Kandidiert er, kandidiert er nicht? Nach langem Hin und Her liess Joe Biden vergangene Woche die Bombe platzen: Der ehemalige Vizepräsident unter Barack Obama tritt an. In einem düsteren, drei Minuten langem Clip machte er seine Kandidatur für die Präsidentschaftswahlen 2020 öffentlich. Seine Botschaft: Jetzt geht es ums Ganze.
Mit Biden kandidieren nun 20 Demokraten um das Amt des Präsidenten, so viele wie noch nie. Unter ihnen gilt der 76-jährige Biden klar als Favorit. Am Montag startete er in Pittsburgh im Bundesstaat Pennsylvania sein Kampagnen-Rally. Dort zeigte er, wie er Präsident Donald Trump aus dem Amt kippen will.
Warum startete Biden seinen Wahlkampf ausgerechnet in Pittsburgh? Im Bundesstaat Pennsylvania stellte sich bei den Präsidentschaftswahlen 2016 eine Mehrheit hinter Trump. Es gab regelrechte Fluchtbewegungen weg von Hillary Clinton. Die Demokraten verloren in dieser Region viele Wählerinnen und Wähler.
Und genau diese Leute will Biden jetzt zurückholen. Er, der selber ebenfalls aus Pennsylvania stammt, hat sich das zu seinem obersten Ziel erklärt. Am Montag sagte er vor einer jubelnden Menge: «Ich kam hierher, weil wenn ich Trump hier schlagen kann, dann kann ich es schaffen. Hier im Westen von Pennsylvania wird es passieren.»
Bei der Präsidentschaftswahl 2020 dürfte Pennsylvania eine Schlüsselrolle spielen. Der Bundesstaat war 2008 und 2012 an Obama gegangen. 2016 konnte sich Trump hier aber knapp gegen seine demokratische Rivalin Hillary Clinton durchsetzen.
2016 war es ausgerechnet die untere Mittelschicht, die den Immobilien-Millionär aus der Fifth Avenue zum Präsidenten machte. Diese Leute will Biden jetzt für sich zurückgewinnen.
Joe Biden says Donald Trump is "the only president who's decided not to represent the whole country."
— ABC News (@ABC) 29. April 2019
"The president has his base. We need a president who works for all Americans." https://t.co/WYHGUSTThz pic.twitter.com/u9oZh7gOaq
«Pittsburgh repräsentiert die Städte der hart arbeitenden Amerikaner, die das Rückgrat dieser Nation bilden», sagte er am Montag. Er werde auch «Mittelschicht-Joe» genannt. Obwohl das nicht immer in einem positiven Sinn gemeint sei, nehme er es als Kompliment. Denn er wissen, wer dieses Land aufgebaut hat. «Es waren nicht die Wall Street Banker, die CEO oder die Hedge Fund Manager. Ihr wart es – die amerikanische Mittelschicht.»
Bei seinem Kampf um die amerikanische Mittelschicht erhält Biden eine wichtige Unterstützerin: Die mächtige Gewerkschaft der Feuerwehrleute (International Firefighters Associaten) stellte sich hinter ihn. In Pittsburgh waren denn auch wichtige Vertreter der Gewerkschaft vor Ort, um die Unterstützung für Biden zu signalisieren.
VP @JoeBiden tells UPMC: Stop the union busting! pic.twitter.com/CDJiPxiNEy
— HospitalWrkersRising (@PGHHospitalWork) 29. April 2019
Solche Bekundungen oder auch Wahlempfehlungen sind im US-Wahlgeschehen üblich und können eine grosse Bedeutung haben. Der Schritt der Feuerwehrleute-Gewerkschaft könnte etwa Signalwirkung entfalten und weitere Gewerkschaften hinter Biden versammeln.
Es gebe drei Gründe, warum er entschieden habe, für das Präsidentschaftsamt zu kandidieren, sagte Biden. «Erstens, um die Seele der Nation wiederherzustellen. Zweitens um das Rückgrat der Nation wieder aufzubauen und drittens, um die Menschen wieder zusammenzubringen.»
