Aller Wahrscheinlichkeit nach wird Alvin Bragg als der erste US-Staatsanwalt in die Geschichte eingehen, der einen ehemaligen Präsidenten anklagt. Eine Rolle, die den ersten schwarzen Chef-Ankläger Manhattans zu internationaler Bekanntheit als Gegenspieler von Ex-Präsident Donald Trump bringen und zum Feindbild der amerikanischen Rechten machen dürfte.
Dabei gilt der 49-Jährige trotz seiner Zugehörigkeit zur demokratischen Partei als nicht übermässig interessiert an politischen Ränkespielen. Bragg wuchs in den 80er-Jahren im Manhattaner Viertel Harlem auf und erlebte Kriminalität am eigenen Leib: «Bevor ich 21 Jahre alt war, wurde sechs Mal eine Waffe auf mich gerichtet: drei Mal von Polizisten und drei Mal von Leuten, die keine Polizisten waren. Ich hatte ein Messer an meinem Hals, eine halbautomatische Waffe an meinem Kopf und ein Mordopfer vor meiner Haustür.»
Das schrieb der Familienvater zwei Tage nach Antritt als Bezirksstaatsanwalt im Januar 2022 an seine Mitarbeitenden. Der Harvard-Absolvent leitete mit dem Memo nach einer knapp gewonnen Wahl seine neue Agenda ein, die ihm viel interne Kritik und Widerstand der Polizei einbrachte: Die Anweisung, mehr Ressourcen auf die Verfolgung schwerer Gewaltverbrechen und weniger auf Vergehen im Zusammenhang mit Drogen oder Prostitution zu verwenden.
Auch wurde der Chef-Staatsanwalt in den vergangenen Monaten dafür kritisiert, zu zaghaft gegenüber Trump zu sein. Vor gut einem Jahr kündigten zwei ranghohe Staatsanwälte aus Braggs Büro, Mark Pomerantz und Carey Dunne, nachdem der Chefankläger sich gegen eine Anklage Trumps in einer Ermittlung entschieden hatte.
Pomerantz veröffentlichte schliesslich ein Buch, in dem er Bragg als widerwillig darstellte, einen Prozess gegen den Ex-Präsidenten anzustreben. Der eher medienscheue Bragg konterte in einem seiner wenigen TV-Interviews: «Ich bringe harte Fälle, wenn sie bereit sind.» Und der Fall von Mark Pomerantz sei eben noch nicht bereit gewesen.
Diese Hürde scheint die offenbar bevorstehende Anklage Trumps wegen Schweigegeldzahlungen an Pornodarstellerin Stormy Daniels nun genommen zu haben – was für Bragg persönlich und auch seine Mitarbeiter wohl einen politischen Feuersturm durch die amerikanische Rechte bedeutet.
Diese zeichnet Bragg als Demokrat, der weich gegenüber Kriminellen ist und lieber politische Gegner durch den Missbrauch seiner Macht aus dem Weg räumt, als für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Eine indirekte Wahlkampf-Unterstützung Braggs durch den bei Konservativen verhassten US-Investor George Soros gibt zusätzliche Munition.
Trump selbst hatte Bragg bereits als «Rassist» bezeichnet. Und der Aufruf an seine Anhänger, gegen die Anklage – und Trumps angebliche Festnahme – zu protestieren, erinnerte viele Amerikaner fatal an Trumps Widerstandsrhetorik direkt vor der Erstürmung des Kapitols am 6. Januar 2021.
Während die Sicherheitsvorkehrungen rund um das Gerichtsgebäude in Manhattan bereits erhöht wurden, schwor Bragg seine Kolleginnen und Kollegen auf turbulente Wochen und Monate ein. In einem in US-Medien zitierten Brief an die Belegschaft versprach er, dass allen Drohungen gegen die Staatsanwaltschaft nachgegangen werde: «Wir tolerieren keine Versuche, unser Büro einzuschüchtern oder die Rechtsstaatlichkeit in New York zu bedrohen».
(t-online/dpa)
Frage: Hat Pomeranz nicht gekündigt weil Bragg Trump anklagen will obwohl P. ihm sagte die Anklage lohne sich nicht? Oder war das ein Anderer?
Jedenfalls wude lange genug versucht Trumps Verbrechen einfach zu übersehen. Gut das einige da nicht mitspielen, auch wenn sie dadurch zur Zielscheibe der Extremisten werden.