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Republikaner setzen möglichen Trump-Ankläger Bragg unter Druck

Manhattan District Attorney Alvin Bragg exits a building, Wednesday, March 22, 2023, in New York. Manhattan prosecutors postponed a scheduled grand jury session Wednesday in the investigation into Don ...
Alvin Bragg muss sich gegen versuchte politische Einflussnahme wehren.Bild: keystone

Republikaner setzen möglichen Trump-Ankläger Bragg unter Druck

Angesichts einer drohenden Anklage gegen den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump treiben Republikaner den zuständigen Bezirksstaatsanwalt Alvin Bragg weiter vor sich her.
27.03.2023, 03:3227.03.2023, 03:32
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Der Staatsanwalt solle für die Ermittlungen kein Steuergeld ausgeben, sagte James Comer, Vorsitzender eines wichtigen Kongressausschusses, am Sonntag im Fernsehen. Diese seien ein «politischer Trick». Bragg verteidigte sich. «Wir beurteilen die Fälle in unserem Zuständigkeitsbereich auf der Grundlage der Fakten, des Gesetzes und der Beweise.» An diesem Montag könnte über eine Anklage gegen Trump entschieden werden.

Alvin Bragg im Kurzporträt:

Der New Yorker Staatsanwalt ermittelt gegen den abgewählten Ex-Präsidenten wegen Schweigegeldzahlungen an die Pornodarstellerin Stormy Daniels und das Model Karen McDougal. Eine Anklage erscheint immer wahrscheinlicher.

Die Ermittler beschäftigt die Frage, ob Trump durch die Zahlung womöglich gegen Gesetze zur Wahlkampffinanzierung verstossen hat. Medienberichten zufolge soll die zuständige Grand Jury an diesem Montag wieder zusammenkommen. Das Geschworenen-Gremium entscheidet in den USA nach Vorlage von Beweismitteln durch die Staatsanwaltschaft, ob Anklage erhoben wird.

Offen ist, ob es in der Grand Jury am Montag schon zur Abstimmung kommt. US-Medien berichteten, dass möglicherweise weitere Zeugen gehört werden. Dann wäre eine Abstimmung am Montag eher unwahrscheinlich. Turnusmässig trifft sich die Jury montags, mittwochs und donnerstags hinter verschlossenen Türen. Für die Öffentlichkeit ist daher nur ersichtlich, was passiert, wenn Zeugen sich nach einer Anhörung äussern. Trump hatte für vergangenen Dienstag sogar schon seine Festnahme angekündigt. Das stellte sich als falsch heraus.

Republikanische Kongress-Abgeordnete versuchten, Bragg mit Untersuchungen unter Druck zu setzen. Sie forderten von ihm eine Aussage und Unterlagen. Die Staatsanwaltschaft wies das als «noch nie dagewesene» Einmischung zurück. Der republikanische Vorsitzende des Justizausschusses, Jim Jordan, behauptete ohne Beweise, dass Bragg unter dem «politischem Druck linker Aktivisten» handle.

Es wird nicht ausgeschlossen, dass der Ausschuss den Staatsanwalt vorlädt. Die Republikaner können mit ihrer Mehrheit im Repräsentantenhaus parlamentarische Untersuchungen vorantreiben.

Trump selbst wetterte bei einem Wahlkampfauftritt im Bundesstaat Texas, die Ermittlungen würden vom «tiefen Staat» gesteuert. Hinter dem in Verschwörungsmythen verwendeten Begriff «Deep State» steht die Idee, im Hintergrund politischer Entscheidungen zögen geheime Mächte die Fäden. «Wir werden zu Ende bringen, was wir begonnen haben. Mit euch an meiner Seite werden wir den tiefen Staat völlig auslöschen», drohte Trump. Vergangene Woche hatte er gewarnt, dass auf falsche Anschuldigungen gegen ihn «Tod und Zerstörung» folgen könnten.

Der 76-Jährige hat mit Blick auf eine mögliche Anklage auch zu Protesten aufgerufen. Der Appell weckte Erinnerungen an den Sturm auf das US-Kapitol am 6. Januar 2021. Damals hatte Trump Anhänger angestachelt, die dann ins Parlamentsgebäude eindrangen.

Der Geheimdienstausschuss des Senats werde regelmässig von der Bundespolizei FBI über die Lage informiert, sagte der demokratische Ausschussvorsitzende Mark Warner, dem Sender CNN. Bisher sei man nicht über konkrete Bedrohungen in Kenntnis gesetzt worden. «Aber das Niveau der Rhetorik auf einigen dieser rechtsgerichteten Seiten hat zugenommen.»

Trump bewirbt sich bei den Republikanerm um eine neue Präsidentschaftskandidatur für die nächste Wahl im November 2024. In Umfragen liegt er parteiintern vorn. Die verschiedenen Anschuldigungen auf juristischem Gebiet bezeichnet er immer wieder als «Hexenjagd». Sollte wirklich ein Strafverfahren eingeleitet werden, könnte Trump der erste Ex-Präsident werden, der wegen eines mutmasslichen Verbrechens angeklagt wird. (sda/dpa)

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13 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Unicron
27.03.2023 05:01registriert November 2016
Sollen sie ihn nur unter Druck setzen. Dann werden die einer nach dem anderen auch angeklagt wegen Beeinflussung der Justiz.
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Tokyo
27.03.2023 07:29registriert Juni 2021
Bedenklich wie unverhohlen gewisse Kreise in den Faschismus abrutschen und in aller Öffentlichkeit die Unabhängigkeit der Justiz aushebeln möchten.
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sowhat
27.03.2023 08:13registriert Dezember 2014
Wenn man bedenkt, was dieser Unmensch alles verbrochen hat, dann ist es lächerlich, dass er nur für diese Schweigegeldzahlung angeklagt werden kann. Dass die Reps sich immernoch dafür hergeben, den zu versuchen zu retten ist bedenklich. Die sollten doch eigentlich froh sein ihn so billig loszuwerden.
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