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Emma Amour: Burn in fuc*ing hell, Midlife-Crisis!

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bild: shutterstock / watson
Emma Amour

Burn in fuc*ing hell, Midlife-Crisis!

Cleo geht's gar nicht gut. Cleo hasst alle und alles. Sie will jetzt was Sinnvolles machen. Was, weiss sie aber nicht. Eigentlich will sie einfach mal wieder vögeln. Mir geht's ähnlich. Also das mit dem Sinnvoll-Blabla. Oder anders: Willkommen in unserer Krise.
23.06.2023, 10:0623.06.2023, 10:55
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Bevor wir in das heutige sehr grosse Drama einsteigen, ein Fun Fact: Manchmal sitzen wir bei Bier (Lina und ich) und Zigaretten (Lina) zusammen und analysieren die Klickzahlen meiner Texte.

Genau das haben wir vor einigen Tagen getan und dabei sehr gelacht.

Es ist so, ihr Perverslinge*: Ihr klickt alles wie Sau an, wo irgendwo «Sex» steht. Ich verstehe das enorm gut. Soweit also keine Breaking News. Viel lustiger ist, welche meiner Texte ihr am allerschlechtesten angeklickt habt.

Ready?

Also, es war der Text, in dem es um die Nacht ging, als Sandro und ich eben NICHT mehr vögelten. Ihr findet ihn hier, falls ihr ihn wieder nicht anklicken wollt:

Also, schön, haben wir darüber geredet und noch schöner, hatten wir was zu lachen. Ich find's zurzeit nämlich nicht lustig. Was genau, kann ich nicht sagen. Ich hab ja alles. Ich habe einen sehr tollen Freund, mit viel mehr tollen als mühsamen Eigenschaften. Ich bin gesund. Hab einen lustigen Job. Hab genug Stutz, um so zu leben, wie es mir Spass macht.

Mein Zyklus ist reine Anarchie

Auch habe ich die absolute Freiheit, jeden Tag genau das zu tun, wonach mir ist. Will ich am Dienstag nach Puerto Rico reisen, kann ich. Will ich am Freitag nach Hawaii auswandern, kann ich. Suff-SMS-Sandro ist so begeisterungsfähig, den kriege ich überall auf der Welt hin mit.

Was will ich also mehr?

Genau hier liegt der Schafseckel begraben.

ICH. WEISS. ES. NICHT.

Ich weiss aber, dass ich irgendwie gelangweilt bin. Dass ich mich nach Abenteuern (nicht sexuellen, also mol, doch, schon auch ein bisschen) sehne. Ausserdem frage ich mich, was ich denn eigentlich so Sinnvolles mache. Und was eigentlich sinnvoll ist? Soll ich in Altersheimen vorlesen? Kinder schminken? In einer Igel-Auffangstation Baby-Igeli mit der Flasche aufziehen? Oder doch eher mal einen Seidenmalen-Kurs belegen?

I DON’T KNOW!

Mich kickt so nichts. Ausserdem bin ich faul. Und mein Knie tut weh. Und der Rücken. Und es zwickt in der Hüfte. Mein Zyklus ist reine Anarchie. Kommen die Wechseljahre?

FUCK. BITTE NOCH NICHT.

Ich bin doch 22 im Kopf.

Eine, die mich enorm gut versteht, ist Cleo, meine eine von zwei besten Freundinnen. Cleo ist gerade mal wieder Single. Die Glückliche, denke ich manchmal und dann fällt mir wieder ein, dass auch Singlesein nicht nur geil ist.

Sie findet derweil, ich soll den Mund halten, mit so einem Kerl, der mich so gut kennt, liebt und leben lässt.

Ich gebe zu, Cleo hat sehr viel mehr Grund, um kacke drauf zu sein. Der letzte Kerl hat ihr an einem Freitag noch per WhatsApp die Sterne vom Himmel geholt, um ihr dann am Samstag doch noch zu offenbaren, dass es für etwas Ernstes «doch nicht ganz reicht».

Cleo erlebt das zum dritten Mal in Folge. Typisches Zürich-Syndrom. Been there, done that, hated that.

Für Cleo ist aber alles irgendwie doppelt so ätzend. Cleo will unbedingt kleine, herzige Cleos in die Welt setzen. Cleo ist jetzt 36 und hat Panik davor, niemanden mehr zu treffen, mit dem es passt. Oder doch jemanden zu treffen und nicht schwanger zu werden wegen Alter.

Ja, auch die Brüste haben die beste Zeit hinter sich!

Wir sitzen neulich an ihrem Küchentisch. Sie habe sich Alternativen überlegt, sagt sie. Übers Meer segeln könnte sie. Vier Monate. Alleine. Macht sie nie im Leben. Cleo kann kaum brustschwimmen, geschweige denn ein Segel spannen.

Aber ich mach mit. Bin ja eine gute BFF.

Sie habe sich auch überlegt, beruflich was Neues zu machen. Nicht dass Cleo je wirklich etwas anderes getan hat, als primär Tochter zu sein, aber auch hier: Ich mach mit.

Sie könnte Primarlehrerin werden. Oder Jugendarbeiterin. Sozialarbeiterin. Fitness-Instruktorin. Evtl. wäre auch ein eigenes Café cool. Oder ein Online-Shop, wo sie Gott weiss was vertickt. Baby-Finkli oder so.

Jetzt muss Cleo Sturzbäche weinen. Und weil ich bin, wer ich bin und deswegen so gut wie fast immer mitheulen muss, wenn jemand weint, schiesst es nun auch aus mir raus.

