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Stephen Kings It ist Legende. It: Welcome to Derry ist das HBO-Prequel

IT: Welcome to Derry Still from IT: Welcome to Derry, an HBO series for release in late 2025., Credit:/HBO / Avalon PUBLICATIONxNOTxINxUKxFRAxUSA Copyright: x/HBOx/xAvalonx 1003358227
Er ist wieder da! Bill Skarsgård, die beste Besetzungs-Idee, die es für Clown Pennywise bis heute gegeben hat.Bild: www.imago-images.de
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Horror! Diese Geschwister widmen sich seit 10 Jahren nur «It» von Stephen King

Mit «It: Welcome to Derry» liefern Barbara und Andy Muschietti kurz vor Halloween die betörende Prequel-Serie zu ihren beiden «It»-Hits. In einer unbefriedigenden Interview-Situation beantworten sie für uns wenige Fragen.
26.10.2025, 13:1026.10.2025, 14:53

Das virtuelle Treffen mit den Muschiettis ist ein Witz. Es dauert 6 Zoom-Minuten. Kein Mensch kann in 6 Minuten ein gehaltvolles Interview führen. In 6 Minuten lassen sich höchstens Fragmente eines Gesprächs einfangen. Allgemeinplätze. Social-Media-Schnipsel. Dabei würde ich mit den Muschiettis wirklich gerne reden. 15, 30, 45 Minuten lang. Denn ich liebe die Filme der Geschwister aus Buenos Aires, die so symbiotisch zusammenarbeiten, als wären sie eineiige Zwillinge. Sind sie aber nicht.

Produzentin und Drehbuchautorin Barbara ist 53, Regisseur Andy 52 Jahre alt und seit 10 Jahren widmen sie ihr Schaffen einem einzigen Menschen: Stephen King. Und einem einzigen seiner Romane: «It». Den Kindern aus der Kleinstadt Derry in Maine und ihrem tödlichen Gegner, dem Clown Pennywise, der alle 27 Jahre in den «Sewers», den Abwasserkanälen von Derry zu sich kommt und sich auf Kinderjagd macht. Als ob die Kinder dieser Stadt nicht schon traumatisiert genug wären, schlummert in jeder Familie ein Monster oder eine Schuldzuweisung, die sich in die Kinderseele frisst. Pennywise ist nichts als die entsetzlichste Manifestation all dessen.

Die Kinder begegnen ihm mit Mut, Fantasie und einem detektivischen Wissen, dass sie sich aus der amerikanischen Populärkultur zusammenklauben, aus dem Kino, aus Comics und Science-Fiction-Romanen, aus alten Zeitungen in der Bibliothek.

Los Angeles Premiere Of HBO Original Series IT: Welcome To Derry 20 October 2025 . Los Angeles, California - Andy Muschietti, Barbara Muschietti At Los Angeles Premiere Of HBO Original Series IT: Welc ...
Andy und Barbara Muschietti bei der «It: Welcome to Derry»-Premiere am 20. Oktober 2025 in Los Angeles.Bild: www.imago-images.de

Der Roman «It» spielt in den 50ern- und in den 80ern-Jahren, in der zweiten Hälfte sind die Kinder von einst erwachsen geworden, doch Pennywise geistert immer noch durch die Gedärme von Derry. Die Muschiettis haben daraus «It» (2017) und «It: Chapter Two» (2019) gemacht, die beiden Filmen zählen jetzt schon zu den wenigen wirklich gelungenen Stephen-King-Verfilmungen und laufen in King-Retrospektiven in Arthouse-Kinos (in Zürich läuft gerade jetzt eine im Kino Xenix).

Es sind zwei wunderschön und wunderschrecklich bebilderte Märchenfilme mit einem überragenden Bill Skarsgård als Pennywise und hinreissenden Kindern. Danke dafür.

