Vier Stunden lang hat der Ständerat am Donnerstag über den Vorschlag des Bundesrats diskutiert, einen zweiten Strassentunnel durch den Gotthard zu bauen. Für einen Entscheid reichte die Zeit nicht. Bevor sie die Debatte unterbrach, trat die kleine Kammer aber mit 25 zu 16 Stimmen auf die Vorlage ein.
Der Bundesrat schlägt vor, eine zweite Röhre durch den Gotthard zu bauen, um die Alpentransit-Verbindung während der Sanierung des bestehenden Tunnels zu gewährleisten. Nach der Renovation, ab etwa 2030, würden dann beide Röhren zur Verfügung stehen.
Die Vorlage verbietet es jedoch, die Kapazität der Verbindung zu erweitern: Geplant ist, nur eine Spur pro Tunnel für den Verkehr freizugeben und die andere als Pannenstreifen zu benutzen. Für Lastwagen würde ein Dosiersystem eingerichtet. Nach der Lesart des Bundesrats handelt es sich daher um eine reine «Sanierungsvorlage». Die Gegner, zu welchen neben Linken und Grünen auch Vertreter der Zentralschweizer Kantone zählen, sehen darin aber einen Etikettenschwindel: Für sie ist absehbar, dass das Verkehrsregime unter dem Druck der Strasse über kurz oder lang aufgeweicht würde.
Die Autofahrer im Stau würden nur schwer verstehen, warum ein voll ausgebauter Tunnel nur zur Hälfte geöffnet werde, sagte Markus Stadler (GLP/UR). Die Debatte wird am nächsten Donnerstag fortgesetzt. (rar/sda)Informieren Sie sich weiter in unserem Hintergrundartikel über die zweite Gotthard-Röhre.