Bei seinem Besuch in Texas hat US-Präsident Donald Trump die Ausmasse des Sturms «Harvey» als «historisch» beschrieben. «Es ist historisch, es ist episch, aber ich sag's euch: Es ist in Texas passiert – und Texas kommt mit allem klar», sagte er am Dienstag in der vom Hurrikan verwüsteten Stadt Corpus Christi. Mindestens sechs Menschen kamen nach Behördenangaben bislang ums Leben, Medien kamen auf höhere Zahlen.
First Lady Melania hat derweil ihr Sturm-Outfit angepasst, nachdem ihre Stilettos einen Shitstorm ausgelöst hatten. Sie war mit weissen Turnschuhen im Krisengebiet unterwegs. Dazu trug sie ein Cap mit der Aufschrift «Flotus».
Nach einem Dammbruch forderten die Behörden alle betroffenen Anwohner der Columbia-Seen in Brazoria County am südlichen Stadtrand von Houston zur sofortigen Evakuierung auf. Der Sturm «Harvey» sorgt in der Millionenmetropole und an anderen Orten in Texas seit Freitag für Chaos. Strassen wurden überflutet, Krankenhäuser und Flughäfen mussten schliessen.
In Houston kündigte Bürgermeister Sylvester Turner an, weitere Notquartiere für Schutzsuchende zu öffnen. Nach Angaben des Roten Kreuzes suchten in Texas bereits in der Nacht zum Dienstag rund 17'000 Menschen Zuflucht in Notunterkünften.
Die Infrastruktur in und um Houston ist weitgehend zusammengebrochen. Rettungskräfte kämpften sich mit Booten durch die braunen Wassermassen, um festsitzende Menschen aus ihren Häusern zu befreien und in Sicherheit zu bringen. Nach Angaben der Behörden vom Dienstag brachten Rettungskräfte in der Stadt in den vergangenen Tagen 3500 Menschen in Sicherheit.
Nach Einschätzung der Behörden könnte der Sturm in Texas bis zu 30'000 Menschen vorübergehend obdachlos machen. 54 Bezirke wurden zu Notstandsgebieten erklärt. Besonders betroffen ist Houston, in dessen Grossraum 6,5 Millionen Menschen leben.
Trump war mit seiner Ehefrau Melania in das Flutgebiet gereist, um sich ein Bild von den Verwüstungen zu machen. Die texanische Küstenstadt Corpus Christi war in der Nacht zum Freitag mit voller Wucht von dem Sturm getroffen worden. «Wir lieben euch, ihr seid besonders, wir sind hier, um uns um euch zu kümmern», rief der Präsident Zuschauern in einer spontanen Ansprache zu.
Während einer Krisensitzung erklärte Trump: «Niemand hat jemals etwas Vergleichbares gesehen.» Dort beriet er sich unter anderem mit dem republikanischen Gouverneur des Bundesstaates, Greg Abbott.
Vor seinem Besuch in Texas hatte der Präsident die Hoffnung geäussert, das Krisenmanagement im Zusammenhang mit dem Sturm werde einst Vorbildfunktion haben. Trump hatte für Texas und den benachbarten Bundesstaat Louisiana den Katastrophenfall ausgerufen.
«Harvey» ist die erste Naturkatastrophe, die die USA seit dem Beginn von Trumps Amtszeit erschüttert. Bilder von Ex-Präsident George W. Bush, der sich vor genau zwölf Jahren in der Air Force One in sicherem Abstand über das vom Hurrikan «Katrina» überflutete New Orleans fliegen liess, sind unvergessen und hingen Bush lange nach.
Zwar befindet sich «Harvey» aktuell im Golf von Mexiko, am Dienstagabend oder Mittwoch soll er jedoch wieder auf US-Festland treffen. In Teilen der Bundesstaaten Texas und Louisiana müssen Einwohner nach Angaben des nationalen Hurrikanzentrums noch tagelang mit schweren Regenfällen rechnen.
In New Orleans in Louisiana hatte es am Dienstagmorgen bereits geregnet; die örtliche Wetterbehörde sagte voraus, dass bald Sturzfluten eintreten würden. Der Tropensturm ist für die Stadt besonders gefährlich, weil sie unterhalb des Meeresspiegels liegt.
Die US-Katastrophenschutzbehörde Fema hatte am Montag mitgeteilt, voraussichtlich müssten mehr als 30'000 Flutopfer in Notunterkünften untergebracht werden. Fema-Chef Brock Long sprach von einem Unwetter historischen Ausmasses.
Der Präsident wollte nach seinem Kurzbesuch in der Hafenstadt eigentlich in die texanische Hauptstadt Austin weiterreisen. Doch seine Sprecherin Sarah Huckabee Sanders sagte, der Zeitplan könne sich wegen des anhaltend schlechten Wetters in der Gegend ändern. Die Regenfälle sollen noch bis Freitag andauern. (sda/afp/dpa/reu)