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Zahl der Toten im Gazastreifen auf neun gestiegen 

Reaktion auf Raketenbeschuss

Zahl der Toten im Gazastreifen auf neun gestiegen 

07.07.2014, 04:1907.07.2014, 08:41
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Nach einem israelischen Drohenangriff steigt Rauch über der Stadt Gaza auf.
Nach einem israelischen Drohenangriff steigt Rauch über der Stadt Gaza auf.Bild: AFP

Bei israelischen Luftangriffen im Gazastreifen sind nach Angaben von palästinensischen Ärzten mindestens neun Menschen getötet worden. Vier weitere sind demnach verletzt worden. Die Angriffe sind eine Reaktion Israels auf den Raketenbeschuss israelischer Ortschaften. 

Ein für die Notfalldienste im Gazastreifen zuständiger Sprecher sagte vor Journalisten, sechs Palästinenser seien bei einem Luftschlag in der Stadt Rafah ums Leben gekommen, zwei weitere seien verletzt worden. 

Der von der radikalislamischen Hamas betriebene Fernsehsender al-Aksa berichtete, die Getöteten gehörten dem bewaffneten Arm der Bewegung an, den al-Kassam-Brigaden. Die Organisation teilte mit, die Männer seien bei einem Angriff auf einen Tunnel ums Leben gekommen. Dieser sei bereits am Sonntagmorgen erfolgt, die Leichen seien aber erst am frühen Montagmorgen entdeckt worden. 

Neun Ziele angegriffen 

Am Sonntagabend waren zudem zwei weitere militante Palästinenser bei Attacken von israelischen Kampfflugzeugen getötet worden. Die beiden seien am Eingang des Flüchtlingslagers al-Bureidsch getroffen worden, berichteten palästinensische Augenzeugen und Ärzte. 

Die militante Palästinensergruppe Islamischer Dschihad teilte mit, es handle sich um zwei Mitglieder des bewaffneten Arms ihrer Organisation. 

Ein Sprecher der israelischen Armee sagte am frühen Montagmorgen, Kampfflugzeuge hätten während der Nacht neun Ziele im gesamten Gazastreifen angegriffen. Der Sprecher bezeichnete den fortwährenden Beschuss aus dem Gazastreifen als inakzeptabel. 

Nach palästinensischen Angaben flogen Kampfflugzeuge am Sonntag mehr als 20 Angriffe. Mehr als 40 Geschosse wurden auf Israel abgefeuert. Zunächst berichteten Nachrichtenagenturen unter Berufung auf Augenzeugen zudem, dass Drohnen zum Einsatz gekommen seien. 

Schlimmster Gewaltausbruch seit Jahren 

Auslöser für die neuen Spannungen zwischen Israel und den Palästinensern waren die Entführung und die Ermordung von drei jüdischen Religionsschülern sowie der mutmassliche Rachemord an einem palästinensischen Jugendlichen. In letzterem Fall nahm die israelische Polizei am Sonntag sechs jüdische Tatverdächtige fest. 

Nach dem Mord an dem palästinensischen Teenager bestätigte ein Polizeisprecher, die Ermittler gingen von einem «nationalistischen Motiv» für die Tat aus. Einige der festgenommenen Verdächtigen seien dem Gericht vorgeführt worden, um die Dauer der Untersuchungshaft zu verlängern, berichtete die Zeitung «Haaretz». 

Familienangehörige des ermordeten 16-Jährigen hätten erklärt, sie seien bislang nicht über die Festnahmen informiert worden, obwohl ihnen die Polizei versprochen habe, sie würden als erste über jede Entwicklung unterrichtet. 

16-Jähriger verbrannt 

Der vergangenen Mittwoch tot aufgefundene 16-jährige Mohammed Abu Chedair war nach Palästinenserangaben bei lebendigem Leibe verbrannt worden, nachdem er einen heftigen Schlag auf den Kopf erhalten hatte. In Luftröhre und Lunge des Teenagers seien Spuren von Rauch gefunden worden, teilte der palästinensische Generalstaatsanwalt nach einem vorläufigen Obduktionsbericht mit. 

Von israelischer Seite gab es für die Schlussfolgerungen keine Bestätigung. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas forderte in einem Brief an UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon eine internationale Untersuchung des Vorfalles. 

Die Tötung des jungen Arabers sowie vorher die der drei jüdischen Teenager hat einen der schlimmsten Gewaltausbrüche im palästinensisch-israelischen Konflikt seit Jahren ausgelöst. In mehreren Orten Israels kam es zuletzt zu Ausschreitungen wütender arabischer Bürger. 

Die Szenen erinnerten an gewaltsame Proteste zu Beginn des Palästinenseraufstands im Herbst 2000. Damals waren 13 israelische Araber von der Polizei getötet worden. Ägypten versucht zu vermitteln. (rey/sda/afp) 

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