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Ehemaliger US-Kardinal wegen Missbrauchsvorwürfen angeklagt

Ehemaliger US-Kardinal wegen Missbrauchsvorwürfen angeklagt

30.07.2021, 12:0030.07.2021, 13:10
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FILE - In this March 4, 2015, file photo, Cardinal Theodore McCarrick speaks during a memorial service in South Bend, Ind. Four alleged victims of the former Cardinal have filed a $75 million lawsuit  ...
Theodore McCarrick.Bild: keystone

Der frühere US-Kardinal Theodore McCarrick ist wegen Vorwürfen sexuellen Missbrauchs im US-Gliedstaat Massachusetts angeklagt worden.

In den drei Anklagepunkten gehe es um wiederholte sexuelle Übergriffe an einem Minderjährigen im Jahr 1974, berichteten am Donnerstag (Ortszeit) mehrere US-Zeitungen, denen die Unterlagen des Gerichts in der Stadt Dedham vorliegen. Der 91-Jährige solle am 3. September vor Gericht erscheinen, hiess es.

McCarrick war von 2001 bis 2006 Erzbischof von Washington. Papst Franziskus enthob ihn im Sommer 2018 der Kardinalswürde. 2019, rund ein halbes Jahr später, entliess er ihn aus dem Priesterstand. Zuvor war McCarrick von einer Untersuchung der Glaubenskongregation des Vatikans des sexuellen Fehlverhaltens im Umgang mit Minderjährigen und Erwachsenen schuldig befunden worden. Er selbst hatte nach US-Berichten mehrfach ein Fehlverhalten bestritten.

In dem Skandal war auch Franziskus in die Kritik geraten. Es gab Vorwürfe, der Pontifex aus Argentinien habe Anschuldigungen gegen McCarrick zu lange ignoriert. 2020 wurde ein Bericht zur Aufarbeitung des Falls veröffentlicht. Darin hiess es, Fehlurteile, falsche Informationen und ein Mangel an sicheren Beweisen hätten den Vatikan nach eigener Einschätzung daran gehindert, früh zu reagieren.

Wie die Zeitung «Boston Globe» am Donnerstag berichtete, wirft der Kläger dem ehemaligen Erzbischof von Washington vor, ihn als damals 16-Jährigen während Hochzeitsfeierlichkeiten an den Genitalien berührt zu haben. McCarrick sei ein Freund der Familie gewesen und habe diese oft auf Reisen begleitet. Ähnliche Vorfälle hätten sich dann in mehreren US-Gliedstaaten wiederholt.

Die «New York Times» schrieb, zur Frustration vieler Staatsanwälte sei er immer wieder einer Bestrafung entgangen, weil Verjährungsfristen die Verfolgung von Fällen erschwert hätten. Opfer hätten zudem beklagt, dass er sich weitgehend der juristischen Verantwortung entzogen habe. (aeg/sda/dpa)

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14 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Lion:ess
30.07.2021 12:52registriert Dezember 2015
Die Kirche mag es nicht, wenn der Hans mit dem Fritz zugange ist, aber wenn der Pfarrer Hans sich am 10 jährigen Fritzli vergeht, kann man damit leben.
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Rivka
30.07.2021 13:36registriert April 2021
Wenn 2 volljährige Männer sich lieben oder Frau über ihren Körper selbst bestimmen möchte ob sie schwanger werden will oder nicht, ist das für die Kirche ein absolutes No go. Aber ihren Kardinälen und Priestern ist es erlaubt jahrelang Minderjährige zu vergewaltigen. Ja, das ist sowas von nicht heuchlerisch 😤.
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Eul doch
30.07.2021 12:56registriert Oktober 2015
"Darin hiess es, Fehlurteile, falsche Informationen und ein Mangel an sicheren Beweisen hätten den Vatikan nach eigener Einschätzung daran gehindert, früh zu reagieren."

Früh zu reagieren??? Es war im Jahr 1974!! auch vor ein paar Jahren ist alles andere als früh. Solche verbrechen werden immer noch zu lange verschwiegen und tabuisiert 🤬
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