Bevor wir in das heutige sehr grosse Drama einsteigen, ein Fun Fact: Manchmal sitzen wir bei Bier (Lina und ich) und Zigaretten (Lina) zusammen und analysieren die Klickzahlen meiner Texte.
Genau das haben wir vor einigen Tagen getan und dabei sehr gelacht.
Es ist so, ihr Perverslinge*: Ihr klickt alles wie Sau an, wo irgendwo «Sex» steht. Ich verstehe das enorm gut. Soweit also keine Breaking News. Viel lustiger ist, welche meiner Texte ihr am allerschlechtesten angeklickt habt.
Ready?
Also, es war der Text, in dem es um die Nacht ging, als Sandro und ich eben NICHT mehr vögelten. Ihr findet ihn hier, falls ihr ihn wieder nicht anklicken wollt:
Also, schön, haben wir darüber geredet und noch schöner, hatten wir was zu lachen. Ich find's zurzeit nämlich nicht lustig. Was genau, kann ich nicht sagen. Ich hab ja alles. Ich habe einen sehr tollen Freund, mit viel mehr tollen als mühsamen Eigenschaften. Ich bin gesund. Hab einen lustigen Job. Hab genug Stutz, um so zu leben, wie es mir Spass macht.
Auch habe ich die absolute Freiheit, jeden Tag genau das zu tun, wonach mir ist. Will ich am Dienstag nach Puerto Rico reisen, kann ich. Will ich am Freitag nach Hawaii auswandern, kann ich. Suff-SMS-Sandro ist so begeisterungsfähig, den kriege ich überall auf der Welt hin mit.
Was will ich also mehr?
Genau hier liegt der Schafseckel begraben.
ICH. WEISS. ES. NICHT.
Ich weiss aber, dass ich irgendwie gelangweilt bin. Dass ich mich nach Abenteuern (nicht sexuellen, also mol, doch, schon auch ein bisschen) sehne. Ausserdem frage ich mich, was ich denn eigentlich so Sinnvolles mache. Und was eigentlich sinnvoll ist? Soll ich in Altersheimen vorlesen? Kinder schminken? In einer Igel-Auffangstation Baby-Igeli mit der Flasche aufziehen? Oder doch eher mal einen Seidenmalen-Kurs belegen?
I DON’T KNOW!
Mich kickt so nichts. Ausserdem bin ich faul. Und mein Knie tut weh. Und der Rücken. Und es zwickt in der Hüfte. Mein Zyklus ist reine Anarchie. Kommen die Wechseljahre?
FUCK. BITTE NOCH NICHT.
Ich bin doch 22 im Kopf.
Eine, die mich enorm gut versteht, ist Cleo, meine eine von zwei besten Freundinnen. Cleo ist gerade mal wieder Single. Die Glückliche, denke ich manchmal und dann fällt mir wieder ein, dass auch Singlesein nicht nur geil ist.
Sie findet derweil, ich soll den Mund halten, mit so einem Kerl, der mich so gut kennt, liebt und leben lässt.
Ich gebe zu, Cleo hat sehr viel mehr Grund, um kacke drauf zu sein. Der letzte Kerl hat ihr an einem Freitag noch per WhatsApp die Sterne vom Himmel geholt, um ihr dann am Samstag doch noch zu offenbaren, dass es für etwas Ernstes «doch nicht ganz reicht».
Cleo erlebt das zum dritten Mal in Folge. Typisches Zürich-Syndrom. Been there, done that, hated that.
Für Cleo ist aber alles irgendwie doppelt so ätzend. Cleo will unbedingt kleine, herzige Cleos in die Welt setzen. Cleo ist jetzt 36 und hat Panik davor, niemanden mehr zu treffen, mit dem es passt. Oder doch jemanden zu treffen und nicht schwanger zu werden wegen Alter.
