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Trumps Abschiebeoffensive: Abgeordnete Ilhan Omar wird zum Ziel

FILE - Rep. Ilhan Omar, D-Minn., speaks during a news conference, May 24, 2023, on Capitol Hill in Washington. (AP Photo/Jacquelyn Martin, File)
Ilhan Omar
Ilhan Omar, demokratische Kongressabgeordnete in den USA, sieht sich immer wieder Anfeindungen ausgesetzt.Bild: keystone

Abgeordnete Ilhan Omar wird Ziel von Trumps Abschiebeoffensive

Die demokratische US-Abgeordnete Ilhan Omar ist Hassobjekt vieler Republikaner. Ein Amtskollege fordert jetzt ihre Abschiebung.
13.02.2025, 23:0114.02.2025, 10:19
Finn Michalski / t-online
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Ein Artikel von
t-online

Die demokratische US-Abgeordnete Ilhan Omar sieht sich mit einer politischen Kampagne gegen ihre Person konfrontiert. Mit einer Petition will ihr republikanischer Amtskollege Brandon Gill aus dem Bundesstaat Texas erreichen, dass Omar aus den USA abgeschoben wird. Die in Somalia geborene Omar kam 1995 als Geflüchtete im Alter von zwölf Jahren in die Vereinigten Staaten. Seit dem Jahr 2000 hat sie die US-amerikanische Staatsbürgerschaft.

Der texanische Abgeordnete Gill ist ein überzeugter Trump-Anhänger. In einem Spendenaufruf an seine Wählerschaft hat Gill jetzt eine E-Mail mit dem Betreff verschickt: «Deportieren Sie Ilhan Omar». Omar wurde 2018 in das US-Repräsentantenhaus gewählt und im Vorjahr auf der Titelseite des amerikanischen «Time Magazine» als eine «Frau, die die Welt verändert» abgebildet.

Omar hätte «niemals nach Amerika einreisen» dürfen

Omar ist die erste Abgeordnete somalischer Herkunft und damals eine von zwei Muslimas im US-Kongress. Um ihr das Tragen eines Kopftuchs im Repräsentantenhaus zu ermöglichen, hatten die Demokraten im November 2018 erfolgreich einen Antrag gestellt, das dort geltende Verbot religiöser Kopfbedeckungen aufzuheben.

In seinem Deportationsaufruf bezieht sich der Trump-treue Texaner erneut auf Omars Einwanderungsgeschichte. In seiner Mail schreibt er, Omar hätte «niemals nach Amerika einreisen» dürfen und das Land wäre «um einiges besser dran», wenn man sie zurück nach Somalia schicken würde, «wo sie auch hingehört».

Brandon Gill
Der republikanische Abgeordnete Brandon Gill: In einem Spendenaufruf wirbt er für die Abschiebung einer demokratischen Abgeordneten.Bild: instagram/realbrandongill

Omar will Einwanderer vor Abschiebung schützen

Konkret verweist er auf Omars jüngste politische Bemühungen, Mitglieder migrantischer Communities in ihrem Wahlkreis vor Trumps Abschiebeoffensive zu schützen. Dafür soll die 42-Jährige kostenlose Workshops angeboten haben, in denen sie über Abläufe in Abschiebeprozessen informierte und empfahl, sich mit der veränderten Gesetzeslage vertraut zu machen.

Gill behauptet in seiner Mail, Omar sei «loyaler gegenüber illegalen Somaliern als gegenüber den Vereinigten Staaten oder dem Amt, in das sie gewählt wurde». Weiterhin beschuldigte er sie, eine «grossangelegte Invasion» von Migranten in die Vereinigten Staaten vorzubereiten, und sprach in diesem Zusammenhang von «Verrat».

Fehde mit Trump

Ilhan Omar hat auch mit Trump persönlich eine Vorgeschichte. Im April 2019 postete Trump ein Video auf X (damals Twitter), das Omar zeigt, wie sie sich zu den rassistischen Übergriffen äussert, die als Folge der Terroranschläge vom 11. September 2001 zunahmen. In dem Clip sagt sie: «Manche Leute haben etwas getan.» Trump liess in seinem Video jedoch bewusst den Kontext aus, nämlich dass Omar über den damals stark ansteigenden antimuslimischen Rassismus sprach. Stattdessen inszenierte er seinen Beitrag so, dass der Eindruck entstand, sie würde die Terroranschläge verharmlosen.

FILE - President Donald Trump speaks with reporters as he signs executive orders in the Oval Office at the White House, Monday, Feb. 10, 2025, in Washington. (AP Photo/Alex Brandon, file)
Donald Trump
Donald Trump hat die Abgeordnete Omar schon einmal rassistisch beleidigt.Bild: keystone

Nachdem eine Äusserung von Trump gegenüber Omar vom Kongress offiziell als rassistisch eingestuft wurde, hielt ihn das nicht davon ab, weiter Desinformationen über sie zu verbreiten. Trumps Ziel war es, Omar als antiamerikanisch und islamistisch darzustellen. So behauptete Trump unter anderem, Omar sei mit ihrem eigenen Bruder verheiratet gewesen, habe sich abfällig über US-Soldaten geäussert, die Terrororganisation al-Qaida gelobt und Mitgefühl für die Terrorgruppe «Islamischer Staat» gezeigt.

Aussagen aus «faschistischem Drehbuch»

Diese gezielten Falschinformationen brachten Omar nach eigenen Angaben in Lebensgefahr. Sie erhielt eine Vielzahl an Morddrohungen, und das FBI musste sogar einen geplanten Anschlag auf ihr Leben verhindern. Omar war zudem immer wieder Mittelpunkt von Antisemitismusvorwürfen in der Vergangenheit, wobei sie sich für einige Aussagen auch öffentlich entschuldigt hat.

Zu der nun verbreiteten Petition erklärte Omar, es sei «abstossend», dass sich Mitglieder der republikanischen Partei ermutigt fühlten, «rassistische und offen gesagt faschistische Äusserungen zu machen». Sie fügte hinzu: «Der Versuch von Abgeordnetem Gill, Einfluss zu erlangen, indem er damit droht, einen legalen US-Bürger auszuweisen, nur weil dieser nicht seiner Meinung ist, stammt direkt aus Donald Trumps faschistischem Drehbuch.»

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110 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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x%8Tz*3GsUf3
13.02.2025 23:24registriert Dezember 2020
Wird Musk auch abgeschoben? Mars statt Südafrika wäre nicht schlecht, die USA sparen schon an USAid etc um den Transport zu finanzieren 🤣
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Lagi
13.02.2025 23:56registriert Mai 2022
Wahrscheinlich wird sie, wie anno dazumal in deutschland, irgendwann „fluchtsteuern“ bezahlen müssen wenn sie dann freiwillig geht, weil sie es in den usa nicht mehr aushält…
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bcZcity
14.02.2025 06:56registriert November 2016
Wenn man bedenkt wie niveaulos Trump damals von Obama sogar ein Geburtszertifikat gefordert hat, überrascht es mich nicht. Der Rassismus in den USA, aber auch unserer Gesellschaft, wird nie verschwinden, so lange die Alten es den Jungen weiter geben.

Und es ist noch keine 100 Jahre her wo in den USA noch Rassentrennung herrschte. Das darf man nie vergessen. Die alten weissen Männer wurden durch diese Zeit und ihre Eltern geprägt. Und einige wünschen sich dies zurück, und eine junge Generation romantisiert diese Zeiten ebenfalls.

Die Welle, sie ist real. Ekelhaft!
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