Was ist das?
Nein. das ist keine mit Schokolade ummantelte Schaumspeise, die traurig in Richtung Horizont flieht, weil sie den Rummel um ihren Namen nicht mehr erträgt.
Das ist etwas ganz anderes: Die Genre-Wippe der Sendung «Bachelorette».
So, wie wir sie hier sehen, befindet sie sich im Neutralzustand. Wie vor jeder Staffel.
In der ersten Sendung wird sie auf einer Seite mit Kandidaten beladen – und auf der anderen Seite mit einer Singleperson, die es zu erobern gilt.
Mit dem zu Beginn riesigen Haufen Kandidaten liegt das Gewicht der Sendung klar bei Pleiten, Pech & Pannen. Je mehr Kandidaten, desto grösser die Chance, dass sich jemand einen Ausrutscher erlaubt. Dieser wird dann ausgeschlachtet. Soweit das Konzept in diesem Stadium der Sendung.
Dann beginnt die Bachelorette damit, die Kandidaten auszusieben. Zuerst erwischt es die Schiessbudenfiguren. Weil diese für den Klamauk und die Peinlichkeiten zuständig sind, beginnt sich das Gleichgewicht zu verändern.
Je weniger Kandidaten übrig bleiben, desto mehr kippt die Ausrichtung der Sendung. Spätestens im Finale ist der Fall klar: Die Sendung muss in einem Drama, einer Romanze enden. Die Zeiten der Peinlichkeiten und des Klamauks sind vorbei.
Langer Rede kurzer Sinn: Herzlich willkommen zur Finalbesprechung der Bachelorette.
Wieso wir umständlich mit den Piktogrammen begonnen haben?
Solange die Schiessbudenfiguren und damit der Klamauk und die Peinlichkeiten dominieren, fällt es dem Berichterstatter leicht, ein schmissiges Textchen zu produzieren: Bisschen Trashtalken, bisschen Sprüche klopfen, gut ist. Einzige Bedingung: Die Würde der Kandidaten sollte nicht mit Füssen getreten werden. Unter diesen Bedingungen ist es auch einfach, eine erfolgreiche Sendung zu produzieren. Peinlichkeiten ziehen immer.
Man darf dem Produktionsteam aber ein Kompliment machen. Es beweist das für Klamauk & Peinlichkeiten nötige Fingerspitzengefühl. Fremdscham-Momente gab es genügend, trotzdem wird keiner der Kandidaten derart blossgestellt, dass er sich nicht mehr in der Öffentlichkeit zeigen kann. Und der, der sich in der Sendung so richtig ins Abseits manövrierte, lebt nicht im Einzugsgebiet von 3+.
In anderen Ländern ist das anders. Allein in Grossbritannien haben sich weit über 30 Ex-Kandidaten von Reality-Shows später das Leben genommen. Das liegt auch am Casting. Denn die goldene Regel beim Reality-Show-Casting lautet: Mindestens ein Drittel der Kandidaten sollte psychisch labil sein, unsicher und beeinflussbar. Ein Drittel muss aus Narzissten bestehen und ein Drittel aus abenteuerlustigen Siegertypen.
Und diese Siegertypen haben wir im Final nun vor uns: Giovanni, Mike und Chanelle.
Leider fällt es dem Berichterstatter schwer, zum Finale ein schmissiges Textchen zu produzieren. Weiter auf der Welle von Klamauk und Peinlichkeiten zu reiten, wäre nicht angebracht. Natürlich liesse sich etwas finden. Aber dafür bräuchte es ein sehr argwöhnisches und böses Auge.
Weiter der Ausrichtung der Sendung folgen und Drama beschwören? Geht auch nicht. So gut die Produktionsfirma in Clash & Trash ist, so mies ist sie in Drama. Ist aber halt auch viel schwieriger.
Die Distanz zu den Kandidaten bleibt für die Zuschauer viel zu gross, die Schubladen in die Giovanni («der eifersüchtige italienische Macho») und Mike («Der schüchterne Schweizer mit Öffnungshemmung») gesteckt werden, sind seit spätestens 1990 ausgelutscht. Um ein Gefühl von Konflikt zu erzeugen, werden die beiden in Anzügen vor den Pool beordert. Dort müssen sie sich verbal abarbeiten. Das Duell wird holpriger als Paris-Roubaix.
Sie sind halt Siegertypen. Und als solche lassen sie sich nicht so einfach in die Karten schauen. Sie reden zwar von Gefühlen, die sich entwickeln, dass sie dabei wären, sich zu verlieben, da ist aber einfach noch zu viel Deckung. Die Angst vor der öffentlichen Niederlage schwingt bei beiden hörbar mit.
Da können auch Chanelles sichtlich bemühte Freundinnen, sie wurden als Beraterinnen eingeladen, das Feuer nicht entfachen. Und so bleibt die Finalsendung ein Warten auf Godot. Chanelle darf ein bisschen Product-Placement entgegen nehmen und in Unterwäsche vor einem Spiegel posieren. Das wirkt alles schnell und lieblos produziert. Wir erwarten ja keinen Bergmann, wir wissen, wo wir sind. Aber eine derart hastige Abfertigung haben die Bachelorette und die Finalisten nicht verdient.
Am Ende gewinnt Silent Mike. Immerhin das. Für mich eine Überraschung. Chanelle war «schon lange nicht mehr so verliebt». Und man nimmt es ihr auch ein bisschen ab. Auch er hat sich «über beide Ohren in diese Frau verliebt».
Giovanni erträgt die Niederlage mit stoischem Pokerface. Er darf dann noch ein Sätzchen sagen, aber auch hier verschiesst die Produktion diverse Elfmeter und entlässt den Kandidaten zu schnell.
Mike hingegen freut sich über Chanelles Offenbarung wie ein Kind, dem jemand einen Schlumpf geschenkt hat. Schnitt, aus, fertig. Zum Glück folgt dann auch schon der Hinweis auf die nächste Sendung – die Wiedervereinigung im Studio: Mike Cees ist zurück und damit auch die Schiessbudenfiguren, der Klamauk und die Peinlichkeiten.
Das wird sicher wieder lustig. Denn das kann das Produktionsteam ja.
Wir wünschen Mike und Chanelle und auch Giovanni und allen anderen Kandidaten (Robert 😍) alles Gute.
Wir haben euch sehr gemocht.