Es sind seltene Aufnahmen, die dem französischen Sender France 24 vor einigen Tagen zugespielt wurden: Ein Video zeigt Szenen des Alltags in der von IS-Milizen besetzten Stadt Raqqa im Norden Syriens – aufgenommen von einer jungen Frau mit versteckter Kamera.
Wer die 25-jährige, syrische Studentin ist, ist noch immer nicht bekannt. Sie wolle ihre Identität laut France 24 aus Sicherheitsgründen nicht preisgeben. Nun hat der Sender einen Bericht veröffentlicht, in dem zusätzliches Filmmaterial gezeigt wird und die junge Frau – vor der Kamera – die Aufnahmen kommentiert.
Raqqa sei ihre Heimatstadt, sagt die 25-Jährige im Bericht des französischen Senders. Um wieder zurückzukehren, musste sie zum ersten Mal in ihrem Leben einen Niqab tragen. Nur in Raqqa verschleiern sich alle Frauen, sagt sie – aus Angst vor den IS-Dschihadisten. Diese hätten viele Menschen aus ihren Häusern vertrieben, um selbst darin zu wohnen, so die Studentin.
Der erste Bericht des Senders 24 wurde vergangene Woche veröffentlicht:
Nachdem der IS Raqqa vor gut 18 Monaten überrannt hatte, steht die Stadt vollständig unter Kontrolle der Islamisten, inklusive strenger Sittengesetze. Die Bilder aus dem Video der Studentin wurden gemäss France 24 bereits im Februar und April dieses Jahres aufgenommen.
Gut 150 französische Frauen sollen sich mittlerweile den IS-Milizionären angeschlossen haben, die meisten davon in Gefolgschaft ihrer Ehemänner, so France 24.
Das Video ist, falls die Authentizität verifiziert werden kann, eines der wenigen unabhängigen Dokumente aus dem Herzen des IS. Die bisher bekanntesten Aufnahmen aus Raqqa stammen vom Journalisten Medyan Dairieh, der für das Magazin Vice drei Wochen lang mit IS-Kämpfern unterwegs war. Allerdings wird bei Dairieh nicht klar, wie und unter welchen Umständen die Aufnahmen zustande gekommen sind. Der Journalist wurde bei seiner Reportage permanent von einem Informationsbeauftragten des IS begleitet. (dwi/wst)