Das Unberechenbarste bei einem Coming-out sind heutzutage schon lang nicht mehr die Freunde, die es eh schon immer ahnten, und auch nicht die Mitarbeiter, denen fachliche Qualifikationen wichtiger sind als eine sexuelle Orientierung. Das Unberechenbarste sind noch immer: die eigenen Eltern.
Zum Beispiel die Mutter, die auf das Geständnis der Tochter, sie sei lesbisch, antwortet: «Nimm dieses widerliche Wort nicht mehr in den Mund.» Zum Beispiel der Vater, der zum Sohn sagt: «Ich kann mir noch so viel Mühe geben, ich find Schwule einfach pervers.» So gesagt und vernommen bei uns, heute. Da bricht dann einfach ein Stück des Herzens ab, das für die Eltern schlagen sollte, und wächst nur sehr schwer wieder nach.
Kein Wunder, dass die Zwillingsbrüder Aaron und Austin Rhodes, die von Ohio nach Los Angeles übergesiedelt waren, um Models und Internet-Prominenz zu werden, fürchterliche Angst hatten, es ihrem Vater zu sagen. Sie haben es vor wenigen Tagen per Telefon endlich getan, der Vater klang leicht resigniert, aber gefasst und schwor seinen Kindern, dass er sie ewig lieben werde. So ist's recht.
Vielleicht redete er aber auch bloss so fair daher, weil er genau wusste, dass seine Söhne das Ganze auf YouTube stellen würden. Egal, es soll anderen Eltern ein Lehrstück der Herzensgrösse sein.
(sme)