Wehmut, Witze und letzte Wetten: Mit einem Rückblicksreigen hat sich der ZDF-Unterhaltungsklassiker «Wetten, dass..?» am Samstag vom Publikum verabschiedet. Im Mittelpunkt der 215. und letzten Folge standen Erinnerungen und Höhepunkte aus 34 Jahren Showgeschichte.
Nicht Gastgeber Markus Lanz, sondern seine Gäste bestritten den Auftakt zur letzten Ausgabe – mit einer Live-Einlage begrüsste die Hip-Hop-Band Die Fantastischen Vier das Publikum am Samstag in Nürnberg. «Ich weiss, Sie hängen an dieser Sendung. Ich tue es auch», sagte Lanz, der neun Ausgaben nach Thomas Gottschalks Abtritt Ende 2011 moderierte. Er trage aber keine Trauer. Die Sendung sei eine der grössten Shows, die es je gegeben habe und vielleicht je gegeben haben werde.
Nach fast 34 Jahren Fernsehgeschichte beendete Lanz die Sendung mit den Worten: «Das Leben geht weiter. Wetten, dass..?» Er hatte eine Stunde überzogen – die Sendung sollte um 22.45 Uhr enden. Eine der berühmtesten europäischen TV-Shows wird wegen ständig sinkender Einschaltquoten eingestellt. Auf dem Sofa sassen unter anderem Eisläuferin Katarina Witt, Otto Waalkes und Hollywood-Schauspieler Ben Stiller. Auch der gelähmte Wettkandidat Samuel Koch kam vorbei.
Mit seinen Gästen erinnerte sich Lanz an gute, alte «Wetten, dass..?»-Zeiten. Hip-Hop-Musiker Thomas D. wäre als Kind für «Wetten, dass..?» gerne länger aufgeblieben. «Das waren die gemeinsamen Fernsehabende mit den Eltern zusammen», sagte der Künstler der Fantastischen Vier. «Ich weiss noch, ich habe »Wetten, dass..?« geguckt, und dann konnte ich es nicht bis zum Schluss sehen, weil ich halt ins Bett musste vorher.»
Eisläuferin Witt erinnerte sich an Popstar Michael Jackson, der an einer Plastikblume roch, ein Augenblick, in dem sie erkannt habe, wie einsam und abgekapselt der Sänger gewesen sei. Komiker Otto Waalkes machte seine Spässe über die Anfänge der Show. Der Komiker war bereits 1982 in Siegen bei Moderator Frank Elstner zu Gast in der Sendung. «Da war ich noch gar nicht geboren», scherzte Waalkes. Er habe damals gewettet, eine Million Ottifanten in der Sendezeit zu zeichnen. «Aber ich habe nur 753 865 geschafft», sagte Waalkes im Spass. Weil er damals tatsächlich nicht genug Ottifanten für das Saalpublikum auf Papier brachte, musste er seine Wettschuld im Zoo begleichen und einem Elefanten als Tierpfleger den Rücken schrubben.
Waalkes sang mit Michael («Bully») Herbig ein Abschiedsständchen für Markus Lanz. Nach der Melodie von Frank Sinatras Hit «My Way» brachten sie mit Ottos Gitarrenbegleitung: «Es war ein buntes Treiben, das lassen wir in Zukunft bleiben, für Markus Lanz ist heute Schicht. Wird er bezahlt? Ich hoffe nicht.» Anschliessend tanzten die beiden Komiker Polonaise über die Bühne und sangen im Duett «Arrivederci Lanz, das war dein letzter Tanz».
Schauspieler Ben Stiller erzählte von seinem Besuch auf dem Weihnachtsmarkt und musste einen bayerischen Sprachtest und das Wort «Oachkatzlschwoaf» (Eichkätzchenschweif) aussprechen.
Einspieler zeigten immer wieder die spektakulärsten Momente der Sendung: Der schlecht gelaunte Schauspieler Götz George, die Buntstiftwette, als ein «Titanic»-Redakteur unter der Brille hindurchschielte und die Stifte nicht etwa an ihrem Geschmack erkannte, der nackte Schauspieler Armin Rohde oder Karlheinz Böhms grosser Auftritt, als der Schauspieler die Aktion Menschen für Menschen ins Leben rief.
Neben den Rückblicken waren letzte Wetten in «Wetten, dass..?»-Manier sehen. Der siebenjährige Paul Altmeier erkannte verschiedene Hunde daran, wie sie ihm die Leberwurst vom Handrücken wegschleckten. Stefan Raabs Dauerassistent Elton musste sich hinterher von einem Hund die Leberwurst von der Wange schlabbern lassen, weil er dem Jungen das Kunststück nicht zugetraut hatte. Der blinde Marburger Kandidat Dave Janischak vervollständigte ein Puzzle mit Hilfe von eigenen Klickgeräuschen durch Echo-Ortung wie bei Fledermäusen. Zu Gast an alter Wirkungsstätte war ausserdem Komiker Olli Dittrich, der von 1998 bis 2001 die Aussenwetten moderierte. In Nürnberg präsentierte der 58-Jährige die letzte Aussenwette an: Jakob Vöckler kletterte an einem Parkhaus am Nürnberger Flughafen schneller hoch als der amtierende Rallye-Weltmeister Sébastien Ogier die Kurven des Gebäudes nach oben fuhr. Er wurde Wettkönig. (feb/sda/dpa)