«Fake News!» – die zwei Worte sind so etwas wie Donald Trumps Standardverteidigung auf fast jeden Vorwurf. Im jüngsten Fall sind sie nun wirklich angebracht. Dafür verantwortlich ist ein kürzlich veröffentlichtes Video vom Wahlkampfteam von Ron DeSantis.
Donald Trump became a household name by FIRING countless people *on television*
— DeSantis War Room 🐊 (@DeSantisWarRoom) June 5, 2023
But when it came to Fauci... pic.twitter.com/7Lxwf75NQm
Stein des Anstosses sind drei Fotos, die im oben eingebetteten Video auftauchen. Sie zeigen, wie Donald Trump den in rechten Kreisen verhassten Immunologen Anthony Fauci umarmt und gar auf die Wange küsst. Dazu heisst es ironischerweise: «Real Life Trump».
Tatsächlich sind die Bilder alles andere als real-life, wie die Presseagentur AFP als erstes herausfand. Vor allem das Bild in der linken oberen Ecke lässt sich auch von blossem Auge einfach als Fälschung identifizieren. Das Logo des Weissen Hauses (man vergleiche das Bild gleich darunter), vorrangig die Schrift darunter, weisen typische KI-Verzerrungen auf.
Doch auch die beiden anderen Bilder sind bei genauerer Betrachtung Fälschungen. Trumps Hände sind unnatürlich und seine Haare signifikant verschwommener als der Rest seines Gesichtes. Beides, Hände und Haare, sind für KI-Bildgeneratoren (heute noch) Stolperfallen. Doch es gibt weitere Hinweise: Trumps rechtes Ohr weist in der Fälschung eine signifikante Ausbuchtung aus, die es in Tat und Wahrheit nicht besitzt. Ausserdem stimmt die Anordnung der Sterne und Streifen in der US-Flagge nicht. Dies alles sind starke Indizien dafür, dass hier eine künstliche Intelligenz zum Einsatz kam.
Die AFP legte die mutmasslich gefälschten Fotos drei Forensik-Experten vor. Alle kamen zum selben Schluss: Die drei Bilder wurden von einem KI-Bildgenerator hergestellt.
«Speziell hinterlistig», nennt der Bildanalyse-Experte Hany Farid von der Universität Berkeley in Kalifornien die Tatsache, dass die gefälschten Bilder unter echte gemischt wurden. Die drei anderen Fotos stammen von den Fotoagenturen Getty und Reuters und den amerikanischen «National Institutes of Health».
Das Video mit den gefälschten Bildern wurden vom Twitter-Account «DeSantis War Room» geteilt. Laut «Washington Post» handelt es sich dabei um einen Account des «Fast Response»-Team, das zu DeSantis Wahlkampfteam gehört. Der Account hat über 100'000 Follower. Ob DeSantis selbst oder leitende Mitarbeiter des Wahlkampfteams die Bilder absegneten, ist nicht bekannt.
Nach der Publikation wurde das Video von Twitter-Benutzern mit dem Hinweis versehen, dass darin gefälschte Bilder zu sehen sind. Laut «Washington Post» handelt es sich nicht um den ersten Einsatz von KI-Bildern bei einem US-Wahlkampf. Noch nie aber seien gefälschte Bilder derart gezielt zur Irreführung verwendet worden – vor allem nicht von derart hoher Stelle. Damit ist die Büchse der Pandora geöffnet. Die KI-Bilder von Donald Trump sind erst Vorboten dafür, was in Zukunft auf Wählerinnen und Wähler in Demokratien zukommt.
Vorsichtige Versuche, den Einsatz von KI zu reglementieren, existieren bereits. Ein Vorstoss der demokratischen Abgeordneten Yvette Clarke fordert, dass KI-Bilder im Wahlkampf als solche deklariert werden müssen. Am Erfolg wird, aufgrund des republikanichen Widerstands, allerdings gezweifelt. Bereits reagiert hat Google. Benutzer der Suchmaschine werden bei kritischen Anfragen darauf hingewiesen, dass je nach Thema die Quellenlage schwierig sein könnte.
Es zeigt aber bereits auf, dass die Demokratien in den nächsten Jahren massiv unter Druck geraten. Bald sind wir so weit, wo es nicht mehr möglich wird sein, zwischen Wahrheit und Lüge zu unterscheiden.
Das ist nicht die Welt in der ich Leben möchte.