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Griechenland: Schweizer in Turnhalle untergebracht

Flames rise during a forest fire on the island of Rhodes, Greece, Saturday, July 22, 2023. A large wildfire burning on the Greek island of Rhodes for a fifth day has forced authorities to order an eva ...
Der Wald auf Rhodos steht in Flammen.Bild: keystone

Griechenland: Schweizer in Turnhallen oder auf Sofas in Hotel-Lobbys untergebracht

23.07.2023, 07:2023.07.2023, 16:20
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Nach der Evakuierung vieler Dörfer und Hotelanlagen wegen grosser Waldbrände haben Tausende Menschen auf der griechischen Ferieninsel Rhodos die Nacht im Freien verbracht. Mindestens 19'000 Touristen und Einwohner sind bis zum Sonntagmorgen aus Dörfern und Hotels im Südosten der Insel evakuiert worden. Das teilte das Büro von Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis am Sonntagvormittag mit. Es handele sich um die grösste Evakuierungsaktion, die es jemals in Griechenland gegeben habe, hiess es.

Vorsorglich seien bislang zwölf Dörfer sowie sämtliche Hotels in den betroffenen Regionen evakuiert worden. Besonders betroffen war die bei Touristen beliebte Region rund um den Ferienort Lindos mit seiner berühmten Akropolis aus dem 4. Jahrhundert.

Die meisten Menschen sollen in den Norden der Insel gebracht worden sein. Derweil landeten neue Ferienflieger. Auch die Fluggesellschaft Swiss fliegt am Sonntag die griechische Ferieninsel Rhodos an. Ein vom Genf aus startender Flug finde wie geplant statt, teilte eine Mediensprecherin der Swiss auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mit. Der Reisekonzern Tui derweil bringt vorerst keine Touristen mehr auf die Ferieninsel. Die Flugverbindungen blieben aber bestehen, um Gäste zurückzufliegen.

Bereits seit Tagen brannte es in der dicht bewaldeten Mitte der Insel, die Feuerwehr hatte die Flammen unter Kontrolle – bis am Samstagmittag plötzlich der ohnehin starke Wind drehte und die Flammen direkt auf Touristenhochburgen und Dörfer im Süden und Südosten der Insel zutrieb.

Am späten Samstagabend erreichten die Flammen das bereits evakuierte Dorf Laerma – erste Häuser standen in Flammen, wie griechische Medienberichte zeigten. Das Aussenministerium aktivierte einen Krisenstab beim Zivilschutz, der damit beauftragt ist, sich um jene Touristen zu kümmern, deren Hotels und Unterkünfte evakuiert wurden.

«Morgen schauen wir weiter»

Ein watson-User, der für Ferien in Griechenland ist, schreibt, dass er ebenfalls vom Feuer überrascht worden sei:

«Am Samstagmorgen war der Rauch weit weg und wir gingen baden. Gegen 16.00 Uhr drehte der Wind und der Wald in der Nähe des Hotels stand in Flammen. Danach ging der Alarm los.»

In Bussen seien sie weggebracht worden. Die Nacht auf Sonntag verbrachten die Urlauber dann in einer Basketballhalle. «Morgen schauen wir weiter.»

Griechenland
So verbrachte ein watson-User die Nacht. Er betont, dass es immer genug zu Essen und Matratzen gegeben habe.Bild: zvg.

Eine andere watson-Leserin befindet sich derzeit ebenfalls auf Rhodos. Sie erzählt, wie Gäste aus anderen Hotels in dem Hotel aufgenommen wurden, in dem sie derzeit weilt: «Diese haben auf den Sofas beim Empfang und auf Liegestühlen draussen übernachtet. »

Das griechische Aussenministerium hat am Flughafen der Insel Rhodos einen Hotspot eingerichtet, wo Touristen unbürokratisch eine Ausreisegenehmigung erhalten, wenn sie wegen der grossen Waldbrände auf der Insel keine Ausweispapiere mehr haben.

