Könnte man den Nachtzug besteigen anstatt den Billigflug buchen? Und damit den CO2-Ausstoss senken, Klimaziele erreichen? Der Bundesrat wittert entsprechendes Potenzial – und will prüfen, wie man das Angebot an Nachtzügen ausbauen könnte.
Vor kurzem hiess er ein entsprechendes Postulat von Thomas Ammann gut. Der St. Galler CVP-Nationalrat kann sich vorstellen, Fördermassnahmen aus dem Handel mit Emissionszertifikaten zu finanzieren. Oder Mittel aus der Flugzeugticketabgabe, falls das Parlament eine solche beschliesst.
«Damit die Nachtzüge in Fahrt kommen», sagt Ammann, brauche es Unterstützung zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit. Der CVP-Politiker verweist auf Länder wie Österreich, Holland oder Schweden, die Nachtzüge jetzt schon staatlich unterstützen.
Den SBB kommt der Support aus dem Bundeshaus gelegen; der Kostendeckungsgrad im Schweizer Nachtzuggeschäft beträgt nur 50 Prozent.
Armin Weber, bei den SBB zuständig für den internationalen Verkehr, sagte neulich gegenüber der «NZZ am Sonntag»: «Wenn Nachtverbindungen ein politisches Ziel sind, dann muss die Schweizer Politik auch eine Diskussion über die finanzielle Förderung der Nachtzüge führen.»
Heute rollen von der Schweiz aus Nachtzüge nach Berlin, Hamburg, Wien, Budapest, Graz, Prag und Zagreb. Die SBB wollen ihre Zusammenarbeit mit den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) im internationalen Personenverkehr verstärken.
Auf bereits bestehenden Strecken wird eine Kapazitätserweiterung geprüft, neue könnten hinzukommen, wie sie im August mitteilten. Für Toni Häne, Leiter Personenverkehr bei den SBB, hat eine Nachtzugverbindung nach Barcelona Priorität, wie er in einem «Blick»-Interview sagte.
Vor einigen Jahren, zu einer Zeit, als Jugendliche noch keine Klimastreiks veranstalteten, wollte der Bundesrat nichts von einer Nachtzugförderung wissen – weil dies nicht rentiere, wie er in der Antwort auf einen Vorstoss von Nationalrätin Aline Trede (Grüne/BE) festhielt.
Simonetta Sommaruga, die nach Doris Leuthards Rücktritt vom Justiz- ins Verkehrsdepartement gewechselt hat, setzt jetzt neue Akzente, wie diverse Verkehrspolitiker sagen.
Das spüre man, sagt etwa die Thurgauer SP-Nationalrätin Edith Graf-Litscher. Die Präsidentin der Verkehrskommission begrüsst es, dass Parteikollegin Sommaruga auch an einer anderen Front Druck macht: Das Angebot an günstigen Fahrausweisen für junge Menschen soll im öffentlichen Verkehr «sinnvoll weiterentwickelt und verbessert werden». Das schreibt der Bundesrat in der Antwort auf ein Postulat von Nationalrat Michael Töngi (Grüne/LU).
Sommaruga, heisst es weiter, werde die Tariffragen in den üblichen Kontakten mit den Branchenvertretern thematisieren. Quasi per Befehl durchsetzen kann Sommaruga ihre Preisvorstellungen nicht. Die Tarifhoheit liegt bei den Transportunternehmen.
Sommarugas Offensive für einen attraktiven ÖV kommt nicht von ungefähr. Die Schiene wurde in den letzten Jahren tendenziell teurer, die Strasse billiger. Im letzten Frühling sickerten Pläne von CH-Direct an die Öffentlichkeit, das GA massiv zu verteuern – um 10 Prozent auf 4250 Franken. Dem Verein CH-Direct gehören 250 Transportunternehmen.
Gemäss dem Diskussionspapier standen auch Vergünstigungen für junge ÖV-Benutzer zur Disposition. Die Pläne lösten einen Sturm der Entrüstung aus – und dürften kaum umgesetzt werden. SBB-Chef Andreas Meyer, der eben seinen Rücktritt bis spätestens 2020 angekündigt hat, betonte im Juni in einem Interview mit CH Media, die SBB lehnten Preiserhöhungen ab.
Bereits heute existieren diverse günstige ÖV-Angebote für junge Menschen. CH-Direct verweist etwa auf «seven25» – der Nachfahre des «Gleis 7». Damit können 16- bis 25-jährige Kunden für 39 Franken pro Monat ein GA erstehen.
Das Halbtax Jugend kostet 100 Franken. Beide Angebote gibt es seit diesem Jahr. Laut einem Sprecher werden demnächst bereits Gruppen ab drei Personen Rabatte gewährt. Auch damit sollen junge Menschen für den ÖV begeistert werden.
Das dürfte im Sinn Sommarugas sein, die auch im Güterverkehr Pflöcke einschlägt. Mit einem ganzen Bündel an Massnahmen, unter anderem günstigeren Trassenpreisen, will sie die Verlagerung von der Strasse auf die Schiene vorantreiben.
Forest
Bravo
Amboss
Sorry, aber hier kapiere ich einiges nicht. Die SBB betreiben ja gar keine Nachtzüge. Das macht die ÖBB. Und 50% Kostendeckung? Echt? Die Österreicher finanzieren die Hälfte der Kosten der Nachtzüge ab der Schweiz? Sie sind ja schon nett, die Österreicher aber das kann ich mir jetzt wirklich nicht vorstellen.
Weiss da jemand mehr dazu?