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Wer tötete die Zehnjährige im Jugendheim? Was wir wissen – und was nicht

Wer tötete die Zehnjährige im Jugendheim? Was wir wissen – und was nicht

Der Tod einer Zehnjährigen in Bayern schockiert. Doch noch ist vieles zu dem Fall unklar. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.
06.04.2023, 15:06
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t-online

Ein zehn Jahre altes Mädchen, das in einer Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung in Wunsiedel in Oberfranken gewohnt hat, ist tot. Angestellte hatten das Kind am Dienstag in einem Zimmer der Einrichtung leblos gefunden, ein Notarztteam konnte nur noch den Tod feststellen. Erst einen Tag später, am Mittwoch, wurde dies öffentlich bekannt.

Die Staatsanwaltschaft geht von einem Tötungsdelikt aus, die Ermittlungen laufen auf Hochtouren. Doch noch ist vieles in dem Fall unklar. Was wir wissen – und was nicht.

Wie ist das Mädchen gestorben?

06.04.2023, Bayern, Wunsiedel: Ortsschild der Stadt Wunsiedel bei Sonnenaufgang. Eine Zehnj
Derzeit gibt es laut Staatsanwaltschaft weder Beschuldigte noch Tatverdächtige.Bild: keystone

Die Staatsanwaltschaft geht in dem Fall von einem Tötungsdelikt aus. Das sagte Matthias Goers von der Staatsanwaltschaft Hof am Donnerstag. Dass es Anzeichen für ein Fremdverschulden gibt, hatte auch die Polizei bereits am Mittwoch nach einer ersten Obduktion des Leichnams bekannt gegeben. Ob die Tat vorsätzlich ausgeführt wurde oder nicht, ist damit allerdings nicht klar.

Medienberichte, laut denen es Hinweise auf sexualisierte Gewalt gebe, wollte ein Polizeisprecher «weder bestätigen noch ausschliessen».

Gibt es Tatverdächtige?

Derzeit gibt es laut Staatsanwaltschaft weder Beschuldigte noch Tatverdächtige in dem Fall. Ein Polizeisprecher bestätigte im Gespräch mit t-online, aktuell sei man «weit davon entfernt», einen Tatverdächtigen zu benennen.

Eine Sprecherin der Polizei Oberfranken fügte hinzu, es müsse «in alle Richtungen» gedacht werden. Es gebe allerdings keine Hinweise darauf, dass sich jemand von aussen Zutritt zu der Einrichtung für Kinder und Jugendliche verschafft habe, so die Sprecherin weiter.

Am Mittwoch hatte es zunächst geheissen, im Fokus der Ermittler stünden drei Minderjährige, zwei 11- und ein 16-Jähriger. Das hatte die Deutsche Presse-Agentur (dpa) aus Sicherheitskreisen erfahren und vermeldet. Doch unklar war, inwieweit eine Beteiligung dieser ursächlich für den Tod des Mädchens gewesen sein könnte und ob es sich womöglich um einen Unfall gehandelt haben könnte.

Die Meldung zu den minderjährigen Tatverdächtigen hat ein Sprecher der Polizei Oberfranken im Gespräch mit t-online am Donnerstagvormittag als nicht zutreffend bezeichnet. Der zuständige Staatsanwalt Goers sagte am Donnerstag, sie würden derzeit als Kontaktpersonen geführt. Er machte keine weiteren Angaben, was darunter zu verstehen ist.

Wie gehen die Ermittler nun vor?

Derzeit ist die Arbeit am Tatort einer Polizeisprecherin zufolge noch nicht abgeschlossen. Aktuell würden Spuren ausgewertet und Vernehmungen durchgeführt.

Die Kriminalpolizei hat zu diesem Zweck eine Sonderkommission gebildet, die Soko «Park». Eine solche wird normalerweise dann eingerichtet, wenn es bei einem Fall von besonderer Bedeutung innerhalb kürzester Zeit sehr viel zu tun gibt – wenn etwa viele Zeugen vernommen werden müssen oder es viele Hinweise aus der Bevölkerung gibt.

Warum wurde die Öffentlichkeit erst am Mittwoch informiert?

Angestellte fanden das Mädchen bereits am Dienstagmorgen um 8.45 Uhr leblos in einem Zimmer der Einrichtung. Allerdings wurde dies erst am Mittwoch bekannt. Die Polizei spricht hier von «ermittlungstaktischen Gründen», aufgrund derer man die Öffentlichkeit 24 Stunden lang nicht über das Auffinden der Leiche informiert habe. Der Vorgang sei mit der Staatsanwaltschaft abgesprochen gewesen, so eine Polizeisprecherin.

Eine solche Verzögerung kann unter Umständen dazu beitragen, dass erste Ermittlungen zunächst verdeckt durchgeführt werden können. Sie kann aber beispielsweise auch dem Schutz von Opfern oder Angehörigen dienen.

Wer war das Mädchen?

Das Mädchen war laut Polizei in der Einrichtung betreut worden und 10 Jahre alt. Warum sie in der Einrichtung untergebracht war und ob es Angehörige gibt, ist nicht öffentlich bekannt.

Um welche Einrichtung handelt es sich?

Das Kinder- und Jugendhilfezentrum St. Josef in Wunsiedel (Archivbild): Rund 90 Kinder werden dort betreut.
Das Kinder- und Jugendhilfezentrum St. Josef in Wunsiedel (Archivbild): Rund 90 Kinder werden dort betreut.Bild: zvg

Das Kinder- und Jugendhilfezentrum St. Josef ist ein katholisches Heim, in dem Erzieherinnen und Erzieher etwa 90 Kinder und Jugendliche voll- und teilstationär betreuen. Die meisten stammen demnach aus schwierigen Familienverhältnissen aus ganz Deutschland und könnten gar nicht oder nicht dauerhaft in ihrer Familie leben. Die Wohnquartiere sind über ein weitläufiges Gelände verteilt. Derzeit seien rund 80 Fachkräfte beschäftigt.

Aufgrund der Ferienzeit – derzeit sind Osterferien in Bayern – sei die Einrichtung nicht voll belegt, sagte ein Polizeisprecher am Mittwoch. Die Kinder und Jugendlichen würden nach den Geschehnissen von entsprechend ausgebildeten Kräften betreut.

Die Stadt Wunsiedel im Fichtelgebirge hat rund 9200 Einwohner. Sie liegt etwa 90 Kilometer nordöstlich von Nürnberg und nur wenige Kilometer von der Grenze zu Tschechien entfernt.

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