Bei den Opfern handelt es sich um die 24-jährige Moderatorin Alison Parker und den 27-jährigen Kameramann Adam Ward. Sie arbeiteten für den Sender WDBJ.
How Alison Parker & Adam Ward should be remembered instead of the horrific video [via New York Daily News] pic.twitter.com/KoNjJOqr7k
— Shawn Reynolds (@ShawnRTV6) 26. August 2015
Allison Parker war erst im Jahr 2012 direkt von der Universität zum Sender gestossen. Arbeitskollegen beschrieben sie als sehr professionell und strebsam. Sie war seit 9 Monaten mit dem Nachrichtensprecher Chris Hurst zusammen, wie dieser via Twitter bekannt gab. Sie wollten bald heiraten.
We didn't share this publicly, but @AParkerWDBJ7 and I were very much in love. We just moved in together. I am numb. pic.twitter.com/tUrHVwAXcN
— Chris Hurst (@chrishurstwdbj) 26. August 2015
Kameramann Adam Ward war schon länger beim Sender. Er war verlobt mit einer TV-Produzentin und plante laut dem Guardian, die Stelle zu wechseln. Die Verlobte des Kameramanns, die am Mittwoch ihren letzten Arbeitstag beim Sender feiern wollte, habe vom Kontrollraum aus die Schiesserei direkt miterlebt, sagte WDBJ-Chef Jeff Marks dem US-Nachrichtensender CNN.
Beim Täter handelt es sich laut Behördenangaben um Vester Lee Flanagan. Der 41-Jährige war im Jahr 2012 für wenige Monate beim TV-Sender WDBJ angestellt. Er arbeitete unter dem Namen Bryce Williams als Reporter und Nachrichtensprecher.
«Er war ein gefährlicher Sammler von Unrecht», sagte die ehemalige FBI-Kriminalpsychologin Mary Ellen O’Toole auf Fox News. «Solche Menschen sind nicht psychisch krank. Sie sind sehr kontrolliert und handeln nicht erratisch. Aber sie neigen zu Überreaktionen.»
Flanagan sei kein einfacher Mitarbeiter gewesen – gefrustet, cholerisch, wütend. Offenbar hatte er schon früh immer das Gefühl, rassistisch behandelt zu werden. Wie Buzzfeed berichtet, wurde Flanagan 1973 in Oakland, Kalifornien, in eine Familie von Jehovas Zeugen geboren.
WDBJ-Präsident Jeffrey Marks beschrieb den Täter gegenüber CNN als unglücklichen Mann, mit dem es schwierig gewesen sei, zusammen zu arbeiten. Als er wegen mehrerer Wutausbrüche gefeuert worden war, musste er aus dem Gebäude eskortiert werden. Sein berufliches Scheitern hatte Flanagan auf seine Rasse bezogen.
Der TV-Sender ABC bekam ein 23-seitiges «Manifest» vom Täter zugefaxt. Darin beschrieb er offenbar, dass er immer wieder Opfer sexueller und rassistischer Diskriminierung geworden sei.
Sein Opfer Allison Parker beschuldigte Flanagan per Twitter, rassistische Kommentare zu machen. Ward sei wegen ihm zum HR gegangen, obwohl er nur ein Mal mit ihm zusammengearbeitet hätte.
Auslöser für die Tat sei schliesslich der Charlesont-Amoklauf gewesen, bei dem ein 21-jähriger Weisser neun Schwarze ermordet hatte. «Ich war schon seit einer Weile ein menschliches Pulverfass … Ich wartete nur auf das BOOM»., soll Flanagan im Manifest geschrieben haben.
Die Reaktionen in der Presse und den Sozialen Medien beschränken sich hauptsächlich auf die Anteilnahme an der Trauer um die beiden Opfer. Darunter mischen sich erste Reaktionen, die zum Handeln aufrufen. So schreibt die «New York Times», an den Zahlen gemessen sei dieser Mord Routine für Amerika. Ein zusätzlicher und noch nie dagewesener Faktor sei jedoch die Veröffentlichung der Tat durch den Schützen selber gewesen.
We love you, Alison and Adam. pic.twitter.com/hLSzQi06XE
— WDBJ7 (@WDBJ7) 26. August 2015
Darauf weist auch der CNN-Medienexperte Brian Stelter: «Wir haben den Mord auf Twitter miterlebt». Womöglich sei Social Media sogar ein Grund für Flanagan gewesen, zur Tat zu schreiten. «Dort holte er sich die Anerkennung, die er im wirklichen Leben nicht erhielt», sagte Morgan Wright, Ein Experte für Cybersicherheit gegenüber Fox News. «Die Frage ist: Hätte er es überhaupt getan, wenn es keine Sozialmedien gäbe?»
Die «New York Times» mahnt aber in einem weiteren Kommentar, die Tat nur mit der Persönlichkeit, dem Scheitern, der Art des Täters zu entschuldigen. Es müsse eingesehen werden, dass ein Drittel der Amerikaner Waffen besitze, dass diese viel zu leicht erhältlich seien. Mehr Menschen würden innert sechs Monaten durch Schusswaffen sterben, denn US-Soldaten in 25 Jahren im Afghanistan- und Irakkrieg zusammen.
Das kritisiert auch Hillary Clinton. Die US-Präsidentschaftskandidatin forderte als einzige eine Reaktion der Politik auf die Tat(en). «Wir müssen etwas gegen diese Waffengewalt in Amerika machen», twitterte Clinton.
"We have got to do something about gun violence in America."
https://t.co/L3xZHMUTVZ
— Hillary Clinton (@HillaryClinton) 26. August 2015
Die anderen US-Kandidaten beschränkten sich auf Beileidsbekundungen. Marco Rubio sagte bei einer Rede in New Hampshire: «Es sind nicht die Waffen. Es sind die Menschen, die diese Verbrechen begehen.»
Auf sozialen Netzwerken kursieren Videoaufnahmen der Tat, wir verzichten auf deren Publikation.