International
USA

Trump relativiert tödliche Polizeigewalt gegen Schwarze

Trump relativiert tödliche Polizeigewalt gegen Schwarze

15.07.2020, 06:37
Mehr «International»

Der Tod des Afroamerikaners George Floyd hat in den USA zu grossen Protesten geführt. Präsident Trump hat mit die Proteste mit teilweise fragwürdigen Aussagen zusätzlich angeheizt. Nun, knapp zwei Monate nach dem Tod von George Floyd bei einer brutalen Festnahme hat Trump das Problem der Polizeigewalt gegen Schwarze relativiert.

Floyds Tod sei «schrecklich» gewesen, aber es würden in den USA «mehr Weisse» von der Polizei getötet als Schwarze, sagte Trump am Dienstag in einem Gespräch mit dem Sender CBS. Zur Frage der Journalistin, wieso Afroamerikaner in den USA immer noch von Polizisten getötet würden, sagte Trump: «Was für eine schreckliche Frage.»

Trump hat Floyds Tod als Einzelfall verurteilt. Ihm wurde jedoch vorgeworfen, sich trotz der landesweiten Proteste nicht klar gegen systematischen Rassismus und Polizeigewalt in den USA zu positionieren. Trump konzentrierte sich vor allem darauf, die Gewalt am Rande weitgehend friedlicher Demonstrationen zu kritisieren.

Es gibt in den USA keine landesweite amtliche Statistik zu Tötungen durch die Polizei. In absoluten Zahlen sind Weisse tatsächlich die grösste Opfergruppe, wie eine Auswertung der «Washington Post» zeigte. Die Wahrscheinlichkeit für Angehörige der schwarzen Minderheit, Opfer der Polizei zu werden, ist allerdings deutlich grösser.

Schwarze werden in den USA viel häufiger von Polizisten erschossen als Weisse

Die Auswertung wurde durch die Washington Post vorgenommen.
Die Auswertung wurde durch die Washington Post vorgenommen.Screenshot washington Post

Seit 2015 haben Polizisten in den USA der «Washington Post» zufolge rund 5400 Menschen erschossen, die zumeist bewaffnet waren. Davon waren 45 Prozent weisser Hautfarbe, obwohl Weisse rund 60 Prozent der US-Bevölkerung stellen. 23 Prozent der von der Polizei Getöteten waren Schwarze, die nur 13 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen.

Zudem gibt die Statistik der Schusswaffentode nur einen Einblick in das Handeln der Polizei: Im Fall Floyds etwa fiel gar kein Schuss. Auch Studien der Regierung zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit einer Gewaltanwendung durch Polizisten gegenüber Schwarzen höher ist.

Der unbewaffnete Floyd (46) war am 25. Mai bei einer Festnahme in Minneapolis im Bundesstaat Minnesota getötet worden. Ein weisser Beamter drückte sein Knie minutenlang auf Floyds Hals, während dieser flehte, ihn atmen zu lassen. Floyd verlor der Autopsie zufolge das Bewusstsein und starb an Ort und Stelle. Sein Tod führte im ganzen Land zu Massenprotesten gegen Polizeigewalt und Rassismus. (meg/sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Tödliche Polizeigewalt gegen Schwarze in den USA
1 / 16
Tödliche Polizeigewalt gegen Schwarze in den USA
Miami, 1980: Ein nur mit Weissen besetztes Geschworenengericht spricht vier weisse Polizisten von der Anklage frei, sie hätten den Afroamerikaner Arthur McDuffie zu Tode geprügelt, der eine rote Ampel überfahren hatte. Tagelange Krawalle in Florida kosten 18 Menschen das Leben, Hunderte werden verletzt. Es sind die grössten Unruhen in den USA seit der Ermordung des schwarzen Bürgerrechtlers Martin Luther King 1968. ... Mehr lesen
quelle: ap/ap / kathy willens
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Dieses Video zeigt die Ausschreitungen in den Strassen von Minneapolis
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
122 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
CaptainLonestarr
15.07.2020 07:04registriert Dezember 2016
Ist ja auch gemein, man erwartet doch tatsächlich von Trump zwischen absoluten und relativen Zahlen zu unterscheiden.
Er ist unser Stallgenie mit den besten Wörtern und den höchsten Zahlen, niemand hatte je bessere Zahlen!
48843
Melden
Zum Kommentar
avatar
Frankygoes
15.07.2020 09:05registriert März 2019
Der Trump ist schon ein Spezieller.. "Wir haben zwar einen Polizeistaat, aber beim Erschiessen berücksichtigen wir alle Bevölkerungsgruppen"

Äh.. nein. Die USA hat ein Polizeiproblem.. und die Polizei zusätzlich noch ein Rassismusproblem.
9817
Melden
Zum Kommentar
avatar
Füürtüfäli
15.07.2020 08:51registriert März 2019
Na gut, wir halten fest....nicht mehr das Erschießen ist das Problem, sondern welche Hautfarbe der Erschossene hat.
6320
Melden
Zum Kommentar
122
SVP will Benzin und Diesel verbilligen, Rösti-Departement übt Kritik – die Sonntagsnews
Weniger Solarstrom aus den Alpen, rechtsextreme Verbindungen der Jungen SVP und gestrichene Sendungen von SRF Kultur: Das und mehr findet sich in den Sonntagszeitungen.

Der Energiekonzern Axpo hat die Prognosen zur Stromproduktion von alpinen Solaranlagen deutlich nach unten geschraubt. Statt mit zwei Terawattstunden rechnet Axpo kurzfristig noch mit einem Viertel der angestrebten Menge, wie die «SonntagsZeitung» einer neuen Schätzung entnahm. Die langfristige Produktionsprognose reduzierte der Konzern demnach gar um den Faktor 10. Das sei nicht einmal die Hälfte dessen, was sich die Politik bereits für 2030 versprochen habe. Grund seien in erster Linie die höheren Baukosten im hochalpinen Gelände. Energieminister Albert Rösti kenne das Problem. Doch wolle er weiterhin auf die alpine Solarkraft setzen. «Jede Anlage, die gebaut wird, leistet einen Beitrag», sagte er.

Zur Story