Mein Liebling hat ein Hündli. Das Hündli trägt auf dem einen Bild ein Hawaii-Hemdli. Auf dem zweiten Bild hat das Hündli ein Hütli an. Wie sein Herrchen. Sein Herrchen ist 39. Doglover. Doglover gibts, logisch, nicht ohne Dog.
Doglover sucht auf Tinder nichts Festes. Doglover will jemanden, mit dem «die Pandemie Spass macht, Zwinker-Zwinker-Zwinker». Ich swipe nach links. Obwohl so im Nachhinein war das Hündli im Hemdli noch lustig. Hätte eventuell eine gute Geschichte gegeben.
Paar Kerle später lacht mich Gregory an. Gregory mag sein Cabriolet und sein Boot. Er trägt weisse Leinenhosen und sucht eine «sehr schöne und intelligente Frau, die ausschliesslich High Heels trägt». Mit Gregory und mir ist es wie mit Doglover und mir: Wir sind es nicht. Wer trägt schon freiwillig High Heels, wenn man Flip Flops tragen kann?
Auch aus Marco und mir wird nichts. Es ist nicht nur wegen seinen Spiegelselfies. Es ist sein Badezimmer. Ich sehe dem Tüechli von Weitem an, dass es schon sehr lange nicht gewaschen wurde. Auch der eigentlich weisse Duschvorhang mit Tribal-Tattoo-Muster (!!!) ist schon sehr gelb. Marco störts nicht. Er setzt auf Muckis. No pain, no gain. Und von mir no Like.
Damit zu Kenny, 38. Cooler Look. Coole Beschreibung. Eine einzige Lobeshymne. Am Schluss ist deklariert, dass der Text aus der Feder seiner verzweifelten Mutter stammt, die den Sohn an die Frau bringen will. Könnte meine sein. Könnte passen. Superlike. Match!
Ich fange an. «Komm wir machen es unkompliziert. Wann hat deine Mutter Zeit, um mit meiner Mutter unsere Hochzeit zu planen?» Er antwortet postwendend: «Gestern.» Wir chatten und chatten und es ist lustig.
Bis er einfach nicht mehr antwortet.
Charles gefällt mir auch. Ich sehe Charles beim Segeln, beim Wandern und beim Kochen. Alles nicht so meins. Aber hey, wir wissen ja, wie das mit den Gegensätzen ist. Like meinerseits. Kein Like seinerseits. Okay.
Girlieboy, 42, hats auch in sich. Girlieboy 42 ist Crossdresser. Er sucht keine Beziehung. Eigentlich will er nur, dass man ihm beim Masturbieren zusieht, während er Frauenkleider trägt. Not my Cup of Tea. Wünsche Girlieboy, 42, aber sehr, dass er fündig wird.
Oh, Simon. Etwas jung. 31. Spielt Klavier. Hat lange Haare, steht im Sonnenuntergang am Strand. Ich sehe nur seine Silhouette. Ich verspreche mir viel. Und bekomme wenig. Wir matchen zwar. Das wars dann aber auch schon fast. Er schreibt «Na?» und ich weiss nicht, was man auf «Na?» antwortet.
Ein gutes Gefühl gibt mir Jonas, 36. Sehr unaufgeregter Durchschnittstyp auf den ersten Blick. Mag ich. Match ich. Chatte ich an. Unser Austausch ist inspirierend. Lustig und kitschig und etwas wirr. Was ich lese, wenn ich lese, fragt er. Ich sage, dass ich jede «Liebe zukünftige Lieblingsfrau»-Kolumne von Michalis Pantelouris mehrfach gelesen habe und immer wieder lesen kann.
Kennt Jonas nicht. «Kennst du Emma Amour?», fragt er. Hab kurz einen Atemaussetzer. «Das ist mehr meins.» Glück gehabt. Ich bleibe dran.
So, genug für heute.
Ich lege das Handy weg.
Kurze Zeit später vibriert es. Kenny. Der, dessen Mutter seine Beschreibung formulierte.
«Kannst du schreiben?», fragt er. «Die einen sagen ja, andere sehen es, nun, sehr konträr», antworte ich.
«Magst du das erste Kapital unserer Geschichte verfassen? Wie wärs mit ‹10 Dinge, die man über mich wissen muss?›.
Ich mag. Sogar sehr.
Kenny und Jonas. Jonas und Kenny.
Hier und jetzt gerade etwas mehr Kenny als Jonas.
(Nicht Suff-SMS-Sandro.)
Ich bin jedenfalls back in the game.
Also, auf ein neues, liebes Leben!
Santé,
Zu nahe liegt mir die Vermutung, dass sich dir da einer aus einem spezifischen kulturellen Hintergrund heraus sehr offen und ehrlich präsentieren wollte. Sowas darf man nicht nach links wischen!
Ihr schaut einen Film und wenn er fertig ist, drückt ihr ausversehen wieder auf Play. Da ihr zu faul seid zu reagieren, schaut ihr den Film noch einmal und noch einmal und noch einmal.
So geht es mir mit dieser Kolumne.
Verlass die Zürcher Bubble und stelle Tinder für Ber oder Basel ein und lass Dich auf Menschen ein, welche nicht aus der zürcher Bubble kommen.
Einfach so....ich habe die Erfahrung gemacht, dass dies enorm bereichernd und positiv überraschend sein kann.
Man muss dafür den Willen mitbringen, auch einmal Zürich verlassen zu wollen.