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Das bedeutet Trumps EU-Zoll-Hammer für die Schweiz

April 2, 2025, Washington, District Of Columbia, USA: President DONALD TRUMP with a chart of reciprocal tariffs at a Liberation Day event where the president signed an executive order creating recipro ...
Trump droht zahlreichen Ländern seit Monaten mit hohen Zöllen.Bild: www.imago-images.de

Das bedeutet Trumps EU-Zoll-Hammer für die Schweiz

Eine Grundsatzeinigung zwischen der EU und Washington lag in Griffweite. Trotzdem hat US-Präsident Donald Trump der EU jetzt per Brief mitgeteilt, dass sie ab 1. August 30 Prozent Strafzölle bezahlen muss. Die Schweiz, die ebenfalls einen Deal anstrebt, wartet noch auf ihren Brief.
12.07.2025, 17:3312.07.2025, 17:38
Remo hess / Renzo Ruf
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Bei der EU wurde man die letzten Tage nicht müde zu betonen, dass eine einvernehmliche Lösung im Zoll-Streit mit den USA in Griffweite läge. Die Verhandler hatten sich offenbar geeinigt. Jetzt musste nur noch US-Präsident Donald Trump zustimmen.

Das hat er offensichtlich nicht getan. Stattdessen entschied Trump, dass die Europäische Union, der grösste Handelspartner der USA, ab 1. August pauschal 30 Prozent Zölle zahlen müssen für alle Waren, die sie in die Vereinigten Staaten exportieren.

Ausgenommen sind jene Sektoren, wo bereits heute spezifische Zölle gelten. Wie etwa beim Stahl und Aluminium, wo 50 Prozent Einfuhrabgaben erhoben werden. Das hat Trump den Europäern in einem seiner mittlerweile berüchtigten Briefen am Samstag mitgeteilt, die er auf seiner Social-Media-Plattform veröffentlicht hat.

EU-Kommission will weiter an einem Deal arbeiten

In Brüssel schaltete die EU am Samstag in den Krisenmodus. Zölle in diesem Ausmass würden vor allem Deutschland als grösste Export- und Wirtschaftsmacht in Europa hart treffen. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen warnt, dass 30 Prozent Zölle «die wesentlichen transatlantischen Lieferketten stören würden». Man sei bereit, weiter an einem Abkommen mit den USA bis zum 1. August zu arbeiten. Gleichzeitig werde man «alle notwendigen Schritte unternehmen, um die EU-Interessen zu schützen». Dazu gehöre auch die Einführung von «angemessenen Gegenmassnahmen», so von der Leyen in einem Statement.

Die ersten dieser Gegenmassnahmen könnten schon am Montag um Mitternacht in Kraft treten. Es sind Gegenzölle auf einen Warenkorb im Umfang von 21,5 Milliarden Euro, welche die EU nach der Einführung der US-Stahl- und Aluminiumzölle ergriffen hatte. Sie wurden aber vorübergehend suspendiert, solange die EU mit Washington in Verhandlungen war. Diese Frist läuft nun ab.

Am Sonntag treffen sich die EU-Botschafter in Brüssel zu einer Krisensitzung. Zuletzt gab es Streit innerhalb der EU, wie man Trump am besten entgegen treten sollte. Deutschland zum Beispiel drängte auf ein schnelles Abkommen. Frankreich hingegen sprach sich gegen einen Deal um jeden Preis aus und verlangte, dass Brüssel den Trump entschiedener die Stirn bietet.

Schweiz sieht sich auf gutem Weg

Die Entscheidung von Trump, den transatlantischen Handelspartner trotz den laufenden Verhandlungen zu bestrafen, wird auch in der Schweiz Verunsicherung auslösen. Denn auch die Gespräche zwischen Bern und Washington schienen in den vergangenen Tagen kurz vor dem Abschluss zu stehen; so jedenfalls verkündeten es gut informierte Kreise in der Schweiz. Was noch fehle sei die schwungvolle Unterschrift des amerikanischen Präsidenten, die den «Deal» besiegeln würde.

Nun zeigt sich: Diese Unterschrift ist alles andere als eine Formsache. Nötigenfalls brüskiert Trump auch sein Verhandlungsteam um Finanzminister Scott Bessent und Handelsminister Howard Lutnick. So drohte der Präsident in den vergangenen Tagen auch Kanada (35 Prozent) und Mexiko (30 Prozent) mit neuen Strafzöllen ab 1. August.

Unklar ist, ob es sich dabei um eine Verhandlungstaktik von Trump handelt, der seine Unberechenbarkeit mittlerweile gezielt einsetzt, um andere Länder in die Knie zu zwingen. Oder ob der Republikaner im Weissen Haus es einfach geniesst, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen – weil er weiss, dass die ganze Welt den Atem anhält, wenn er auf seinem Internet-Dienst Truth Social einen neuen Brief an einen Handelspartner publiziert. In den vergangenen Tagen hat er rund zwei Dutzend solcher Schreiben veröffentlicht. (aargauerzeitung.ch)

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170 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Nony
12.07.2025 18:01registriert Februar 2019
Einfach auflaufen lassen. Die USA importieren die ausländischen Produkte ja nicht deswegen, weil sie sie selber in derselben Qualität zu einem gleich günstigen Preis herstellen können. Somit werden sie entweder lernen müssen, selbst in vernünftiger Qualität zu produzieren, oder aber höhere Preise akzeptieren müssen, was letztlich ihre Endprodukte auf den internationalen Märkten noch weniger attraktiv werden lässt.
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JohanKr
12.07.2025 17:54registriert Februar 2019
Der Mann steht im Mittelpunkt, das gefällt ihm. Ignorieren wir das Getöse doch ein paar Monate, las der US Zoll erheben. Wir kümmern uns um Europa, unsere Sicherheit und Zusammenarbeit.
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Bonbonsai
12.07.2025 18:01registriert November 2023
Borchert sagte einmal: "Dann gibt's nur eins: sag NEIN!" Und das vor über 80 Jahren.
Ich finde, das wäre jetzt mal angesagt!
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