Die Zahl der neuen Asylbewerbenden innerhalb der Europäischen Union sowie in Norwegen und der Schweiz ist im ersten Halbjahr deutlich zurückgegangen. Erstmals seit einem Jahrzehnt kamen die meisten Asylbewerberinnen und -bewerber zudem nicht mehr aus Syrien sondern aus Venezuela.
Bis Ende Juni zählte die EU-Asylagentur annähernd 400'000 neue Anträge, wie die Behörde am Montag mitteilte. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2024 bedeutet dies ein Minus von 114'000 beziehungsweise 23 Prozent. Die Statistik umfasst die Zahlen aus allen EU-Staaten sowie aus Norwegen und der Schweiz, die beide nicht zur Union gehören.
In den 29 Ländern gab es laut der EU-Asylagentur insgesamt 399'000 Anträge. Dabei lagen Frankreich (78'000), Spanien (77'000), Deutschland (70'000) und Italien (64'000) mit weitem Abstand vorn. Im Unterschied zu den Vorjahren war Deutschland nicht mehr Nummer eins.
Für die Schweiz registrierte das Staatssekretariat für Migration von Januar bis Juli 2025 rund 14'100 Asylgesuche. Diese Anzahl liege knapp 14 Prozent hinter derselben Vorjahresperiode mit gut 16'400 Gesuchen zurück, wie der Webseite der Schweizer Behörde zu entnehmen war.
Die europäische Behörde mit Sitz auf der Insel Malta führte den Rückgang insbesondere auf den Sturz von Syriens Machthaber Baschar al-Assad im vergangenen Dezember zurück. Erstmals seit einem Jahrzehnt kamen die meisten neuen Asylbewerberinnen und -bewerber (25'000) nicht mehr aus dem Mittelmeerland, sondern aus Venezuela (49'000) in Südamerika. Aus Afghanistan beantragten 42'000 Menschen neu Asyl.
Mit Ausnahme von Frankreich gingen die Zahlen in den grossen Zielländern überall zurück: am deutlichsten in Deutschland (minus 43 Prozent), aber auch in Italien (minus 25 Prozent) und Spanien (minus 13 Prozent). Von den Asylbewerbenden aus Venezuela stellten fast alle ihren Antrag in Spanien, wo die gleiche Sprache gesprochen wird. Grossbritannien ist nach seinem Austritt aus der EU in dieser Statistik bereits seit Jahren nicht mehr dabei.
Die sogenannte Anerkennungsquote ging nach Angaben der EU-Asylagentur auf den niedrigsten je gemessenen Stand zurück: Nur jeder vierte Erstantrag (25 Prozent) wurde bewilligt. In den insgesamt 29 Ländern gibt es gleichwohl einen riesigen Berg an Anträgen, der noch abgearbeitet werden muss: Ende Juni war über mehr als 900'000 Anträge in erster Instanz bisher nicht entschieden. Weil Widerspruch möglich ist, stehen insgesamt etwa 1,3 Millionen Entscheidungen aus.
Der Umgang mit Migrantinnen und Migranten gehört seit Jahrzehnten zu den grossen Streitthemen der europäischen Politik. Die EU arbeitet inzwischen mit nordafrikanischen Staaten zusammen, um Migrantinnen und Migranten von der Flucht nach Europa abzuhalten. Bei Versuchen, mit oft kaum seetüchtigen Booten das Mittelmeer zu überqueren, kommt es immer wieder zu tödlichen Katastrophen. (sda/dpa)
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