Die russische Justiz hat neue Ermittlungen gegen den Oppositionellen Alexej Nawalny eingeleitet. Der 38-Jährige sei am Freitag verhört worden, zudem seien die Büros seiner Antikorruptionsstiftung durchsucht worden, teilten die Ermittler laut der Nachrichtenagentur Interfax mit. Es gehe um «illegale Aktivitäten von Verantwortlichen und Mitarbeitern der Stiftung bei der Nutzung von Spendengeldern».
Den Angaben zufolge erhielt die Stiftung im Jahr 2013 Geld von etwa 16'000 Spendern. Es bestehe nun der Verdacht, «dass ein Grossteil von 60 Prozent der Mittel zur Entlohnung von Mitarbeitern verwandt wurde und nicht für die Ziele, zu deren Erreichung die Stiftung angeblich gegründet wurde». Laut Nawalnys Umfeld waren Verhör und Durchsuchung am Donnerstag angekündigt worden.
Die neuen Ermittlungen forderte demnach ein Abgeordneter der nationalistischen Liberaldemokratischen Partei, Michail Degtjarjew. Nawalny selbst schrieb im Kurzbotschaftendienst Twitter, er sei vor seinem Haus von zwölf Beamten erwartet und in einem Auto zum Verhör abgeführt worden. Die Stiftungsräume seien von «maskierten Einsatzkräften mit Scharfschützengewehren» durchsucht worden.
Der Widersacher von Staatschef Wladimir Putin steht seit Februar unter Hausarrest. Ende Dezember wurde er zu dreieinhalb Jahren Haft auf Bewährung verurteilt, sein Bruder zu dreieinhalb Jahren Gefängnis.
Die Brüder sollen den französischen Kosmetikkonzern Yves Rocher um umgerechnet knapp eine halbe Million Euro betrogen haben. Obwohl Yves Rocher den Vorwurf zurücknahm, sprach das Gericht die Brüder schuldig. (sda/afp)