Von ihrem berühmten Vater hat Liz Cheney – 55 Jahre alt, verheiratet, fünf Kinder – nicht nur ihren Nachnamen geerbt. Sondern auch die Beharrlichkeit, mit der ein eigenwilliger Volksvertreter den politischen Betrieb in Washington seine eigenen Ziele instrumentalisieren kann.
Bei Dick Cheney, dem Vize unter Präsident George W. Bush von 2001 bis 2009, war es der Kampf gegen die «Achse des Bösen», Länder wie Irak und Nordkorea, der seiner Amtszeit den Stempel aufdrückte.
Liz hingegen richtet ihren Fokus auf den Feind im Innern Amerikas. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, ihre Partei von Übervater Donald Trump zu befreien, der die Republikaner seit 2016 kontrolliert und das Land im Wahljahr 2020 mit seinen Lügen an den Abgrund gebracht hatte.
Also nutzte Cheney am Donnerstag die erste grosse Anhörung der Untersuchungskommission, die den Sturm auf das Kapitol im Januar 2021 aufarbeiten will, um den Republikanern ins Gewissen zu reden.
Die Abgeordnete sagte, viele ihrer Parteifreunde versuchten, sich für ihre bedingungslose Treue zu Trump zu verteidigen. Eines Tages aber werde der 2020 abgewählte Präsident, der sich mit unlauteren Mitteln an der Macht halten wollte, nicht mehr leben. «Ihre Schande wird bleiben», sagte Cheney an ihre Fraktionskolleginnen und -kollegen gerichtet.
.@January6thCmte Vice Chair @RepLizCheney (R-WY): "I say this to my Republican colleagues who are defending the indefensible: There will come a day when Donald Trump is gone, but your dishonor will remain." #January6thCommitteeHearings pic.twitter.com/LpIBjftTUo
— CSPAN (@cspan) June 10, 2022
Aussergewöhnlich war diese Brandrede, weil die Abgeordnete mit ihrer Attacke gegen den Ex-Präsidenten buchstäblich ihre Karriere aufs Spiel setzt. Cheney vertritt den Bundesstaat Wyoming seit 2017 im Repräsentantenhaus in Washington.
Wyoming, das ist «Trump Country» durch und durch. Im November 2020, als sich der Republikaner um eine zweite Amtszeit bewarb, gewann er im landschaftlich atemberaubenden Bundesstaat fast 70 Prozent der Stimmen.
Cheney will im November wiedergewählt werden; sie kandidiert für eine vierte Amtszeit. Trump will dies verhindern. Er vertritt die Meinung, dass die «Liz Cheneys dieser Welt» an den Interessen der amerikanischen Bevölkerung vorbeipolitisierten.
Die republikanische Vorwahl, in einem konservativen Staat wie Wyoming die entscheidende Ausmarchung, findet zwar erst in zwei Monaten statt. Eine aktuelle Umfrage deutet aber darauf hin, dass Trump sein Ziel erreichen könnte. Cheneys Zustimmungswerte sind miserabel. Nur gerade 28 Prozent der potenziellen Wählerinnen und Wähler sagen, sie würden erneut für die Abgeordnete stimmen. Der grosse Rest bevorzugt eine Kandidatin, die das Gütesiegel Trumps besitzt.
Cheney ist dies nicht entgangen. In einem neuen Wahlwerbespot präsentiert sie sich deshalb als «Staatsfrau», als eine Politikerin, die über dem Parteigezänk stehe. Auch bekräftigt sie, dass sie nach wie vor im konservativen Spektrum verankert ist – obwohl Trump sie als Linksabweichlerin porträtiert.
Das ist eine riskante Strategie. Denn eigentlich kann Cheney die Vorwahlen nur dann gewinnen, wenn sich eine ausreichend grosse Zahl von Demokraten und Parteilosen für sie ausspricht. Nicht-Republikaner aber können mit vielen Positionsbezügen, die Cheney in Washington vertritt, wenig anfangen.
Cheney hofft, dass ihre Kritik an Trump alles andere in den Schatten stellen wird. Deshalb entschied sie sich gegen den Widerstand der Fraktionsführung dazu, in der Untersuchungskommission des Repräsentantenhauses mitzuwirken.
Das Gremium, eingesetzt von der Demokratin Nancy Pelosi, will herausfinden, welche Rolle Trump am 6. Januar beim Sturm auf das Kapitol genau spielte. Bereits wurden Hunderte von Augenzeugen interviewt und Tausende von internen Regierungsdokumenten analysiert.
Cheney zählt aber auch darauf, dass sich der Ex-Präsident mit immer absurderen Stellungnahmen selbst sabotiert. So spricht Trump nun im Zusammenhang mit dem Sturm auf das Kapitol von «der grössten Bewegung unseres Landes».
Und er behauptet, dass es sich dabei nicht um «den Höhepunkt eines Putschversuches» gehandelt habe, wie die Untersuchungskommission am Donnerstag sagte – sondern um den rechtmässigen Versuch, das «manipulierte» Resultat einer Präsidentenwahl zu korrigieren.
Derzeit allerdings sieht es nicht danach aus, dass diese Strategie Cheneys aufgehen wird. In der Hauptstadtpresse wird sie deshalb häufig als politische Märtyrerin bezeichnet. Vielleicht ist dieser Begriff aber in ihrer Familie nicht negativ besetzt. Ihr Vater jedenfalls ist immer noch davon überzeugt, dass seine wichtigsten Positionsbezüge als Vizepräsident korrekt waren – obwohl er zu einem der unbeliebtesten Politiker Amerikas wurde.
(aargauerzeitung.ch)
Es wäre wichtig, dass die Orange endlich ihre Vorstrafe erhält und damit als Präsidenten-Kandidat nicht mehr antreten darf.
Nicht auszudenken, wenn dieser Kerl noch einmal an die Spitze kommt. Dann war's das mit der US-"Demokratie"....
Ich wünsche Frau Cheney viel Glück und Erfolg gegen diese Mitläufer - und Opportunisten - Bande.