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Afghanistan

Weltstrafgericht: Haftbefehle gegen Taliban-Führer

Weltstrafgericht erlässt Haftbefehle gegen Taliban-Führer

08.07.2025, 16:2108.07.2025, 17:47
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Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag hat Haftbefehle gegen führende Mitglieder der in Afghanistan herrschenden Taliban erlassen. Dem Taliban-Führer Haibatullah Achundsada und dem obersten Richter, Abdul Hakim Hakkani, werden Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen wegen der Entrechtung von Frauen und Mädchen.

Seit der Machtübernahme der Taliban am 15. August 2021 würden Frauen und Mädchen wegen ihres Geschlechts verfolgt und ihnen Grundrechte und Freiheiten vorenthalten, begründen die Richter ihre Entscheidung.

FILE - In this undated and unknown location photo, the new leader of Taliban fighters, Mullah Haibatullah Akhundzada is photographed. (Afghan Islamic Press via AP, File)
Taliban-Führer Achundsada.Bild: keystone

Keine Rechte – keine Freiheiten

Nach Auffassung der Richter betreiben die Taliban eine Politik, die zu schweren Verletzungen der Grundrechte und -freiheiten der Zivilbevölkerung führt: Mord, Inhaftierung, Folter und Vergewaltigung. Gerade Frauen und Mädchen werde das Recht auf Bildung, Privatsphäre und Familienleben sowie die Bewegungs-, Meinungs- und Religionsfreiheit vorenthalten. Sie dürften nicht über ihren Körper bestimmen.

Auch andere Menschen seien Opfer dieser Politik, so die Richter, da die Taliban deren Ausdrucksformen von Sexualität oder Geschlechtsidentität nicht akzeptierten.

«Frauen und Mädchen aus der Öffentlichkeit entfernt»

Es sind die ersten Haftbefehle im Zuge der Ermittlungen gegen die Taliban. Die Anklage sprach von einem wichtigen Zeichen der Richter für die Rechte der Frauen und Mädchen. «Durch unter anderem den Entzug der Grundrechte auf Bildung, Privatsphäre und ein Familienleben durch die Taliban wurden afghanische Frauen und Mädchen zunehmend aus dem öffentlichen Leben entfernt», heisst es in einer Erklärung der Ankläger. Die Ermittlungen würden fortgesetzt.

Taliban weisen Vorwürfe zurück

Der Chefankläger des Weltstrafgerichts, Karim Khan, hatte im Januar die Haftbefehle beantragt. Daraufhin hatten die Taliban die Vorwürfe zurückgewiesen. Die strafrechtliche Verfolgung sei politisch motiviert und entbehre einer Rechtsgrundlage.

Der Strafgerichtshof verfügt nicht über eine eigene Polizeimacht und ist bei der Vollstreckung der Haftbefehle auf die Hilfe seiner Vertragsstaaten angewiesen. Sobald sich die Gesuchten auf ihrem Hoheitsgebiet befinden, muss ein Vertragsstaat sie festnehmen und dem Gericht übergeben.

Der Ankläger beruft sich auf zahlreiche Beweise wie Zeugenaussagen, offizielle Erlasse, Videos und Erklärungen der Taliban. Er hatte 2022 die Ermittlungen zu Verbrechen in Afghanistan wieder aufgenommen. (rbu/sda/dpa)

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31 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Herr Ole
08.07.2025 16:54registriert Dezember 2017
Klingt nach einem sehr guten Gerichtshof. Jetzt müsste man nur noch die Internationale Strafgerichtspolizei gründen, die nach Afghanistan geht und diese Bengel verhaftet.
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Pat Andrea
08.07.2025 17:05registriert Juli 2024
Jetzt ist nur noch die Frage wann Afghanistan dem internationalen Strafgerichtshof beitritt ;-)
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Martin Baumgartner
08.07.2025 16:47registriert Juni 2022
In Afghanistan sind sie sicher. Die Taliban können dort tun und lassen wie sie wollen. Und bald werden die ersten Europäischen Regierungen unterwürfig anklopfen und sie bitten, ihre abgewiesenen Landsleute (gegen Rückkehrprämien) wieder zurückzunehmen.
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