BBC-Moderator lässt US-Rechtspopulist Ben Shapiro auflaufen – mit Folgen
Was ist passiert?
Für die, die ihn nicht kennen: Ben Shapiro ist einer der momentan einflussreichsten politischen Kommentatoren in der US-amerikanischen Medienwelt. Immer wieder postet er Videos, in denen er zum Beispiel linke Studenten «zerstört». Nun wurde er aber selbst zerstört.
Die BBC hat ihn am vergangenen Freitag für ein Interview über sein neues Buch «The Right Side of History» eingeladen. Aber wie es scheint, konnte der Shootingstar der konservativen Medien nicht mit den kritischen Fragen des BBC-Moderators Andrew Neil mithalten und brach nach ca. 15 Minuten wutentbrannt das Interview ab.
Das Interview lief gut, bis Neil zum Thema Abtreibungen kam. Zum Kontext: Der US-Bundesstaat Georgia will ein neues Gesetz einführen, das Abtreibungen nach der sechsten Woche verbietet. Frauen würden demnach Gefängnisstrafen riskieren, wenn sie für die Abtreibung in einen anderen Staat reisen. Neil fragte provokant, was Shapiro vom barbarischen und ignoranten Gesetz halte.
- Shapiro: «Sind Sie ein objektiver Journalist oder sind Sie ein Meinungsjournalist?»
- Neil: «Ich bin ein Journalist, der Fragen stellt.»
- Shapiro: «Sie geben vor, ein objektiver Journalist zu sein, und auch BBC gibt das vor. Aber offensichtlich sind Sie das nicht, und war das niemals so. Sie als Journalist nennen eine Seite der Politik ignorant, barbarisch und werfen ihr vor, uns zurück ins Mittelalter zu verfrachten. Wieso sagen Sie nicht einfach, dass Sie links sind?»
- Neil: «Mr. Shapiro, wenn Sie wüssten, wie lächerlich dieses Statement ist, hätten Sie es nicht gesagt.»
Was Shapiro offensichtlich nicht weiss: Andrew Neil ist ein Konservativer und nimmt in Interviews grundsätzlich die Gegenposition ein.
Als Neil später Fragen zur aggressiven Rhetorik von Shapiro stellt, löscht es dem Amerikaner vollkommen ab:
- Shapiro: «Ehrlich gesagt ... ich finde das Zeitverschwendung. Ich gebe einen Scheiss darauf, was Sie denken, ich hab noch nie etwas von Ihnen gehört. Ich bin berühmt, aber von Ihnen hat noch nie jemand etwas gehört.»
- Neil: «Und ich hab noch nie etwas von Ihnen gehört, bevor ich mich auf das Interview vorbereitet habe.»
- Shapiro: «Ich bin nicht geneigt, das Interview fortzuführen, mit so jemandem der so demotiviert ist wie Sie ... Ich glaube wir sind hier fertig.»
Neil nimmt es gelassen und antwortet sarkastisch:
Neil äusserte sich später zum missglückten Interview und schoss ausserdem gegen seine amerikanischen Kollegen: «Üblicherweise übernehme ich bei einem Interview die gegensätzliche Position. Das sagt nichts über meine eigenen Ansichten aus. Was machen amerikanische Interviewer?»
Yes. I tend to take the opposite position from those I interview. It’s a useful way to test their positions. It tells you nothing of my own views. What do American interviewers do? https://t.co/UnAT2MFoxE
— Andrew Neil (@afneil) 11. Mai 2019
Über das Wochenende gelangte wohl auch Shapiro zur Einsicht, dass er sich über sein Gegenüber zu wenig informiert hatte. So tweetete er dann auch: «Neil ZERSTÖRT Ben Shapiro! So fühlt sich das also an. Ich brach meine eigene Regel und war nicht ausreichend vorbereitet. Neil 1, Shapiro 0.»
.@afneil DESTROYS Ben Shapiro! So that's what that feels like ;)
— Ben Shapiro (@benshapiro) 10. Mai 2019
Broke my own rule, and wasn't properly prepared. I've addressed every single issue he raised before; see below. Still, it's Neil 1, Shapiro 0. https://t.co/UAtAUtIWtO
So reagiert das Netz
Ben Shapiro im richtigen Leben:
Gegen «Safe Spaces» wettern und gleichzeitig über zu kritische Fragen aufregen?
And merciful lord, I can hardly imagine the cognitive dissonance required to rant against "safe spaces" on college campuses but believe the BBC shouldn't ask you tough questions. The fragility on display is tragic.
— Charlotte Clymer🏳️🌈 (@cmclymer) 10. Mai 2019
«Fürs nächste Mal solltest du dieses Buch lesen»
You should read this for next time :) pic.twitter.com/z5bgty14ig
— johnny youth (@johnny_youth) 10. Mai 2019
«Du hättest nur Fragen über deine Meinung und dein Buch beantworten sollen. Wie kannst du da nicht vorbereitet sein?»
All you had to do was answer questions about your stated opinions and a book you wrote. How could you not be prepared?
— LaShawnda Jones (@SpiritHarvest) 11. Mai 2019
(jaw)
