Lange, bevor Suff-SMS-Sandro und mich irgendwas miteinander verband, verband uns der Sex. Nach unseren ersten ein, zwei Treffen folgten Jahre des ungezwungenen Vögelns. Wir trieben es immer und überall.
Auch in der Badi. Auf dem Club-WC. In irgendwelchen Innenhöfen. Im Auto. An einem langweiligen Konzert. Und am Waldrand eines Festivals, um nur ein paar Beispiele zu nennen.
Wo Sandro und ich uns begegneten, waren Kleider für die Katz. Ausser damals im Winter an einer Hüttenparty, wo wir uns abschlichen und ich die übelste Blasenentzündung ever bekam. Aber das ist ein anderes Thema.
Heute nämlich, liebe Leute, reden wir über keinen Sex. Beziehungsweise über die erste Nacht, die man miteinander verbringt, ohne zu vögeln. Bei Sandro und mir war das nach etwas mehr als zwei Wochen, nachdem er mich offiziell gefragt hatte, ob ich mit ihm gehen will, der Fall.
Ich könnte jetzt sagen, dass ich meine Tage hatte. Oder Corona. Oder eben eine Blasenentzündung, weil wir vorher nur vögelten. Das wäre alles gelogen. Ausser das viele Vögeln. Bis nämlich zu dieser sexlosen Nacht hatten wir gefühlt pausenlos Sex. Vor lauter Verrenkung und ausgiebigem Reiten hatte ich sogar mit sehr viel Optimismus ein Mini-Sixpack.
Es war jedenfalls ein Donnerstag, als wir uns hinlegten. Normalerweise dauerte es maximal zwei Minuten, bis wir wild knutschend da lagen. Noch zwei weitere, bis sowohl seine als auch meine Nachbarn wirklich allen Grund hatten, sich zu beschweren.
An diesem Donnerstag aber passierte … nichts. Wir legten uns hin. Sandro das grosse, ich das kleine Löffeli. Wir schwatzten noch rasch und schliefen dann ein. Ich schreckte in der Nacht hoch.
Wars das? Tschüss Hotness? Hoi Jogginghose? Aufwiedersehen loderndes Feuer der Leidenschaft? Grüezi wohl sehr langweiliger Pärli-Groove?
Mich überkam leichte Panik. Ich weckte Sandro. Und fragte. Er murmelte was von «gerne weiterschlafen» und «entspann dich», dann drehte er sich um und schlief weiter.
Ich lag wach. Und hörte ihm beim Schnarchen zu. Und fragte mich, ob das Schnarchen unsexy ist? Ich kam auf Ja. Und darauf, dass das aber okay ist. Mehr noch: Dass sich das daheim anfühlt.
Ich redete mir das so lange ein, bis ich vor lauter Geschnarche dann aber doch auf die Couch wechseln musste.
Am nächsten Tag schlich sich dann noch mehr Pärli-Groove in unser Leben. Um 16 Uhr erreichte mich eine Whatsapp-Nachricht und ein Foto von Sandro. «Kannst du Balsamico posten?» Dazu ein Bild einer Flasche Balsamico mit Feigen.
Da reihte es sich also ein, das Balsamico-Bild. Es prangte zwischen all den Nacktbildern und verliebten Selfies, die wir uns in den letzten vielen Jahren hin und her schickten. Meist zwischen Mitternacht und irgendwann am Morgen früh.
«Mach ich», antworte ich.
Dann hielt ich mein Handy in den Ausschnitt und drückte ab. Es war kein sehr gutes Foto meiner Brüste. Aber es war ein Titten-Bild. Dazu schrieb ich: «Kannst du dafür die mal wieder kneten? Ich weiss schon nicht mehr, wie es sich anfühlt.»
Sandro konnte. Kurz, nachdem wir die Burrata und die Tomätli mit dem Feigen-Balsamico vor dem TV zum Znacht gegessen hatten.
Ich war versöhnt. Oder einfach befriedigt.
Derweil ist über ein Jahr vergangen. Wir haben jetzt regelmässig keinen Sex, wenn wir beieinander schlafen. Wir haben aber auch regelmässig Sex. Die Jogging-Hosen derweil haben Einzug genommen. Sandros Adiletten ebenso.
Lebt sich enorm entspannt damit. Und er hat auch keine kalten Füsse mehr, seit er sie nicht mehr auszieht, wenn wir es auf seinem Küchentisch treiben.
Es ist also wirklich alles gut. Auch Adiletten-Sex. Vielleicht vor allem der. Sorry, Nachbarn!
Ich mag dir dieses daheim von Herzen gönnen <3
Und irgendwann werd ich das auch haben :)