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5 Punkte: USA und Grossbritannien greifen Huthi-Stellungen im Jemen an

USA und Grossbritannien greifen Huthi-Stellungen im Jemen an – das Wichtigste in 7 Punkten

12.01.2024, 06:0712.01.2024, 13:45
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Was ist passiert?

Die USA und Grossbritannien haben mit der Unterstützung Verbündeter in der Nacht zu Freitag «erfolgreich» Stellungen der von der Islamischen Republik Iran unterstützten Huthi-Rebellen im Jemen angegriffen. Der Militärschlag sei eine «direkte Reaktion auf die beispiellosen Angriffe der Huthi» auf die internationale Schifffahrt im Roten Meer, teilte US-Präsident Joe Biden in einer schriftlichen Stellungnahme mit. Er werde nicht zögern, bei Bedarf weitere Massnahmen anzuordnen.

Das britische Verteidigungsministerium teilte mit, die verbündeten Streitkräfte hätten wichtige Huthi-Einrichtungen identifiziert. Die detaillierten Ergebnisse der Angriffe würden derzeit ausgewertet, aber es gebe Anzeichen dafür, dass man den Fähigkeiten der Huthi, die Handelsschifffahrt zu bedrohen, einen Schlag versetzt habe.

Gibt es Details zu den Zielen?

Angegriffen wurden nach Angaben des US-Militärs mehr als 60 Ziele an 16 militärischen Standorten der Huthi. Dazu gehörten Kommando- und Kontrollpunkte, Munitionsdepots, Startanlagen für Raketen, Produktionsanlagen und Luftabwehrradarsysteme, hiess es in einer Mitteilung der US Air Force.

Die Schläge seien sowohl aus der Luft als auch von Schiffen und U-Booten durchgeführt worden. Zum Einsatz kamen demnach auch Marschflugkörper vom Typ Tomahawk. Das Verteidigungsministerium in London teilte mit, vier Eurofighter hätten Angriffe auf zwei Ziele im Nordwesten des Landes durchgeführt.

Nach Angaben der Huthi wurden bei den Angriffen fünf ihrer Mitglieder getötet. Sechs weitere seien verletzt worden. Die Angriffe trafen demnach die Hauptstadt Sanaa sowie die Provinzen Hudaida, Tais, Hajjah und Saada.

Was ist die Vorgeschichte?

Seit Ausbruch des Gaza-Krieges zwischen Israel und der islamistischen Hamas greifen die Huthi immer wieder Schiffe mit angeblich israelischer Verbindung im Roten Meer an. Grosse Reedereien meiden zunehmend die Route. Die Huthi greifen Israel auch immer wieder direkt mit Drohnen und Raketen an. Eine Reaktion der USA, Grossbritanniens und Verbündeten hatte sich zuletzt immer stärker angedeutet.

Erst vor wenigen Tagen hatten die Huthi einen Grossangriff mit Drohnen und Raketen auf Schiffe im Roten Meer durchgeführt. Wie das zuständige US-Regionalkommando mitteilte, wurden 18 Drohnen und drei Raketen von Einheiten der USA und Grossbritanniens abgefangen.

Nach Angaben aus Washington haben die Huthis seit dem 19. November mehr als zwei Dutzend Angriffe auf internationale Handelsschiffe im Roten Meer verübt – erstmals setzten sie dabei auch eine ballistische Antischiffsrakete ein. Mehr als 2000 Schiffe sind den Angaben nach bereits gezwungen worden, einen Umweg von Tausenden Kilometern zu nehmen.

Wer beteiligte sich am Angriff?

Neben den USA und Grossbritannien hätten sich auch Australien, Bahrain, Kanada und die Niederlande an dem Militärschlag beteiligt, sagte ein hochrangiger Regierungsvertreter in Washington. Die Angriffe hätten sich auf jene Stellungen konzentriert, die für die Rebellen bei ihren Angriffen auf Handelsschiffe von besonderer Bedeutung seien, weil sie dort etwa Raketen, Radartechnik oder Drohnen lagerten. Ziel sei es gewesen, die Huthi zu schwächen, nicht aber, die Situation zu eskalieren, betonte er.

Angesichts der zunehmenden Zahl von Angriffen hatte das US-Militär in der Region bereits Mitte Dezember seine Zusammenarbeit mit den Streitkräften anderer Länder verstärkt. An einer neuen Sicherheitsinitiative mit dem Namen «Operation Prosperity Guardian» beteiligen sich nach Angaben aus dem US-Verteidigungsministerium mehr als 20 Länder.

Wie wird der Angriff begründet?