Wir sitzen jetzt also da, tun uns selber wahnsinnig leid, finden nun auch, dass unsere Füdli hängen und unsere Brüste die beste Zeit auch schon hinter sich haben. Wir sind uns auch ganz sicher, dass wir eins vor Hitzewallungen/Menopause sind und dass wir massiv etwas verpassen, wenn wir nicht spätestens morgen etwas sehr Sinnvolles machen.

Am nächsten Tag geht's mir schon viel besser. Mein Leben empfinde ich als eine einzige Aneinanderreihung von Privilegien. Mit meinem nackten Spiegelbild bin ich auch Freundin: Füdli und Brüste, alles tipptopp.

Möglicherweise bin ich eine der glücklichsten Frauen dieser Stadt. Möglicherweise sind das aber auch Hormonschwankungen, die die Menopause ankündigen.

Hello, Mindfuck.

Ich schreibe Cleo. Ich will wissen, wie es ihr geht.

«Super», schreibt sie postwendend. Der Typ, der neulich gerade noch zu wenig into her war für was Richtiges, kann sich jetzt plötzlich doch kein Leben mehr ohne Cleo und kleine Cleos vorstellen. Was ich verstehe.

Cleo ist jetzt over the moon. Und ich bin nach einer Weile mal wieder richtig happy darüber, dass ich nicht mehr durch diese wirre Dating-Kacke muss.

Apropos Midlife-Crisis: Sandro hat's nun auch genommen. Er hat sich tatsächlich ein Töffli gekauft, das er jetzt heimlich im Keller frisiert und sich dabei wie 16 fühlt. Manchmal gehe ich zu ihm runter, dann kiffen und knutschen wir.

Das Leben ist schön.

Dürft ihr ausdrucken und an eure Kühlschränke hängen.

LG, Emma.

* Das meine ich mit SEHR viel Liebe!

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bild: watson
Emma Amour ist ...
... mittlerweile 40 Jahre alt, hat es nach tausend Jahren des Hin und Hers tatsächlich geschafft, eine Beziehung mit Suff-SMS-Sandro nicht nur einzugehen, sondern sie sogar mehr oder weniger stabil zu führen! Emma wohnt im Zürcher Kreis 5 (wahrscheinlich für immer) und Sandro im Kreis 3. Zusammenziehen wollen sie nicht, aber sag niemals nie – ausser zu seinem Bierdosenberg, dazu sagt Emma ganz klar «nie in meiner Hütte». In diesem Blog nimmt euch Emma mit in ihr Beziehungsleben und plaudert alles aus, selbst die schlechten Seiten – wohl wissend, dass Sandro mitliest. I love you, SSMSS! Also lehnt euch zurück und geniesst die etwas *erwachsenere Emma!

*Ein bisschen Spass, ihr wisst schon …!
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170 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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samtauge
23.06.2023 10:30registriert Mai 2022
Emma, ich mag deine Texte, ich mag, wie du schreibst.
Was mir aber neulich irgendwie fehlt: Der grössere Bogen. Auch wenn das Leben in Partnerschaft ruhiger geworden ist: Es gibt so viele Erzählstränge, die hier begonnen wurden und nie mehr aufgenommen wurden. Euer Keine-Kinder-krieg-Prozess? Sandros Post-Heiratsantrag-Reaktionen? Dein Vergeben nach eurem Termin-Verpenn-Krach? Viel Spannendes köntne man weiterziehen.

Auch wenn wir uns alle auch mit Themen Midlife Crisis, Lieblingsverwandten etc. identifizieren können: Neulich scheint mir alles recht punktuell und ein wenig random.
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natalie74
23.06.2023 10:38registriert April 2017
Ich war auf einer Alp während der Sinnkrise (Gummistiefel und Kuhmist statt PC), hab seit einigen Jahren einen sinnvolleren Job (Kindern das Lernen schmackhaft machen), lebe zum ersten Mal in einer glücklichen Beziehung. Und mit 48 ist die Menopause noch nicht wirklich in Sicht.
Und trotzdem frage ich mich manchmal: war's das?

Dann erinnere ich mich daran, dass es nie gleich bleibt. Das Leben verändert sich ständig. Mal mehr, mal weniger. Mal positiv, mal negativ. Rückblickend waren die Veränderungen aber immer gut und nötig.
So bleibe ich gelassener als mit 20. Ist ein gutes Gefühl. 💜
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läck bobby
23.06.2023 10:59registriert September 2018
ok, wie naiv ist denn diese Cleo? der andere Typ hat vermutlich von einer anderen einen Korb gekriegt und brauchte etwas zum nächtigen...sie soll sich doch ein paar Katzen aus dem Tierheim holen. etwas sinnvolles gemacht und wieso warten bis sie 50 ist, dieses Ende ist ja bereits heute absehbar.
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Der Faschismus in Portugal – und wie mein Vater deswegen in ständiger Angst lebte
Die Nelkenrevolution am 25. April 1974 in Portugal ist 50 Jahre her. Sie war das Ende der faschistischen Ära unter António de Oliveira Salazar. Ein Mann, der das westlichste Land Europas mit eiserner Faust regierte. Dieser Artikel ist die persönliche Geschichte meiner Familie.

Es ist der 25. April 1974, kurz nach Mitternacht. Im Radio erklingt zweimal das Lied «Grândola, Vila Morena» (deutsch: Grândola, braungebrannte Stadt). Es ist das zweite Signal des Militärputsches gegen das faschistische Regime von António de Oliveira Salazar in Portugal, der eine ganze Nation befreien wird. Es ist die sogenannte Nelkenrevolution oder in Portugal auch einfach «der 25. April», welche das Ende des faschistischen Regimes in Portugal einläutete und die autoritäre Diktatur des «Estado Novo» (deutsch: Neuer Staat) stürzte.

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