Den regelmäßigen Konzertbesuchern sind die drei Musiker durch vorangehende Auftritte in Muri bestens bekannt. Dieses Mal spielt das Trio umringt von 23‘000 Eichenholztafeln im architektonisch wie auch akustisch atemberaubenden Casper-Wolf-Saal. Das skulpturale Dach mit dem freispannenden Falttragwerk von über 16m strahlt atmosphärische Wärme aus und schafft zugleich beste Voraussetzungen für optimalen Klang. Massiach, der Bassist, beschreibt: „Everything is very natural here, so if you can’t hear me, that’s natural too” (Alles ist sehr natürlich hier, wenn sie mich also nicht hören können, ist das auch natürlich). Dies spielt auch darauf an, dass die Band ohne jegliche Verstärker performt; umso wichtiger also, dass der Raum die Melodien gut trägt. Nach dem Konzert äußern sich alle drei Musiker überaus positiv zum neuen Setting.
Es so richtig grooven lassen, das kann GTO auf jeden Fall. Große Tempounterschiede und Variationen in der Lautstärke bringen [unfassbar] viel Leben in die Musik. Zudem sind die Songs sehr abwechslungsreich. GTO entführt den Zuhörer auf einen magischen Trip, bei dem man nie weiss, was einen als nächstes erwartet, womit die Aufmerksamkeit eines jeden einzelnen angeregt wird. Auch wenn das Publikum zu Beginn ein wenig scheu scheint, bewegt sich die Menge bald zum Takt. Im Vordergrund steht dabei das kreative Gespür des Trios für musikalische Interaktion. Die intuitive Verständigung erklärt Lehavi wie folgt: „These are two of my best friends, I’ve known Ofri for 16 and Tal for 12 years. Therefore, playing with them, is like feeling to come home.” (Die beiden sind zwei meiner besten Freunde, ich kenne Ofri seit 16 Jahren und Tal seit 12 Jahren. Deshalb fühlt sich das Spiel mit ihnen wie ein Heimkommen an.) Die Vertrautheit der Musikanten ist auch dem Publikum durch ihr wiederholtes Zulächeln und Zunicken direkt spürbar. Bald bildet sich im gesamten Raum eine verschworene Einheit.
Der Einbezug des Publikums zeigt sich auch beim letzten Lied des Konzerts „Adam Betoch Atzmo“. Dieses Stück des in Israel sehr bekannten Singer/Songwriter Shalom Hanoch stellt das einzige Cover des Abends dar. Alle werden aufgefordert mitzusingen, was bei einem hebräischen Lied eine wahre Herausforderung sein könntedarstellt. Doch zum Glück für das Publikum entpuppen sich die Lyrics als einfaches, aber wirkungsvolles „La, la, la“. Daraus ergibt sich einer der schönsten Momente des Anlasses, der alle einen Teil der Musik werden lässt.
Eine weitere Eigenart der drei Freunde des gemeinschaftlichen Erlebens ist das Auftreten inmitten des Publikums. Die Sitzplätze werden um die Musiker in einem Kreis angeordnet, sodass jeder möglichst nah am Geschehen dran ist. „I like the round concept, you are just so much closer to the audience” (Ich mag das runde Konzept, man ist einfach so viel näher am Publikum), so beschreibt Lehavi diese aussergewöhnliche Aufstellung. Das Publikum war von der einzigartigen Sitzordnung begeistert. „Das lässt die Musik nicht so ungreifbar erscheinen und richtet die gesamte Aufmerksamkeit der Zuhörer auf das Spiel“, meint eine Zuhörerin.
Nachteilig ist jedoch, dass man nicht alle Musiker in Aktion sehen kann. Doch die abwechslungsreichen Rhythmen und die familiäre Atmosphäre des Konzeptes lassen einen das Ganze schnell vergessen und der Fokus kommt wieder aufs Geniessen des Events.
Das Highlight des Abends ist erreicht, als das Trio verkündet, man habe während des ganzen Konzertes Aufnahmen für das zweite GTO-Album gemacht. Es fühlt sich dadurch doppelt speziell an, live anwesend zu sein. Vielleicht hört man sich so in einigen Monaten selber applaudieren. Wenn alles nach Plan verläuft, sollte das Album im März 2024 veröffentlicht werden. Die Gewissheit, das Konzert bald im eigenen Wohnzimmer nochmals anhören zu können, rundet den mehr als gelungenen Konzertabend perfekt ab.