Joe Biden concludes his rally kicking off his 2020 campaign: "We Democrats, and we independents...have to choose hope over fear, unity over division—and maybe most importantly, truth over lies." https://t.co/WYHGUSTThz pic.twitter.com/4sK0U1ywTN
— ABC News (@ABC) 29. April 2019
Im Verlauf seiner Rede wurde Biden etwas konkreter, was seine Wahlversprechen anbelangt. Er möchte allen den Zugang zum Gesundheitssystem verschaffen, den Mindestlohn auf 15 Dollar pro Stunde erhöhen, die Steuerlücke bei Kapitalgewinnen schliessen und mehr Geld in Forschung und Bildung investieren. Sollte er Präsident werden, wolle er zudem Trumps Steuersenkungen rückgängig machen. Es dürfe nicht sein, dass sich wohlhabende Amerikaner und Unternehmen noch zusätzlich mit tiefen Steuern bereichern könnten.
Noch bevor Biden am Montagnachmittag in Pittsburgh zu seinem ersten Wahlkampftermin erschien, lieferte er sich mit Präsident Trump einen ersten Schlagabtausch – wenn auch nur online.
Trump twitterte: «Die (Fake News) Medien verleihen ‹Sleepy Joe› Aufwind. Das ist lustig, denn ich bin nur hier weil Biden und Obama ihren Job nicht gemacht haben. Jetzt habt ihr Trump, der die Dinge erledigt.»
The Media (Fake News) is pushing Sleepy Joe hard. Funny, I’m only here because of Biden & Obama. They didn’t do the job and now you have Trump, who is getting it done - big time!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 29. April 2019
Später legte er nach: «‹Sleepy Joe Biden› macht seine erste Wahlkampfveranstaltung im grossartigen Staat Pennsylvania. Er weiss offensichtlich nicht, dass Pennsylvania eines der besten wirtschaftlichen Jahre in seiner Geschichte hinter sich hat mit der tiefsten Arbeitslosenrate und einer florierenden Stahlindustrie, die vorher tot war. »
Sleepy Joe Biden is having his first rally in the Great State of Pennsylvania. He obviously doesn’t know that Pennsylvania is having one of the best economic years in its history, with lowest unemployment EVER, a now thriving Steel Industry (that was dead) & great future!........
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 29. April 2019
Wenige Minuten später scherte Trump gegen die Gewerkschaften aus. «Die Beiträge abstaubende Führung der Feuerwehrleute-(Gewerkschaft), wird immer die Demokraten unterstützen, obwohl die Mitglieder mich wollen. Manche Dinge ändern sich nie.»
The Dues Sucking firefighters leadership will always support Democrats, even though the membership wants me. Some things never change!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 29. April 2019
Prompt antwortete Joe Biden darauf: «Ich habe es satt, dass dieser Präsident die Gewerkschaften schlecht redet. Arbeiter haben die Mittelschicht in diesem Land aufgebaut. Mindestlohn, Überstundenvergütung, 40-Stunden-Woche: Das gibt es für uns alle, weil die Gewerkschaften für unsere Rechte gekämpft haben. Wir brauchen einen Präsidenten, der sie und ihre Errungenschaften ehrt.»
I'm sick of this President badmouthing unions. Labor built the middle class in this country. Minimum wage, overtime pay, the 40-hour week: they exist for all of us because unions fought for those rights. We need a President who honors them and their work.
— Joe Biden (@JoeBiden) 29. April 2019
Dann hätte ich auch nichts dagegen, wenn er mit 76 noch Präsident wird ;)
Gut ist nun Joe Biden im rennen. Jetzt kann der Mainstream das Argument mit dem Alter nicht mehr bringen, ohne dabei dem eigenen Lieblingskandidaten zu schaden!
Quelle: https://gritpost.com/bernie-sanders-campaign-more-money-dnc/