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Acht neue alte Songs vom King of Pop

Michael Jackson wie in jungen Jahren

Acht neue alte Songs vom King of Pop

Die Erben von Michael Jackson haben im Archiv gekramt und aus einer Handvoll alter Aufnahmen ein neues Album basteln lassen. «Xscape» besteht aus acht Stücken, von denen einige den Fans schon länger bekannt sind.
08.05.2014, 06:5608.05.2014, 07:34
Quelle: Youtube/michaeljacksonVEVO
Ein Artikel von Aargauer Zeitung
Aargauer Zeitung
Hanspeter Künzler / Aargauer Zeitung
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Fast fünf Jahre sind verstrichen, seit sich Michael Jackson von unserem Planeten verabschiedete. Seine Hinterlassenen – allen voran Mutter Katherine – haben seither nicht immer eine glückliche Hand gezeigt im Umgang mit dem Erbgut. Diverse bizarre Familienzwiste sowie ein fehlgeschlagener Versuch, die angehenden Veranstalter von Michaels Comeback-Konzerten auf hanebüchene 26 Milliarden Dollar Schadenersatz einzuklagen, bestätigten nur den Eindruck, dass es erstaunlich war, wie Michael in einer solchen Umgebung überhaupt hatte Musik machen können. 

Im März 2010 schlossen die Erben einen Vertrag mit Michaels alter (oft verhassten) Plattenfirma Epic/Sony ab, der ihnen der Rede nach um die 250 Millionen Dollar eintrug und es dem Konzern erlaubte, zehn neue posthume «Produkte» auf den Markt zu werfen. Dazu gehörten unter anderem die Soundtracks vom Film «This Is It» und «Immortal», der Soundtrack von der gleichnamigen Cirque-du-Soleil-Show. Versprochen waren dazu mehrere Alben mit bisher unveröffentlichten Aufnahmen. 

Die Hoffnungen, dass eine solche Ausgrabungsarbeit Perlen zutage fördern könnte, schienen durchaus angebracht zu sein. Es war bekannt, dass Jackson Dutzende, ja Hunderte von Aufnahmen verwarf, weil sie vor seinem immer mehr ins Manische gehenden Perfektionismus nicht bestehen konnten. 

Acht alte neue Stücke 

Im Dezember 2010 erschien das erste Album mit Archivaufnahmen. Es hiess «Michael» und wurde von vielen Fans boykottiert, weil die Produzenten daran zu viel herumgeflickt hätten und in mehreren Passagen nicht die Stimme von Michael im Vordergrund stand, sondern die von befreundeten Backing Singers. Dennoch waren die Verkaufsziffern schliesslich gar nicht so schlecht – sie liegen weltweit bei rund vier Millionen. 

Nun kommt der nächste Versuch. «Xscape» heisst das Album, es besteht aus acht alten neuen Stücken, von denen deren fünf seit geraumer Weile schon durch die einschlägigen Fan-Foren geistern. Positiv sei gleich zu Anfang vermerkt, dass der für das «Xscape» verantwortliche Epic Records CEO L. A. Reid aus vergangener Kritik die Lehre gezogen hat: Für all die Fans, die sich daran stören, dass an der Zeitverbundenheit einer Pop-Aufnahme nichts verändert werden sollte, enthält die Deluxe-Ausgabe eine zweite CD mit den originalen Demo-Aufnahmen aus den Jahren 1983 bis 1999. Bei der Auswahl, so erklärte Reid, sei es ihm wichtig gewesen, dass eine komplette Gesangsversion von Jackson vorhanden war: Michael habe den Gesang meist erst fast zum Schluss aufgenommen, wenn er an einen Song geglaubt habe. 

Modernes Gewand

Produzenten wie Timbaland, John McClain und Rodney Jerkins kam die Aufgabe zu, den alten Aufnahmen mittels Anpassung an den heutigen Zeitgeist nebst dem letzten Schliff auch eine neue Frische zu verpassen. Daran, dass alle Beteiligten feine, sorgfältige Arbeit geleistet haben, kann nicht gezweifelt werden. Aber nicht allen Liedern steht das moderne Gewand gleich gut. 

Schon beim ersten Stück «Love Never Felt So Good» wirkt die luftlose Produktion eines an sich luftigen Liedes klaustrophobisch. Besser funktioniert Timbalands blubber-bassige Version von «Chicago», ursprünglich aufgenommen im Jahr 1999. Weniger gut passen die tonnenschweren Beats und Bässe zum leichtgewichtigen (aber sehr schön gesungenen) «Loving You», einem Outtake aus den Sessions für «Bad». Dann eine echte Überraschung (wenn auch eine, die Fans seit längerem kennen): eine swingende Version vom alten America-Hit «Horse With No Name». 

Quelle: Youtube/Valentino GBE

Das Niveau bleibt hoch mit «Slave to the Rhythm» – ein Überbleibsel aus den Sessions für «Dangerous» aus dem Jahr 1991 und hier Gott sei Dank ohne die zusätzliche Stimme von Justin Bieber (letztes Jahr war eine Duett-Version mit Bieber im Web gelandet). Dem etwas gestresst klingenden Jackson verpasst Timbaland auf «Do You Know Where Your Children Are» einen etwas gar dick aufgetragenen Wall of Sound. «Blue Gangsta» dann wirkt als Song zerfahren. Der Titelsong schliesslich schlägt eine Brücke zwischen der Melodik der frühen 1980er-Jahre und heutigen Funk-Beats, aber auch hier wirkt Michaels Gesang forciert, besonders wenn er sich an einer tieferen Stimmlage versucht. 

Im Kontrast mit den heutigen R&B-Produktionen fällt vor allem – positiv – auf, wie wortlastig Jacksons Lieder sind. Unter dem Strich: eine durchaus goutierbare Sammlung von Jackson-Liedern, der es freilich – und verständlicherweise – an der stilistischen Abgeschlossenheit fehlt, welche die grossen Jackson-Alben auszeichneten. 

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