Wir sitzen neulich an ihrem Küchentisch. Sie habe sich Alternativen überlegt, sagt sie. Übers Meer segeln könnte sie. Vier Monate. Alleine. Macht sie nie im Leben. Cleo kann kaum brustschwimmen, geschweige denn ein Segel spannen.
Aber ich mach mit. Bin ja eine gute BFF.
Sie habe sich auch überlegt, beruflich was Neues zu machen. Nicht dass Cleo je wirklich etwas anderes getan hat, als primär Tochter zu sein, aber auch hier: Ich mach mit.
Sie könnte Primarlehrerin werden. Oder Jugendarbeiterin. Sozialarbeiterin. Fitness-Instruktorin. Evtl. wäre auch ein eigenes Café cool. Oder ein Online-Shop, wo sie Gott weiss was vertickt. Baby-Finkli oder so.
Jetzt muss Cleo Sturzbäche weinen. Und weil ich bin, wer ich bin und deswegen so gut wie fast immer mitheulen muss, wenn jemand weint, schiesst es nun auch aus mir raus.
Wir sitzen jetzt also da, tun uns selber wahnsinnig leid, finden nun auch, dass unsere Füdli hängen und unsere Brüste die beste Zeit auch schon hinter sich haben. Wir sind uns auch ganz sicher, dass wir eins vor Hitzewallungen/Menopause sind und dass wir massiv etwas verpassen, wenn wir nicht spätestens morgen etwas sehr Sinnvolles machen.
Am nächsten Tag geht's mir schon viel besser. Mein Leben empfinde ich als eine einzige Aneinanderreihung von Privilegien. Mit meinem nackten Spiegelbild bin ich auch Freundin: Füdli und Brüste, alles tipptopp.
Möglicherweise bin ich eine der glücklichsten Frauen dieser Stadt. Möglicherweise sind das aber auch Hormonschwankungen, die die Menopause ankündigen.
Hello, Mindfuck.
Ich schreibe Cleo. Ich will wissen, wie es ihr geht.
«Super», schreibt sie postwendend. Der Typ, der neulich gerade noch zu wenig into her war für was Richtiges, kann sich jetzt plötzlich doch kein Leben mehr ohne Cleo und kleine Cleos vorstellen. Was ich verstehe.
Cleo ist jetzt over the moon. Und ich bin nach einer Weile mal wieder richtig happy darüber, dass ich nicht mehr durch diese wirre Dating-Kacke muss.
Apropos Midlife-Crisis: Sandro hat's nun auch genommen. Er hat sich tatsächlich ein Töffli gekauft, das er jetzt heimlich im Keller frisiert und sich dabei wie 16 fühlt. Manchmal gehe ich zu ihm runter, dann kiffen und knutschen wir.
Das Leben ist schön.
Dürft ihr ausdrucken und an eure Kühlschränke hängen.
LG, Emma.
* Das meine ich mit SEHR viel Liebe!
Was mir aber neulich irgendwie fehlt: Der grössere Bogen. Auch wenn das Leben in Partnerschaft ruhiger geworden ist: Es gibt so viele Erzählstränge, die hier begonnen wurden und nie mehr aufgenommen wurden. Euer Keine-Kinder-krieg-Prozess? Sandros Post-Heiratsantrag-Reaktionen? Dein Vergeben nach eurem Termin-Verpenn-Krach? Viel Spannendes köntne man weiterziehen.
Auch wenn wir uns alle auch mit Themen Midlife Crisis, Lieblingsverwandten etc. identifizieren können: Neulich scheint mir alles recht punktuell und ein wenig random.
Und trotzdem frage ich mich manchmal: war's das?
Dann erinnere ich mich daran, dass es nie gleich bleibt. Das Leben verändert sich ständig. Mal mehr, mal weniger. Mal positiv, mal negativ. Rückblickend waren die Veränderungen aber immer gut und nötig.
So bleibe ich gelassener als mit 20. Ist ein gutes Gefühl. 💜