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Trump kritisiert Putin und vollzieht im Ukraine-Krieg eine Kehrtwende

President Donald Trump speaks during a meeting with Israel's Prime Minister Benjamin Netanyahu in the Blue Room of the White House, Monday, July 7, 2025, in Washington. (AP Photo/Alex Brandon)
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Der amerikanische Präsident Donald Trump am Montag während eines gemeinsamen Abendessens mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu im Weissen Haus in Washington.Bild: keystone

«Offen gesagt enttäuscht»: Trump vollzieht im Ukraine-Krieg eine Kehrtwende

Die USA stellen der Regierung in Kiew wieder Patriot-Raketen und Munition zur Verfügung. Was steckt hinter dieser überraschenden Ankündigung von Präsident Donald Trump?
08.07.2025, 19:5908.07.2025, 21:05
Renzo Ruf / ch media
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Mit grosser Empörung haben Anhängerinnen und Anhänger von Donald Trump auf die neuste Kehrtwende des amerikanischen Präsidenten im Ukraine-Krieg reagiert. «Dafür habe ich nicht gestimmt», schrieb Derrick Evans auf dem Kurznachrichtendienst X, kaum hatte Trump in der Nacht auf Dienstag bekannt gegeben, dass er neue Waffenlieferungen an Kiew bewilligen werde. Evans ist ein Super-Fan von Trump: Am 6. Januar 2021 stürmte der republikanische Lokalpolitiker das Kapitol in Washington, um die Abwahl des damaligen Präsidenten zu verhindern.

Trump begründete seine Entscheidung mit den anhaltenden Angriffen der russischen Streitkräfte. «Sie müssen in der Lage sein, sich selbst zu verteidigen», sagte er über die Ukraine. «Sie werden jetzt sehr hart getroffen» und benötigten vor allem Abwehrwaffen.

Hegseth unterliess es, das Weisse Haus zu informieren

Trump gab die Kurskorrektur während eines gemeinsamen Abendessens mit dem israelischen Ministerpräsidenten bekannt. Direkt neben ihm sass der amerikanische Verteidigungsminister Pete Hegseth, der die Waffenpause vorige Woche beschlossen hatte.

Hegseth hatte den Stopp mit den leeren amerikanischen Waffendepots begründet. Sein Berater Elbridge Colby warnt schon lange davor, dass die USA auf einen möglichen Krieg schlecht vorbereitet seien und der Krieg in der Ukraine vom drohenden Zusammenstoss zwischen den Weltmächten USA und China ablenke.

Allerdings unterliess es der Pentagon-Chef, den Präsidenten von diesem Schritt zu informieren. Jedenfalls behauptete Trump vorige Woche in einem Telefongespräch mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski, er habe nichts mit dem Waffenstopp zu tun gehabt. Er habe zwar eine Überprüfung der Munitionsbestände des Pentagons angeordnet, nach dem aufwendigen amerikanischen Angriff gegen Iran. Aber der Befehl, die Waffenlieferungen an die Ukraine zumindest temporär einzustellen, der komme nicht von ihm, soll Trump seinem ukrainischen Gegenüber versichert haben, wie das «Wall Street Journal» berichtete.

Dass dies nachträglich alles bekannt wurde, deutet darauf hin, dass man im Weissen Haus über Hegseth verstimmt ist. Und vielleicht ist es auch ein kleines Eingeständnis der Präsidentenberater, dass Marco Rubio – der als Aussenminister und Berater für nationale Sicherheit in Personalunion solch folgenschwere Entscheidungen eigentlich koordinieren sollte – den Überblick verloren hat.

Geht Trump nun auch auf Distanz zu Putin?

Unklar ist hingegen noch, ob die Wiederaufnahme der Waffenlieferungen an die Ukraine auch einen Kurswechsel in der Russland-Politik des amerikanischen Präsidenten markiert. Trump zeigte sich zuletzt unzufrieden über den Kreml-Herrscher Wladimir Putin, der zwar von Frieden spreche, dann aber Drohnenangriffe auf die Ukraine in Auftrag gebe. Er sei «nicht glücklich» über die anhaltenden Angriffe und «offen gesagt enttäuscht» über Putin, sagte er am Montag. Diese Aussagen folgten auf ein Telefonat zwischen den beiden Präsidenten in der vergangenen Woche.

Es ist nicht das erste Mal, dass der amerikanische Präsident Kritik am Amtskollegen in Moskau übt. Er hat auch schon öffentlich gesagt, Putin habe komplett den Verstand verloren. Normalerweise dauern die Phasen der bilateralen Verstimmungen allerdings nicht allzu lange; Putin ist es bisher immer wieder gelungen, Trump zu besänftigen.

Das hängt vielleicht auch damit zusammen, dass der amerikanische Präsident ein Stück weit von Putin abhängig ist. Trump hat im Wahlkampf des vergangenen Jahres versprochen, den Ukraine-Krieg am ersten Tag seiner Präsidentschaft zu beenden. Dazu ist es bisher nicht gekommen. (bzbasel.ch)

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135 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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YvesM
08.07.2025 20:15registriert Januar 2016
Nehmen wir. Solange der Wind aus dieser Richtung weht.
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Xsa
08.07.2025 20:27registriert Oktober 2021
Wichtig zu wissen: die USA schenken der Ukraine keine Waffen. Sie verkaufen sie. Jede Patriot-Rakete, jeder Panzer, jede Drohne wird von der Ukraine gekauft. Das sind sichere Abnehmer der amerikanischen Rüstungsindustrie; nur so können sie ihre eigene Aufstockung der Lagerbestände und weitere Investitionen künftiger Waffensysteme überhaupt finanzieren.
Darum hat es Russland aktuell auch sehr schwer. Kaum noch jemand will russische Waffensysteme kaufen; die müssen ihre komplette Rüstungsindustrie selbst finanzieren. Das geht auf Dauer nicht gut, im Gegenteil.
1918
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cosmonaut
08.07.2025 20:23registriert Februar 2020
"Sein Berater Elbridge Colby warnt schon lange davor, dass die USA auf einen möglichen Krieg schlecht vorbereitet seien und der Krieg in der Ukraine vom drohenden Zusammenstoss zwischen den Weltmächten USA und China ablenke."

Wann merken die Republikaner endlich, dass das nicht 2 verschiedene Sachen sind!
14010
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