Allein darüber könnte man doch mit den Muschiettis schon mindestens einen Tag lang reden. Und natürlich über grundsätzliche Vater-Bedeutung von Stephen King für allerlei Seelen, die sich von Unheimlichem, Unter- und Unbewusstem bedrängt sehen. Barbara hat vor ein paar Jahren erzählt, wie bitternötig sie als Teenager «It» gebraucht habe, wie sehr die gefährdeten Kinder von Derry ihre Freunde und Verbündeten waren und ihr Kraft gegeben hätten.

Trailer zu «It: Welcome to Derry»

Als der erste «It»-Film ins Kino kam, sagte sie auch glasklar, dass Donald Trump für sie eine zeitgenössische Inkarnation von Pennywise sei. Heute beantwortet sie die Frage nach einem realexistierenden Pennywise ausweichend mit «ein Waffennarr». Die Angst geht um in den Gedärmen der amerikanischen Kulturbranche. Doch darüber lässt sich in 6 Minuten nicht reden, dafür müsste man erst eine Vertrauensbasis schaffen. Aber das erlaubt HBO nicht. Willkommen in der ganz normalen Interview-Abfertigungs-Industrie.

Anlass für die 6 gemeinsamen Minuten sind natürlich nicht die «It»-Filme, Anlass ist etwas Brandneues, nämlich die «It»-Serie der Muschettis. Also die «It»-Prequel-Serie «It: Welcome to Derry» von HBO. Hatten Andy und Barbara Muschietti zu Beginn ihrer Arbeit mit Stephen Kings Stoff eigentlich eine Ahnung, dass sie Jahre ihres Lebens dem gleichen Universum widmen würden?

Stephen King attends the premiere of "The Life of Chuck" during the Toronto International Film Festival on Friday, Sept. 6, 2024, at Princess of Wales Theatre in Toronto. (AP Photo/Chris Piz ...
Stephen King, ganz friedlich und freundlich vor einem Jahr in Toronto.Bild: keystone

Nein, sagt Andy Muschietti: «Wir haben nie bewusst entschieden, dass wir zehn Jahre unseres Lebens mit ‹It› verbringen wollen. Wir wollten einfach unserer Liebe für Stephen King und für dieses Buch, das wir mit uns herumtragen, seit wir Teenager waren, Ausdruck geben. Und aus ‹It› wurde ‹It II›, weil wir die zweite Hälfte der Geschichte natürlich auch erzählen mussten. Und während wir ‹It II› beendeten, wuchs in uns die Idee, eine mögliche Vorgeschichte als Serie zu erzählen. Eines entstand aus dem anderen, aber immer war da unsere Leidenschaft für dieses Buch und unser Verlangen, ihm gerecht zu werden.»

Die beiden «It»-Filme spielen in den 80er-Jahren und in der Jetztzeit. Das Prequel spielt logischerweise vor den Filmen. In den 60er-, 30er- und Nuller-Jahren des 20. Jahrhunderts. Stephen Kings Hang zu einer nostalgischen Betrachtung der Welt lässt sich so wunderbar zelebrieren, angefangen beim aktuell schönsten Serien-Vorspann – da geht eine pittoreske alte Postkartenwelt in Flammen und weiteren Schrecken auf. Das Muster von «It: Welcome to Derry» folgt in jeder Regung genau der Matrix von «It» – obwohl die Muschiettis alles erfinden mussten.

«Stephen King», sagt Barbara Muschietti dazu, «ist ein so grossartiger Mensch und Lehrer. Seine Art, Geschichten zu erzählen, wurde zu unserer Art, Geschichten zu erzählen. Er hat uns ganz organisch in seine Welt hineingezogen. ‹It› ist für uns ein Juwel. Wir kennen und verstehen es und sind in unserem Prequel ganz nahe an ihm drangeblieben.» Es ist eine frustrierend fleischlose Antwort.

