedschaft des Nachbarlands zu verhindern - auch wenn dieses als souveräner Staat grundsätzlich das Recht auf freie Bündniswahl hat. Die Ukraine hat das Ziel des Nato-Beitritts seit 2019 in der Verfassung verankert. Dem ging unter anderem die russische Annexion der Halbinsel Krim 2014 voran. Ein Beitritt der Ukraine vor Beginn der russischen Invasion im Vorjahr stand keinesfalls unmittelbar bevor.

Stoltenberg: Vor Nato-Beitritt muss Ukraine erstmal Krieg überstehen

Stoltenberg, der am Donnerstag erstmals seit Beginn der russischen Invasion Kiew besucht hatte, sicherte Selenskyj dabei grundsätzlich Unterstützung für das Beitrittsgesuch zu. «Der Ukraine steht ein Platz in der Nato zu», sagte er. Allerdings war ein Beitritt schon auf dem Nato-Gipfel 2008 in Bukarest ins Auge gefasst worden, ohne jedoch einen Zeitplan zu nennen. Stoltenberg machte in Ramstein deutlich, dass auch derzeit eine schnelle Aufnahme nicht auf der Tagesordnung stehe. «Jetzt geht es vor allem darum, dass die Ukraine siegt», sagte Stoltenberg. «Denn wenn sich die Ukraine nicht als souveräne unabhängige Nation in Europa durchsetzt, dann ist es sinnlos, über eine Mitgliedschaft zu diskutieren.» Er sprach sich für weitere Gespräche über eine Abgabe westlicher Kampfjets an die Ukraine aus. Bislang hat Kiew aus dem Westen Kampfjets sowjetischer Bauart erhalten, wünscht sich aber Flugzeuge westlicher Bauart.

Selenskyj fordert «wohlverdiente Einladung»

Selenskyj forderte hingegen, auf dem Nato-Gipfel im Juli den Weg zur Aufnahme seines Landes ins westliche Militärbündnis freizumachen. Weder in der Ukraine noch in Europa noch in der Nato würde die Mehrheit der Bevölkerung verstehen, wenn Kiew keine «wohlverdiente Einladung» erhielte, sagte Selenskyj am Donnerstagabend in seiner täglichen Videoansprache. Kaum jemand trage derzeit mehr zur euroatlantischen Sicherheit bei als die ukrainischen Soldaten. Kiew habe daher «alles getan, um sicherzustellen, dass unsere Anfrage erfüllt wird».

USA und ihre Partner sagen Kiew weitere Hilfe zu

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin hat die westlichen Partner bei dem Treffen in Ramstein auf eine weitere Unterstützung der Ukraine im Krieg gegen Russland eingeschworen. «Die Ukraine braucht dringend unsere Hilfe, um ihre Bürger, Infrastruktur und Einheiten vor der Bedrohung durch russische Raketen zu schützen», sagte Austin am Freitag auf dem amerikanischen Militärstützpunkt in der Pfalz. Man werde die Ukraine so lange wie nötig unterstützen.

Ukraine meldet nächtliche Drohnenangriffe - auch Kiew betroffen

Unterdessen griff Russland die Ukraine erneut mit Kampfdrohnen an. Acht der landesweit insgesamt zehn Angriffe hätten in der Nacht zum Freitag abgewehrt werden können, teilte der ukrainische Generalstab auf Facebook mit. Erstmals seit knapp einem Monat hätten russische Drohnen auch wieder die Hauptstadt Kiew beschossen. Zwischenzeitlich war nachts in der gesamten Ukraine Luftalarm ausgelöst worden. Über mögliche Opfer wurde zunächst nichts bekannt. An den Fronten im Osten und Süden des Landes ging der Stellungskrieg unterdessen weiter. Keine der beiden Seiten berichtete über grössere Geländegewinne.

London: Russen bewerten Schlammproblem für ukrainische Offensive über

Vor einer erwarteten ukrainischen Offensive schätzten russische Online-Medien nach Ansicht britischer Militärexperten absichtlich die Bedeutung der Bodenbeschaffenheit als zu wichtig ein. Dies geschehe offenbar, um die eigene Moral zu heben, ging aus dem Geheimdienst-Update des britischen Verteidigungsministeriums zum russischen Angriffskrieg hervor. Eine grössere Einschränkung für die Manövrierbarkeit abseits von Strassen dürften demnach Minen sein.

Russischer Kampfjet bombardiert versehentlich russische Stadt

Ein russischer Kampfjet hat versehentlich die russische Grossstadt Belgorod unweit der Grenze zur Ukraine beschossen. «Auf der Kreuzung einer der Hauptstrassen hat sich ein riesiger Krater mit einem Radius von 20 Metern gebildet», teilte der Gouverneur der Region Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, am Donnerstagabend mit. Drei Menschen seien verletzt worden. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau habe der Kampfjet «ungeplant Munition abgeschossen». (oee/sda/dpa)

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