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Ein Schweizer, der sich für den Zivildienst entscheidet, ist 390 Tage für sein Land im Einsatz. Das sind 26 Wochen mehr als ein normaler Soldat leistet. Er nimmt das willentlich in Kauf, um im sozialen Bereich einen Dienst an der Gesellschaft zu leisten.
Für Armeechef André Blattmann ist das nicht genug. «Man muss aufpassen, dass der Zivildienst nicht zu attraktiv wird», sagt er im Interview. Ein Zivi arbeite im Schulbereich von Montagmorgen bis Freitagnachmittag, ein Soldat von Sonntagabend bis Samstagmorgen. «Am einen Ort habe ich jeden Abend Ausgang, am anderen nur ein-, zweimal pro Woche», sagt er.
Blattmann stellt sich einen solchen Einsatz offensichtlich als eine gemütliche Angelegenheit vor, als «Schoggi-Job». Damit tut er tausenden von Zivildienstleistenden unrecht. Viele arbeiten in der Pflege oder in der Betreuung, wo Wochenendeinsätze zur Normalität gehören.
Wie ich bei meinen Einsätzen in einem Behindertenheim und einem Altersheim festgestellt habe, beginnt die Arbeit oft zwischen sieben und acht Uhr morgens; rechnet man den Arbeitsweg mit ein, muss man richtig früh aus den Federn. Allnächtliche Parties liegen da nicht drin – auch wenn man «jeden Abend Ausgang» hat.
Auch abgesehen von den Arbeitszeiten sind solche Einsätze in der Regel keine leichte Kost. Klar, im Militär lernt man Befehle zu befolgen, das Bett zu machen und den Raum mit einem Dutzend Typen zu teilen, die man nicht kennt.
Zivildienstler hingegen arbeiten mit Drogensüchtigen, Asylbewerbern in Ausschaffungsgefängnissen und Auffangzentren und pflegebedürftigen Senioren. Das fordert ihnen Einiges ab und bringt sie nicht selten an ihre emotionalen Grenzen. Das Bild, dass ein junger Mann nur im Militär richtig erwachsen werden kann, ist ebenso alt wie falsch.
Hinzu kommt, dass Zivildienstler in vielen Institutionen unabdingbar geworden sind. Das Budget in Heimen ist knapp, die Betreuer können sich bei den Bewohnern oft gerade mal um das Nötigste kümmern. Junge Männer, die Zeit für etwas mehr Menschlichkeit – ein Brettspiel, einen Einkauf oder einen Spaziergang – haben, sind Gold wert. Auch dass Zivis neuerdings an Schulen eingesetzt werden dürfen, ist keine Beschäftigungstherapie, sondern eine gute Strategie im Kampf gegen den Lehrermangel.
Dass André Blattmann um den Bestand der Armee besorgt ist, ist verständlich, denn es wandern tatsächlich immer mehr Soldaten in den Zivildienst ab. Hier die Hürden zu erhöhen, wäre aber die falsche Lösung – und würde wohl viele dazu bringen, wieder über den «blauen Weg», die Ausmusterung, aus der Armee zu kommen.
Obwohl das der Armeechef nicht gern hören wird: Viele Soldaten machen in ihrer Dienstzeit nicht viel Sinnvolles, wie eine Umfrage unter Militärdienstleistenden auf der Redaktion bestätigt. Herr Blattmanns Angriff ist unfair und ungerechtfertigt. Denn die Zivis leisten Tag für Tag wertvolle Arbeit für das Land und die Bevölkerung – das dürfte niemand bezweifeln.
Z: *klopf* Guete Morgä Herr Blattmaa KK Ausser Dienst
B: Grüessech Herr Götgörgülü
Z: Wemmär mal luege wies unde usgseht?
B: Jo. (..)
Z: *werkel*
B: Isches härt?
Z: Hä?
--- (Gedankensekunde) ---
B: I meine de Zivildienst.
Z: Ja ize scho *füdleputz*
B: I has immer härt gha i minere Militärgarriere. Aber das macht eim zumene Maa.
Z: Jawohl. *woschwosch*
B: ..und wüssed sie Herr Götgörgülü, sie hette au selle wiitermache.
Z: Genau. *sloshslosh*
B: Panzer fahre, im Wald verstecke, Schüsse, SIM-Gfächtli mache. ned?
Z: Eusi Familie isch im Krieg gstorbe.
(..)
Junge Menschen, die die Sinnhaftigkeit mehr Gewichten werden den Zivildienst noch lange vorziehen. Da kann das Militär abstinken.