Der Krisenstab des Zivilschutzes hat zwei Telefonnummern für ausländische Besucher eingerichtet, wenn sie Angehörige vermissen. Sie lauten +30 210 3681259 und +30 210 3681350, wie die Behörde auf Twitter mitteilte.

«Noch nie so viele Dörfer betroffen»

«Es waren noch nie so viele Dörfer betroffen», sagte eine Deutsche, die seit Jahren auf der Insel wohnt, der Deutschen Presse-Agentur am Samstagabend. «Sonst brennt es eher in Richtung Westküste. Diesmal aber kam das Feuer über den Berg nach Südosten.» In ihrer Ortschaft Lachania seien alle Menschen auf den Beinen und warteten, ob auch ihr Dorf evakuiert werde. Der Strom sei schon vor Stunden ausgefallen, sie sitze im Dunkeln. «Ich habe das Wichtigste ins Auto gepackt, Wasser, Futter für meinen Hund. Aber ich warte auf die Anweisungen der Behörden, es hilft ja nicht, kopflos irgendwo hinzufahren.»

Derweil zeigten Videoaufnahmen in griechischen und sozialen Medien lange Reihen von Menschen, die zu Fuss ihre Urlaubsorte verliessen – manche waren panisch, andere blieben gelassen, einige hatten ihre Koffer dabei, andere nichts ausser den Kleidern am Leib. Wo sie so schnell unterkommen sollen, war am Samstagabend unklar. Der Staatssender ERT berichtete, eine Fähre sei auf dem Weg, auf der etliche Menschen zunächst Unterschlupf finden könnten. Auf der Insel selbst dürfte es um diese Jahreszeit mitten in der touristischen Hauptsaison kaum freie Unterkünfte geben.

Wegen des Waldbrands auf Rhodos, aber auch anderen grossen Bränden in Griechenland, sind mittlerweile Hunderte Feuerwehrleute aus Rumänien, Bulgarien, Polen, der Slowakei und Malta zur Verstärkung angereist. Frankreich, Italien, die Türkei, Zypern, Israel und Jordanien beteiligen sich mit Löschflugzeugen und Hubschraubern an den Löscharbeiten, teilte der griechische Zivilschutz mit.

Hitzewelle hat Höhepunkt noch nicht erreicht

Die Hitzewelle, die seit Freitag in Griechenland herrscht, wird nach Angaben der Meteorologen mit kleinen Schwankungen auch in der kommenden Woche andauern. Am Mittwoch wird ein neuer Höhepunkt mit Temperaturen um die 46 Grad in Südgriechenland erwartet. Die Feuerwehr warnte abermals vor grosser Waldbrandgefahr. «Uns stehen noch schwierigere Zeiten bevor», sagte ein Sprecher.

Im Zuge der globalen Erwärmung steigt in vielen Regionen die Waldbrandgefahr, wie etwa der Weltklimarat IPCC festgestellt hat. Zwar kann ein wärmeres Klima dazu beitragen, dass mehr Wasser vom Himmel fällt, auch häufiger in Form von Starkregen. Die Zeiträume ohne Niederschläge werden aber teils länger. Und gerade in ohnehin trockenen Gebieten steigt die Gefahr von Dürreperioden. In extrem trockener Vegetation können sich Waldbrände schneller ausbreiten.

(yam/sda/dpa)

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64 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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cille-chille
23.07.2023 09:25registriert Mai 2014
"Schweizer in Turnhallen..."

Oder Touristen?

Und die Lokalen?

Ich mag diese Art von Berichterstattung nicht.
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Phronesis
23.07.2023 09:58registriert Dezember 2022
Die Nationalität ist doch hier unbedeutend, oder? Ob ein Schweizer, eine Französin oder ein Senegalese in Turnhallen schlafen muss, ist doch kein Unterschied.
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Yupidu
23.07.2023 10:16registriert März 2020
Meine "thoughts and prayers" gelten den Bewohnern Rhodos. Und weiterhin landen Flugzeuge mit Touristen...
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