Die meisten Lehrberufe verlangen keine Fremdsprachenkenntnisse. Erstmals haben die Berufsorganisationen und der Schweizerische Gewerbeverband (SGV) einheitlich definiert, welche Anforderungen ihre Berufslehren an die Lehrlinge stellen.
Eine Auswertung für die «NZZ am Sonntag» zeigt nun, welche Berufe die höchsten und die niedrigsten Anforderungen an ihre Lehrlinge stellen. Mehr noch: Die Aufstellung macht sichtbar, dass bei etwa 60 Prozent aller Berufslehren, inklusive Anlehren, keine Fremdsprachenkenntnisse gefragt sind.
Für die Deutschschweiz bedeutet dies, dass bloss bei etwa 40 Prozent aller Lehrberufe Französisch und/oder Englisch gefragt sind. Da sich darunter allerdings so beliebte Berufe wie Kaufmann, Detailhandelsangestellter und Fachfrau Gesundheit befinden, müssen dennoch etwas mehr als die Hälfte (rund 60 Prozent) aller Lehrlinge Fremdsprachen lernen.
Der hohe Anteil der Berufe ohne Fremdsprachen ist politisch brisant, weil verschiedentlich schon die Abwahlmöglichkeit von Französisch an der Oberstufe gefordert wurde, damit sich die Schüler auf die für ihren Beruf wesentlichen Fächer konzentrieren können.
SGV-Direktor Hans-Ulrich Bigler hofft, dass dank der Profile die Abbruchquote gesenkt werden kann, die je nach Branche bei bis zu 30 Prozent liegt: «Wenn der Informationsstand höher ist und das letzte Schuljahr vermehrt als gezielte, schulische Vorbereitung auf die Lehre genutzt wird, sollten sich die Abbrüche reduzieren lassen.»
Lehrerverbandspräsident Beat Zemp warnt hingegen vor einer zu engen schulischen Fokussierung auf die Anforderungen der Berufswelt. Eine Abwahl von Fächern, etwa einer Fremdsprache, wäre problematisch, sagt er der «NZZ am Sonntag»: «Man weiss nie, ob es mit einer Lehre klappt und welche Kompetenzen man eventuell später noch benötigt.»