International
USA

Donald Trumps Auftritt in Georgia: Der Verlierer, der die Realität nicht sieht

«Ich wäre ein gnädiger Verlierer» – sagt der Verlierer, der die Realität nicht akzeptiert

06.12.2020, 04:3206.12.2020, 12:29
Mehr «International»
epa08865632 US President Donald J. Trump during a campaign rally to support Georgia Republican Senators David Perdue and Kelly Loeffler in their upcoming runoff election at Valdosta Regional Airport i ...
Hat jemand Schutzkonzept gesagt? Trump bei seiner ersten Kundgebung seit der Wahl, Valdosta (Bundesstaat Georgia).Bild: keystone

Der amtierende US-Präsident Donald Trump sieht sich trotz seiner klaren Niederlage gegen seinen Herausforderer Joe Biden weiterhin als Sieger der Wahl in den USA. «Sie haben betrogen und unsere Präsidentenwahl manipuliert, aber wir werden trotzdem gewinnen», sagte der Republikaner Trump am Samstagabend (Ortszeit) in Valdosta im Bundesstaat Georgia mit Blick auf die Demokraten. «Wir gewinnen diese Wahl.» Trump kündigte bei seiner ersten Kundgebung seit der Wahl an, weiterhin juristisch gegen das Ergebnis vorzugehen – bis zum Supreme Court in Washington, dem Obersten Gericht der USA.

Komplette Negierung der Realität

Der Präsident behauptete erneut, bei der Wahl am 3. November seien Hunderttausende illegale Stimmen abgegeben worden. Trump hat dafür nie Beweise vorgelegt. Justizminister William Barr sagte kürzlich, es gebe keinerlei Belege für Wahlbetrug in einem Ausmass, das das Ergebnis verändern würde. Anwälte Trumps haben in sechs Bundesstaaten insgesamt Dutzende Klagen angestrengt, bislang ohne jeden Erfolg.

Auch in Georgia bemüht sich Trump darum, den knappen Wahlsieg Bidens in dem Bundesstaat wieder zu kippen. Am Samstagabend behauptete Trump erneut, er habe Georgia gewonnen.

Ein Satz beim Auftritt in Georgia stach besonders in Auge:

«Wenn ich verlieren würde, wäre ich ein sehr gnädiger Verlierer. Wenn ich verlieren würde, würde ich sagen, ich habe verloren[...].»

Trump fuhr fort: «... und ich würde nach Florida gehen und es ruhig angehen lassen und ich würde herumgehen und sagen, dass ich einen guten Job gemacht habe. Aber man kann es niemals akzeptieren, wenn sie stehlen und manipulieren und rauben.»

Senator-Wahl noch offen

Trump setzte sich bei seinem Auftritt in Valdosta für den Erhalt der Mehrheit seiner Republikaner im Senat ein. Er rief eindringlich zur die Wiederwahl der beiden republikanischen Senatoren David Perdue und Kelly Loeffler aus Georgia auf. Sie müssen sich am 5. Januar in Stichwahlen den Demokraten Jon Ossoff und Raphael Warnock stellen. Die Wahl ist von herausragender Bedeutung, weil sie über die Mehrheitsverhältnisse im mächtigen US-Senat entscheidet.

Bei den Wahlen am 3. November konnten sich die Republikaner bereits 50 der 100 Sitze in der Parlamentskammer sichern. Sollte es den Demokraten gelingen, die beiden Sitze in Georgia zu gewinnen, gäbe es im Senat ein Patt. Dann hätte die gewählte Vizepräsidentin Kamala Harris – die zugleich Präsidentin des Senats ist – bei Stimmengleichheit das letzte Wort. Damit hätten die Demokraten faktisch eine Mehrheit. Umfragen sahen in Georgia zuletzt die beiden demokratischen Herausforderer knapp vorne.

US-Medien hatten Biden vor knapp einem Monat als Sieger der Präsidentenwahl ausgerufen. Nach den bisherigen Ergebnissen aus den Bundesstaaten kommt Biden auf 306 Wahlleute, Trump auf 232. Wahlgewinner ist, wer mindestens 270 Wahlleute gewinnt. Biden soll am 20. Januar vereidigt werden. (jaw/sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Diese Republikaner haben sich von Trump abgewandt
1 / 20
Diese Republikaner haben sich von Trump abgewandt
Der ehemalige republikanische Präsident George W. Bush hat Biden und Harris bereits einen Tag, nachdem sie als Gewinner und Gewinnerin verkündet wurden, gratuliert.
quelle: keystone / rich schultz
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Kannst du dich noch an diese Trump-Momente erinnern? Ein Best-of der letzten 4 Jahre
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
61 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
DruggaMate
06.12.2020 06:43registriert Januar 2019
Was für ein trauriger alter Mann.
34414
Melden
Zum Kommentar
avatar
Baba ♀️
06.12.2020 05:39registriert Januar 2014
Paralleluniversum...

Was der auch auf Twitter von sich gibt, wird von Tag zu Tag bizarrer und abstruser.
30714
Melden
Zum Kommentar
avatar
Füürtüfäli
06.12.2020 08:42registriert März 2019
Einfach verrückt!
Die Wahlen sind seit über ein Monat vorbei, aber Trump hält störrisch daran fest ihm sei der Wahlsieg gestohlen worden. Wie ein verzogener Fratz im Sandkasten brüllt und winselt er herum , tobt weil man ihm das Schaufelchen das ihm nicht gehört wegnehmen will.
Voll schräg wird es wie er versucht, trotz Neuauszählung und Bestätigung des Ergebnisses, den Wählerwillen zu umgehen und die Annullierung der Wahl zu fordern.
Das ist nur noch krank im Geist, und das in den USA, die sich als die Wächter der Demokratie und des Rechts in der Welt aufspielen!
1323
Melden
Zum Kommentar
61
Nach Jahren des Zwists: EU macht Schritt auf Erdogan zu
Nach jahrelangem Stillstand möchte die EU die Beziehungen zur Türkei wieder aufleben lassen.

Die Europäische Union habe ein strategisches Interesse an einem stabilen Umfeld im östlichen Mittelmeer und einer für beide Seiten vorteilhaften Beziehung, heisst es in einer in der Nacht zu Donnerstag in Brüssel verabschiedeten Erklärung der Staats- und Regierungschefs. Entscheidend sei aber, inwiefern sich Ankara konstruktiv beteilige.

Zur Story