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Massive Kritik an umstrittenem Einsatz von Bundespolizisten in Portland

Police respond to protesters during a demonstration, Friday, July 17, 2020 in Portland, Ore. Militarized federal agents deployed by the president to Portland, Oregon, fired tear gas against protesters ...
Vom Präsidenten entsandte militarisierte Bundespolizisten in Portland.Bild: keystone

Massive Kritik an umstrittenem Einsatz von Bundespolizisten in Portland

19.07.2020, 07:1019.07.2020, 16:11
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Ein Einsatz von Sicherheitskräften des Bundes in Portland im US-Staat Oregon ist auf massive Kritik gestossen. Dabei war es erneut zu Zusammenstössen mit Demonstranten gekommen. Die von US-Präsident Donald Trumps Regierung entsandten militarisierten Sicherheitskräfte waren dort gegen den Willen der Stadt und des Bundesstaates im Einsatz. In der Nacht zum Samstag (Ortszeit) setzten sie auch Tränengas gegen Demonstranten ein, die gegen Rassismus und Polizeigewalt protestierten, wie die örtliche Polizei erklärte.

Die demokratische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, übte in einer am Samstagabend verbreiteten Erklärung massive Kritik. «Im Vormonat hat die Regierung Tränengas gegen friedliche Demonstranten in (der Hauptstadt) Washington eingesetzt, jetzt zeigen Videos, wie Protestierende in Portland in nicht gekennzeichneten Fahrzeugen entführt werden», schrieb sie in der Erklärung, die auch der Abgeordnete Earl Blumenauer aus Portland unterzeichnete.

«Wir leben in einer Demokratie, nicht in einer Bananenrepublik», heisst es in der Erklärung weiter. Der Missbrauch von Bürgern Oregons oder Washingtons für die «politischen Spiele» Trumps werde nicht toleriert. Pelosi und Blumenauer kündigten schnelle Massnahmen des Repräsentantenhauses an, um diesen «eklatanten Machtmissbrauch» zu stoppen.

«Herr Präsident, das ist ein Angriff auf unsere Demokratie», kommentierte Bürgermeister Ted Wheeler bereits am Freitag auf Twitter. Die Entsendung paramilitärischer Einsatzkräfte, bei denen nicht mal klar sei, in wessen Auftrag sie handelten und die keine Namensschilder trügen, liessen die Proteste nur weiter eskalieren, erklärte er.

Ein Senator des Westküstenstaats, Jeff Merkley, warf Trump vor, sich aus dem Handbuch «autoritärer Regierungen» zu bedienen. «Eine Geheimpolizei hat in unserer demokratischen Republik keinen Platz», schrieb er. Die Justizministerin des Bundesstaats, Ellen Rosenblum, reichte in der Nacht zum Samstag Klage bei einem Bundesgericht ein, um ein Verbot des pseudo-polizeilichen Einsatzes zu erzielen.

Der Einsatz von Kräften des Bundes gegen den erklärten Willen eines Bundesstaats oder einer Stadt ist sehr ungewöhnlich. Die Regierung beruft sich bei dem seit einigen Tagen andauernden Einsatz auf das Recht, vor Ort ein Bundesgericht zu schützen. Der amtierende Heimatschutzminister Chad Wolf hat den Einsatz gegen die «gewaltsamen Anarchisten» in Portland verteidigt und erklärt, die Kräfte des Bundes würden die Situation unter Kontrolle bekommen. Der Republikaner Trump hatte sich zuvor abfällig über die anhaltenden Proteste in der von Demokraten kontrollierten Stadt geäussert und für ein hartes Durchgreifen der Sicherheitskräfte geworben.

Police respond to protesters during a demonstration, Friday, July 17, 2020 in Portland, Ore. Militarized federal agents deployed by the president to Portland, Oregon, fired tear gas against protesters ...
Die Beamten setzten auch Tränengas gegen die Demonstranten ein. Bild: keystone

Die Proteste in Portland begannen vor knapp zwei Monaten nach der Tötung des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz im Bundesstaat Minnesota. Zum Teil kam es dabei in Portland auch zu gewaltsamen Auseinandersetzungen mit der örtlichen Polizei. Trumps Regierung hatte zum Höhepunkt der friedlichen Floyd-Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt auch in der Bundeshauptstadt Washington Kräfte des Bundes eingesetzt – und dafür heftige Kritik von den Demokraten geerntet. (sda/dpa)

«Eine Nachricht an dich, Trump: Halte für einmal deine verf***** Klappe»

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60 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Berner_in
19.07.2020 07:40registriert September 2018
Einsatz von Paramilitärs ohne Hoheitszeichen erinnern unweigerlich daran, wie es Putin auf der Krim vorgemacht hat...

Nur noch schlimmer! Im eigenen Land gegen die eigene Bevölkerung, die für Freiheit und Gerechtigkeit einsteht. Nächstes Mal mit Panzer?

Würde zu Trump, der meint, jemanden als Präsident straflos auf offener Strasse erschiessen zu können absolut passen! Stoppt endlich diesen Kerl, bevor es zu spät ist!
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Ah es Alpaka
19.07.2020 07:41registriert Juni 2016
"Wir leben in einer Demokratie und nicht in einer Bananenrepublik", viel fehlt aber nicht mehr...
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Vipermaschine
19.07.2020 08:16registriert November 2018
Es ist der Verdienst von Präsident Trump, dass wir, speziell in Europa, die USA endlich so wahrzunehmen beginnen, wie sie inTat und Wahrheit sind. Eine rassistische Scheindemokratie, welche dank der riesigen Militärmaschinerie wüten konnte, wie der Elefant im Porzellanladen.
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