* Die Autorin ist Schülerin an der Kanti Wohlen. Im Rahmen ihres Deutschunterrichts verfassen die Schüler auch Konzertberichte, die in die Note einfliessen.
Bereits zum siebten Mal trat Becca Stevens im «Musig im Pflegidach» in Muri auf. Stevens fasziniert nicht nur mit ihrer Stimme, sie spielt zudem auch noch Gitarre, Ukulele und Charango (ein kleines Zupfinstrument mit 10 Saiten).
Die US-amerikanische Band setzt sich zusätzlich aus Christopher Tordini, der sie mit Gesang und Kontrabass begleitet, und Jordan Perlson am Schlagzeug zusammen. Gemeinsam begeistern sie mit einem Mix aus Pop, Indie-Rock, Jazz und Folk. Jedes einzelne Lied klingt individuell. Dies bringt viel Abwechslung. «Diese Mischung entstand durch die Inspiration von sehr vielen verschiedenen Musikstilen», erklärt die Sängerin.
Die junge Musikerin beeindruckt nicht nur durch ihre Stimme und Musikalität. Sie gewinnt das Publikum auch durch ihre sympathische, offene und witzige Art. Immer wieder sucht sie während und nach dem Konzert das Gespräch zur Zuhörerschaft.
Obwohl sie noch jung ist, beweist sie sich als Profi. Bereits vor dem ersten Lied reisst eine ihrer Gitarrensaiten. Dies bringt sie jedoch nicht aus der Ruhe. Sie und ihr Bassist überbrücken ihr erneutes Stimmen der Saiten mit kurzweiligen Geschichten. Laut Stevens reissen ihr immer welche in der Schweiz, deshalb hat sie jetzt immer genügend Ersatz dabei. Das Publikum lacht und ist in guter Stimmung.
Schon der erste Song «Tillery» begeistert. Die Musikerin überzeugt mit ihrer klaren, sanften und präzisen Stimme. Köpfe und Füsse wippen im Takt. «Mega cool! Mega groovy!» wird geflüstert. Später erklärt Becca Stevens, dass sie diesen Song für ihre gestorbene Freundin geschrieben habe. So beginnt das Lied mit der Kälte des Winters und endet mit dem Frühling – eine neue Zeit beginn. Dies ist eine Metapher für ihren Umgang mit dem Tod.
Das leicht Jazzige, aber auch die Schlichtheit der Musik erinnern an eine Stimmung wie an einem gemütlichen Abend vor dem Kaminfeuer. Der Kontrabass, das Schlagzeug und die Gitarre erzeugen eine sehr warme Atmosphäre im Saal. Ein Genuss für die Zuhörer. Neben bekannten, bereits älteren Songs spielt sie neue Stücke und gibt einen Einblick in ihr neues Album «Regina», das voraussichtlich im März 2017 erscheinen wird. «Regina ist Latein und heisst Königin», klärt Becca Stevens auf. Gegen Ende des Konzerts animiert die Sängerin ihre Zuhörer zum Mitsingen. Sie singt «Always» von Stevie Wonder, unterstützt vom Publikum, dem «Muri-choir» (dt. Muri-Chor).
Für die Musikerin ist die Schweiz ihr «home away from home» (dt. soviel wie «zweite Heimat»). Sie erzählt, wie sie Stephan Diethelm, den Organisator von «Musig im Pflegidach», durch ihren Klavierbegleiter an einem Konzert kennenlernte. Das war vor acht Jahren. Seitdem ist sie Diethelms Lieblingssängerin und wird entsprechend oft eingeladen. «Für mich hat Becca eine unglaubliche Tiefe. Nicht nur textlich, sondern auch musikalisch. Das berührt mich immer wieder», so Stephan Diethelm. Schade für all jene, die dieses grandiose Konzert verpassten. Doch Hoffnung besteht, dass Becca Stevens wiederkommen wird. Da sind sich die Sängerin und der Organisator einig!