Die Vereinten Nationen warnen vor einer «ethnischen Säuberung» in der Zentralafrikanischen Republik. Fast die gesamte muslimische Minderheit sei aus Angst vor Angriffen christlicher Milizen geflohen, erklärte der UNO-Sonderberater für die Vorbeugung von Völkermord, Adama Dieng, am Montag in Genf.
«Wenn diejenigen, die diese schweren Verbrechen verüben, dafür nicht zur Rechenschaft gezogen werden, ist die Vermeidung eines Genozids unwahrscheinlich», fügte der ehemalige Bevollmächtigte des Internationalen Strafgerichtshofs für Ruanda hinzu.
Dieng sprach sich für Ermittlungen durch die Chefanklägerin beim Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag, Fatou Bensouda, aus. Ausserdem sollte es nach seinen Worten ab Montag eine UNO-mandatierte Untersuchung in der Zentralafrikanischen Republik geben, «um sicherzustellen, dass die Verantwortlichen für diese Gräueltaten der Justiz nicht entkommen».
Der Bevölkerungsanteil der Muslime in der Zentralafrikanischen Republik sei infolge der Massenflucht von bislang 10 bis 15 Prozent auf zwei Prozent zurückgegangen.
Den bisher in dem Land im Herzen Afrikas eingesetzten ausländischen Soldaten ist es nicht gelungen, die Spirale der Gewalt zwischen muslimischen und christlichen Milizen zu stoppen.
Diese war mit dem Sturz von Präsident François Bozizé durch die überwiegend muslimischen Seleka-Rebellen vor einem Jahr in Gang gesetzt worden. Die christlichen Anti-Balaka-Milizen reagierten darauf mit andauernden Racheaktionen. Tausende Menschen wurden getötet, ein Viertel der 4,6 Millionen Einwohner floh vor der Gewalt.
In der Zentralafrikanischen Republik sind derzeit 6000 Soldaten der Afrikanischen Union sowie 2000 französische Soldaten im Einsatz. Die Europäische Union hat zugesagt, bis zu tausend Soldaten zu stellen.
UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon empfahl inzwischen, knapp 12'000 Blauhelme - Soldaten und Polizisten - in die frühere französische Kolonie zu entsenden. Dieng appellierte am Montag an «jeden Staat mit entsprechenden Möglichkeiten», sich an der «Rettung der Menschen in der Zentralafrikanischen Republik» zu beteiligen. (sda/afp)