Die Angriffe der Rebellen auf die internationale Schifffahrt entbehrten jeder Grundlage und seien unrechtmässig, sagte der Regierungsvertreter weiter. Der «wahllose Beschuss» von Schiffen habe auch nichts mit Israel zu tun – und selbst wenn, gebe es keine Rechtfertigung, Schiffe auf internationalen Gewässern anzugreifen. Die USA, Grossbritannien und die Verbündeten hätten sich nach sorgfältigen Überlegungen und diplomatischen Bemühungen zu dem Schritt entschieden.

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin hat den Militärschlag der als ein klares Signal bezeichnet. «Wir werden nicht zögern, unsere Streitkräfte, die Weltwirtschaft und den freien Fluss des legitimen Handels auf einer der wichtigsten Wasserstrassen der Welt zu verteidigen», teilte Austin weiter mit.

Auch der britische Premierminister Rishi Sunak sprach von «gezielte Angriffen». «Trotz der wiederholten Warnungen der internationalen Gemeinschaft haben die Huthis weiterhin Angriffe im Roten Meer durchgeführt, darunter auch gegen britische und amerikanische Kriegsschiffe, erst diese Woche. Dies kann nicht hingenommen werden», hiess es in einer von der britischen Nachrichtenagentur PA veröffentlichten Erklärung.

Etwa zehn Prozent des gesamten Welthandels laufen über das Rote Meer. Der Suezkanal verbindet das Mittelmeer mit dem Roten Meer und bietet damit die kürzeste Verbindung auf dem Seeweg zwischen Asien und Europa. Die Alternativstrecke um das südafrikanische Kap der Guten Hoffnung verlängert die Transporte um einige Tage.

Wie reagieren die Huthi?

Die Huthi-Rebellen kündigten nach dem Militärschlag Rache an. «Amerika und Grossbritannien werden bereit sein müssen, einen hohen Preis zu zahlen», sagte ein Vertreter der Rebellen in der Nacht zum Freitag laut dem Huthi-Fernsehsender Al Massirah. Der Jemen sei «einem massiven aggressiven Angriff amerikanischer und britischer Schiffe, U-Boote und Kampfflugzeuge ausgesetzt gewesen.»

Sie wollen auch nach dem Militärschlag der USA und Verbündete weiter Schiffe mit angeblich israelischer Verbindung im Roten Meer ins Visier nehmen.

«Es gibt absolut keine Rechtfertigung für die Aggression gegen den Jemen, da es keine Bedrohung für die internationale Schifffahrt im Roten Meer und im Arabischen Meer gab», sagte ein Sprecher der Rebellen dem Huthi-Fernsehsender Al Massirah am Freitag. Ziel seien weiter «israelische Schiffe oder solche, die die Häfen des besetzten Palästinas anlaufen.»

Die schiitischen Huthi-Rebellen haben im Jemen in ihrem seit 2014 laufenden Aufstand weite Teile im Landesnorden eingenommen, und sie kontrollieren auch die Hauptstadt Sanaa. Die Rebellen werden vom mehrheitlich schiitischen Iran unterstützt.

Welche Reaktionen gab es aus dem Ausland?

Russland hat wegen der Luftangriffe der USA und ihrer Verbündeten auf die Huthi-Rebellen im Jemen für Freitag eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrates beantragt. Das teilte die russische Vertretung bei den Vereinten Nationen in New York mit, wie die Agentur Interfax meldete. Die Sitzung solle um 15.00 Uhr Ortszeit in New York (21.00 Uhr MEZ) beginnen, schrieb die Vertretung auf ihrem Telegram-Kanal.

Die Islamische Republik Iran hat den Militärschlag gegen die von ihr unterstützen Huthi-Rebellen im Jemen scharf verurteilt. Der Angriff sei eine klare Verletzung der Souveränität und territorialen Integrität des Jemen und ein Verstoss gegen das Völkerrecht, zitierte die staatliche Nachrichtenagentur IRNA am Freitag Aussenamtssprecher Nasser Kanaani. «Diese willkürlichen Angriffe werden zu keinem Ergebnis führen, ausser die Unsicherheit und Instabilität in der Region zu schüren.»

(sda/dpa/mlu/rbu)

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219 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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International anerkannter Experte für ALLES
12.01.2024 08:15registriert Juli 2021
Iran hat sich mit seinen Aktionen inzwischen so weit zum absoluten Schurkenstaat entwickelt, dass man sich eigentlich nur noch fragen kann, wann dort die Fussball-WM stattfinden wird…
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Tycho Brahe
12.01.2024 06:34registriert Januar 2022
Wurde auch Zeit. Piraterie kann nach internationalem See-Recht immer bekämpft werden.
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Vitai Lampada
12.01.2024 07:04registriert Dezember 2022
Solange im Iran das kriminelle Mullah Regirm an der Macht ist, welches zur regional führenden Macht aufsteigen will, wird sich leider nichts ändern. Es gibt noch weitere Schiffsrouten, welche der Iran bedroht...
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