Der linke Präsidentschaftsbewerber Bernie Sanders hat die dritte Vorwahl der Demokraten im US-Bundesstaat Nevada mit grossem Abstand gewonnen. Nach Auszählung von etwa 50 Prozent der Stimmen erzielte Sanders 46,6 Prozent, berichteten US-Medien am Sonntag.
Auf Platz zwei - aber weit abgeschlagen - kam der ehemalige US-Vizepräsident Joe Biden demnach nur auf 19,2 Prozent. Der frühere Bürgermeister von South Bend (Indiana), Pete Buttigieg, erzielte nach diesen Angaben 15,4 Prozent, die Senatorin Elizabeth Warren 10,3 Prozent. Offizielle Angaben der Demokraten lagen zunächst noch nicht vor.
Sanders Wahlkampfteam reklamierte auf Youtube den Sieg des 78-Jährigen: «Lasst uns gemeinsam die demokratische Nominierung gewinnen, (US-Präsident Donald) Trump schlagen und das Land verwandeln.»
Nevada wäre der zweite von drei Vorwahl-Staaten, die Sanders für sich entscheiden konnte. Bei der ersten Vorwahl in Iowa lag er knapp hinter Buttigieg. Sanders festigt damit in Nevada seine Position als Spitzenreiter in dem Rennen um die Kandidatur der Demokraten. In nationalen Umfragen hat er Biden in der Favoritenrolle bereits abgelöst.
Vor allem der einstige Favorit Biden hatte in Nevada ein gutes Ergebnis nötig. Vor Anhängern zeigte er sich überzeugt, dass es von nun an bergauf gehe. «Wisst ihr, die Presse ist bereit, Leute schnell für tot zu erklären, aber wir sind lebendig und wir kommen zurück und wir werden gewinnen», sagte Biden. Als entscheidender Test für den 77-Jährigen gilt die nächste Vorwahl in South Carolina am kommenden Wochenende.
Keine Rolle spielte am Samstag der Milliardär Michael Bloomberg, der den Vorwahlkampf der Demokraten derzeit mächtig aufmischt, in Nevada aber noch nicht angetreten war. Er setzt auf den «Super Tuesday» am 3. März, wenn in mehr als einem Dutzend Bundesstaaten gewählt wird.
Breaking: We won Nevada!
— Bernie Sanders (@BernieSanders) February 23, 2020
We are building an unprecedented grassroots movement, and together, there is nothing we cannot accomplish.
Let’s take the next step and win it all. Chip in here: https://t.co/K75dGyYsR6 pic.twitter.com/1sEuhgy9Kb
Sanders versprach, dass sich mit seiner Nominierung das Land verwandeln werde. Er erneuerte seine Klagen über das teure Gesundheitssystem in den USA und betonte Ziele wie die Einführung eines flächendeckenden Mindestlohns und höhere Steuern für die Reichen.
Der moderate Konkurrent Buttigieg, der vier Jahrzehnte jünger ist als Sanders, warnte vor einer Nominierung des Senators. «Bevor wir es überstürzen, Senator Sanders zu nominieren (...), lasst uns einen nüchternen Blick darauf werfen, was auf dem Spiel steht», sagte er. «Senator Sanders glaubt an eine unflexible, ideologische Revolution», die die meisten Demokraten und Amerikaner insgesamt aussen vorlasse.
Pete Buttigieg: "It is different from Sen. Sanders' willingness to ignore or dismiss or even attack the very Democrats that we absolutely must send to Capitol Hill." #NevadaCaucus pic.twitter.com/UFHoobXO8b
— The Hill (@thehill) February 23, 2020
Die Vorwahlen ziehen sich bis in den Juni hin. Im Sommer veranstalten Demokraten und Republikaner dann grosse Nominierungsparteitage, bei denen sie ihren jeweiligen Kandidaten endgültig küren. Die eigentliche Präsidentschaftswahl steht am 3. November an.
Trump kommentierte den Ausgang der Vorwahl auf Twitter, nahm das gute Abschneiden von «Crazy Bernie» - wie er Sanders abfällig nennt - zur Kenntnis und schrieb: «Biden & der Rest sehen schwach aus.» In Anspielung darauf, dass Sanders im Rennen um die Kandidatur der Demokraten 2016 knapp verloren hatte, schrieb Trump: «Glückwunsch Bernie, & lass es dir nicht von ihnen wegnehmen!»
Looks like Crazy Bernie is doing well in the Great State of Nevada. Biden & the rest look weak, & no way Mini Mike can restart his campaign after the worst debate performance in the history of Presidential Debates. Congratulations Bernie, & don’t let them take it away from you!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) February 22, 2020
Bezüglich der Zahl der Delegierten, die aus Nevada im Sommer zum entscheidenden Nominierungsparteitag zur Kür des Präsidentschaftskandidaten geschickt werden, spielt der Bundesstaat eine untergeordnete Rolle. Allerdings kommt Nevadas Bevölkerungsstruktur mit einem grösseren Anteil von schwarzen Amerikanern und Latinos der Struktur der gesamten USA deutlich näher als Iowa oder New Hampshire.
Wann die Demokratische Partei in Nevada offiziell Ergebnisse verkündet, war völlig unklar. Gewählt wurde im «Caucus»-Verfahren, was deutlich komplizierter ist als eine Abstimmung per Wahlzettel. Bei der ersten Vorwahl in Iowa, wo ebenfalls nach dem Prinzip abgestimmt wurde, hatte eine technische Panne zu Problemen bei der Übermittlung von Ergebnissen und erheblichen Verzögerungen geführt. Die Sorge war gross, dass sich das Debakel in Nevada wiederholen könnte. Zunächst wurde lediglich vereinzelt über Probleme mit einer Telefonnummer für die Übermittlung der Ergebnisse berichtet.
Überschattet wurde die Vorwahl in Nevada von etwas anderem: dem neuerlichen Verdacht, dass Russland Einfluss auf den US-Wahlkampf nehmen will. Sanders bestätigte am Freitag, darüber unterrichtet worden zu sein, dass Moskau versuche, seine Bewerbung zu unterstützen. Kurz zuvor hatten Medien berichtet, dass US-Geheimdienste davon ausgingen, dass Russland Trump zur Wiederwahl verhelfen wolle.
Sanders warf Moskau vor, Chaos stiften zu wollen, und forderte Russland und andere Länder auf, sich aus den Wahlen herauszuhalten. Russland hatte sich nach Überzeugung der US-Geheimdienste bereits 2016 in den Wahlkampf eingemischt - zu Gunsten des republikanischen Kandidaten Trump. (cbe/sda/dpa)
Bissl Gelehrtheit könnt die USA nach dem Twittervogel brauchen.