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Oje, oje! Aus dieser Autofahrt wird überhaupt gar nichts Gutes!Bild: www.imago-images.de

Auch in «It: Welcome to Derry» sind es Kinder, die erst durch ihre Freundschaft stark werden und versuchen, das Böse (Bill Skarsgård ist wieder mit dabei) zu bekämpfen. Die Serie ist da ganz klar das HBO-Pendant zu «Stranger Things» auf Netflix. Der Kalte Krieg, die Angst vor einer Atombombe und vor Ausserirdischen, die Diskriminierung von Schwarzen und Indigenen geben der Serie ihre historische Tiefe. Gelegentlich wünscht man sich etwas weniger aufgesetzte Schock-Effekte und mehr Vertrauen in die eh schon unheimliche Erzählung, aber wir sind hier ja nicht in der Arthouse-Retrospektive, sondern im neuen HBO-Prestigeprojekt, das Massen erreichen soll.

Wie ist es eigentlich, wenn man dauernd hört, dass sich die eigenen Stephen-King-Verfilmungen neben den Ikonen wie «Carrie», «The Shining», «Misery», «The Shawshank Redemption» und «The Green Mile» einreihen lassen? Dass Dutzende anderer King-Adaptionen dagegen nichts als Schrott seien?

«Ich will nicht schlecht über andere reden», sagt Andy Muschietti, «aber bei Literaturadaptionen handelt es sich manchmal um Kreationen aus Liebe und Leidenschaft. Und manchmal geht es einfach darum, die Stoffe aus anderen Gründen auszubeuten.»

«Wenn man einen Film nicht selbst finanziert, sondern mit einem grossen Studio zusammenarbeitet», ergänzt Barbara Muschietti, «ist immer die Frage: Findet man eine Vertauensbasis oder nicht? Trägt das Studio unsere Idee der Adaptation? Wenn nicht, wird das Resultat selten gut.» Woraus man glasklar schliessen muss, dass HBO ein guter, vertrauensvoller Kollaborateur ist.

IT: Welcome to Derry Still from IT: Welcome to Derry, an HBO series for release in late 2025., Credit:/HBO / Avalon Canada, ON, Toronto PUBLICATIONxNOTxINxUKxFRAxUSA Copyright: x/HBOx/xAvalonx 1003358 ...
Jedes Idyll in Derry ist IMMER trügerisch. Etwa auch dieses???Bild: www.imago-images.de

Eine Aufpasserin meldet sich und sagt, dass nur noch Zeit für eine letzte Frage sei. Okay. Wie muss man sich die Kindheit der Geschwister Muschietti vorstellen, die sich später zu zwei der profiliertesten Horror-Filmschaffenden entwickelten? Waren sie auch so Nerds wie die Kinder aus Derry? Waren sie nicht, sagt Barbara Muschietti: «Wir sind sehr, sehr normal aufgewachsen. Unsere Eltern liebten das Kino und Bücher und wir durften alles sehen und alles lesen, was wir wollten.»

Waren sie doch, sagt ihr Bruder: «Wir sind in den 80ern aufgewachsen. Vieles von dem, was man in den ‹It›-Filmen sieht, kannten wir selbst. Und wir lebten ein bisschen so wie die Kinder von Derry: Wir verbrachten unsere Zeit draussen mit unseren Freunden und Velos und waren immer auf der Suche nach etwas Unheimlichem und Gefährlichem. Da gab es das Haus, in dem seit Jahren niemand mehr lebte, mit den zugenagelten Türen ...»

Ein Haus wie das grausige Neibolt House aus «It». Das wäre doch ein schöner Anfang für ein Gespräch. Zu spät. «It: Welcome to Derry» aber sei hier allen «It»- und anderen Stephen-King-Fans mit einem blutroten Pennywise-Ballon ans Herz gebunden.

Die erste der bis jetzt zwei geplanten Staffeln von «It: Welcome to Derry» läuft ab dem 27. Oktober auf Sky Show.

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